Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Menschen ohne Ausweg.«
»Gibt es für sie denn keinen besseren Ort, um sich niederzulassen?«
»Doch, im Gefängnis oder in der Sklaverei. Die habgierigen Könige gönnen ihnen nicht mal die Kräuter, die sie auf ihren Feldern finden. Sie verbieten ihnen zu jagen, geben ihnen keinen Fußbreit von ihrem Land ab, aber Steuern verlangen sie von ihnen, für den Schutz, den sie ihnen gewähren. In diesem abgelegenen Tal hier können sie fischen oder Vögel abschießen, ohne Angst haben zu müssen, dafür bestraft zu werden. Sie können Gemüse anpflanzen und ihr Vieh weiden lassen. Ich glaube, die Ruinen sind für diese Leute ein Geschenk des Himmels. Es freut mich zu sehen, dass Ambrosia am Ende für so viele Menschen von Nutzen ist.«
Drei bewaffnete Männer stellten sich ihnen in den Weg. Arturo erkannte sogleich die unverwechselbaren Rüstungen und Helme von Oswalds Soldaten wieder, die Ambrosia zerstört hatten.
»Halt, Fremde!«, befahl einer von ihnen, der einen ziemlich wüsten, buschigen Bart hatte. »Was wollt ihr hier?«
»Nichts Besonderes«, antwortete Arquimaes. »Ich suche meinen Bruder, er war Mönch in dieser Abtei. Vielleicht könnt ihr mir sagen, ob er noch lebt und wo ich ihn finden kann.«
»Wie heißt dein Bruder?«
»Tránsito.«
»Ist das der mit den Kritzeleien?«
»Was für Kritzeleien meinst du?«, fragte Arquimaes.
»Wir sind euch keine Auskunft schuldig, wir sind Steuereintreiber«, mischte sich ein Mann ein, der eine schmutzige Binde über einem Auge trug. »Ihr müsst bezahlen, wenn ihr hierbleiben wollt. Eure Pferde haben Wasser gesoffen und ihr habt hier euer Zelt aufgeschlagen. Das hat seinen Preis.«
»Ich darf dich daran erinnern, dass dieses Land den Mönchen von Ambrosia gehört«, entgegnete der Weise.
»Wir sind Steuereintreiber«, wiederholte der Mann und hob seine Lanze. »Alle, die hier durchreiten oder hierbleiben wollen, müssen zahlen. Fünf Goldstücke pro Kopf und dasselbe noch mal für jedes Pferd.«
»Dreißig Goldstücke!«, rief der Alchemist aus. »Ihr scherzt wohl?«
»Wenn ihr nicht zahlt, nehmen wir euch die Pferde ab.«
Arquimaes gab keine Antwort. Ihm war aufgefallen, dass Arturo lange geschwiegen hatte. Er schien etwas im Schilde zu führen.
»Und an wen müssen wir bezahlen?«, fragte der Junge.
»An mich!«, sagte der mit dem Bart. »Ich bin der Schatzmeister.«
»Und du gibst mir eine Quittung?«
»Was? Wovon sprichst du? Was soll ich dir geben?«
»Eine Quittung. Du weißt schon, ich gebe dir Geld, und du unterschreibst ein Papier, auf dem steht, dass ich dich bezahlt habe«, erklärte Arturo.
Die drei Männer brachen in schallendes Gelächter aus. Sie fanden es lustig, dass ein Junge in einem schmutzigen schwarzen Mantel von ihnen ein unterschriebenes Papier verlangte. Von ihnen, die gar nicht schreiben und lesen konnten!
»Einen Tritt in den Arsch kannst du kriegen!«, sagte der dritte Mann, der bis jetzt schweigend dabeigestanden hatte. »Und ihr beiden anderen auch!«
Arquimaes trat einen Schritt zurück, und die Soldaten dachten schon, er würde die geforderte Summe zahlen. Doch im nächsten Moment merkten sie, dass sie sich geirrt hatten.
Arturo zog sein Schwert aus der Scheide, die er unter dem Mantel verborgen hatte, und hielt es dem Bärtigen an die Kehle. Crispín holte ein Messer aus dem Ärmel und stürzte sich auf den Mann mit der Augenbinde. Und Arquimaes nahm die Schnur, die seine Tunika zusammenhielt, und schlang sie dem Dritten um den Hals, bevor der reagieren konnte.
»Verschwindet, wenn euch euer Leben lieb ist!«, sagte Arturo und kitzelte dem Bärtigen die Kehle. »Haut ab und seht euch besser nicht um! Lasst euch hier nie wieder blicken!«
Arquimaes’ Opfer dachte, der Alchemist wäre nicht kräftig genug, um ihn festzuhalten. Er versuchte, sich von der Schnur zu befreien und ihm seinen Dolch in die Brust zu stoßen. Doch Arquimaes spannte seine Muskeln an und zog die Schlinge so fest zu, dass er seinen Gegner erwürgte, ohne ihm Zeit zu geben zu begreifen, dass auch ein sonst so friedfertiger Mann durchaus fähig ist, Gewalt anzuwenden.
Als die anderen beiden die Leiche ihres Kameraden auf dem Boden liegen sahen, hoben sie die Hände und ergaben sich.
»Wir gehen«, sagte der Bärtige. »Wir wollen keinen Ärger.«
»Wenn ich höre, dass ihr diese armen Menschen weiter schikaniert, wird euch nichts und niemand auf der Welt vor meinem Zorn schützen«, warnte Arturo die beiden. »Habt ihr verstanden? Und
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