Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Körper. Menschenfleisch schien ihnen besonders gut zu schmecken.
»Ich wusste nicht, dass Drachen Menschen fressen«, sagte Arturo.
»Wir gewöhnen sie von klein auf daran. Etwas anderes bekommen sie nicht. So werden sie stark und brutal. Wenn sie groß sind, werden sie hervorragende Kriegsmaschinen sein.«
»Dann stimmt also alles, was man sich über sie erzählt! Es gibt tatsächlich Drachen, die nachts durch die Gegend streifen und Bauern fressen!«
»Ja, das sind unsere! Erinnerst du dich an den Drachen, den du getötet hast? Nun, wenn du ihn nicht getötet hättest, wärst du von ihm in Stücke gerissen und verschlungen worden.«
»Ist ihre Mutter auch …?«
»Ihre Mutter? Nein, diese Drachen haben keine Mutter. Sie wurden dank der Magie meines Vaters geboren. Bald werde auch ich lernen, wie man Drachen erschafft.«
Nachdem die Tiere den Gefangenen aufgefressen hatten, wurden sie ruhiger und legten sich auf den Boden ihres Nestes, wo einige Knochen und Fleischreste in einer Blutlache schwammen.
»Das werden mal große, starke Drachen«, sagte Alexia stolz. »Gehen wir, sie müssen sich ausruhen.«
Sie schien sehr zufrieden, doch Arturo spürte, dass sich irgendein Widerstand in ihm regte. Er musste an die Zeichnungen denken, die man ihm gezeigt hatte. Wenn jemand auf einer Zeichnung festgehalten hätte, wie der Mann von den Drachenjungen gefressen wurde, dann wäre das einer jener grauenerregenden Albträume gewesen, die dort abgebildet waren.
* * *
Alexia führte Arturo weiter durch das Schloss. Als der Junge auf dem Grund eines Brunnens fünfzig unglückliche Gefangene erblickte – nackt, schmutzig, gefoltert –, drehte es ihm wieder den Magen um.
»Mein Vater benutzt sie für seine Experimente«, erklärte Alexia. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie erfolgreich er damit ist. Je mehr Hungernde und Gefolterte, desto besser. Sie sind wie wilde Tiere und eignen sich bestens für die schwarze Magie, weil sie einen Teil ihrer menschlichen Natur verloren haben.«
»Was sind das für Experimente?«, wollte Arturo wissen. »Was macht dein Vater mit ihnen? Sie sind doch schon halbtot!«
»Quinto, lass einen Käfig aufsperren!«, befahl Alexia. »Such dir den aus, der dir am geeignetsten erscheint.«
Der oberste Leibwächter verneigte sich und ging hinaus.
»Jetzt wirst du sehen, was mein Vater alles mit ihnen machen kann.«
»Wir haben einen ausgesucht, Prinzessin«, sagte Quinto. »Wenn Ihr wollt, könnt Ihr ihn sehen.«
»Komm, Arturo! Jetzt wirst du etwas ganz Besonderes erleben.«
Sie betraten eine große Steinkammer, die von mehreren Fackeln erleuchtet wurde. Die beiden Leibwächter zogen wieder ihre Schwerter aus der Scheide. Auch Quinto zückte sein Schwert und stellte sich schützend vor die Prinzessin. Im Nebenraum waren Peitschenhiebe zu hören, dann kam ein Schatten hereingekrochen. Eine menschliche Gestalt schleppte sich, Stroh und Stofffetzen hinter sich herziehend, über den Steinboden. Die Gestalt war halb nackt. Als sie den Mund öffnete, wurden außergewöhnlich kräftige Zähne sichtbar. Arturo erschauderte, als er erkannte, dass ihre Gliedmaßen die eines Tieres waren, eines Wolfes oder Hundes.
»Nach einer gewissen Zeit wird er sich zu einem vollständigen Tier entwickeln. Mein Vater probiert gerade eine neue Zaubertechnik aus, und was er sich vornimmt, gelingt ihm auch. Er will Menschen in Raubtiere verwandeln, sehr nützlich im Falle eines Krieges! Wir haben einige entwischen lassen, um zu sehen, ob sie etwas taugen, und ich kann dir versichern, die Ergebnisse sind sehr zufriedenstellend! Wer sie einmal aus der Nähe gesehen hat, zahlt von da an ohne Murren seine Abgaben und ist unterwürfiger denn je.«
Der Mutant gab eine Art Bellen von sich und kam Arturo gefährlich nahe. Doch bevor er dem Jungen etwas antun konnte, stürzten sich die Leibwächter auf ihn und töteten ihn. Der armen Kreatur blieb keine Zeit, fortzukriechen oder sich zu wehren.
»Wenn sie dich beißen, bist du verloren«, erklärte Alexia. »Sie stecken dich an und du verwandelst dich in ein Wesen ihresgleichen. Wenn du jemals einem begegnest, darfst du nicht zögern, es zu töten.«
»Tut mir leid, Prinzessin«, sagte der Kerkermeister mit dem dicken Bauch. »Aber diese Tiere sind unberechenbar …«
»Ist schon in Ordnung, du machst deine Sache sehr gut.«
»Aber er hat meine Männer in Gefahr gebracht«, beschwerte sich Quinto. »Er muss bestraft werden!«
»Das sollen sie selbst erledigen«,
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