Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
»Soll ich es dir verraten?«
»Überlegen Sie sich gut, was Sie sagen, Stromber«, kommt mein Vater mir zu Hilfe. »Arturo ist schließlich noch ein Kind.«
»Ich weiß sehr gut, was ich zu sagen habe, Adragón. Ich wiederhole nur, was die ermittelnden Polizeibeamten zu mir gesagt haben. Sie haben den Verdacht, dass Arturo mit den Einbrechern gemeinsame Sache gemacht hat. Deswegen ist er in den Keller gegangen, während Sie, Adragón, Ihren Vortrag gehalten haben. Die Polizei vermutet, dass es wegen der Beute zum Streit gekommen ist und Arturo die Männer mit den Waffen verletzt hat – das denkt die Polizei. Was sagen Sie dazu, Adragón?«
Mein Vater ist genauso verblüfft wie ich. Strombers Theorie ist so absurd, dass wir vollkommen fassungslos sind.
»Aber das … das ist doch unmöglich …«, stammelt mein Vater. »So etwas würde Arturo niemals tun!«
»Nein? Dann soll er uns doch mal erklären, wie es zu seiner seltsamen Freundschaft mit dem Bettler gekommen ist, diesem Hinkebein. Der hat mehr Zeit auf dem Kommissariat verbracht als jeder andere Kleinkriminelle. Der Kerl klaut, wo er geht und steht. Er prügelt sich herum und überfällt jeden, der irgendetwas Wertvolles bei sich hat. Kann Ihr Sohn erklären, was er mit einem Mann zu schaffen hat, der mit allen Verbrecherbanden der Stadt befreundet ist?«
»Arturo ist Hinkebeins Freund, aber er ist kein Verbrecher, genauso wenig wie Hinkebein selbst!«, sagt mein Vater aufgebracht.
»Hinkebein ist kein Dieb! Er prügelt sich nicht und überfällt niemanden! Und er betrügt auch niemanden, so wie Sie!«, brülle ich, außer mir vor Wut. »Sie haben uns verraten!«
Alle sehen mich an, als wäre ich verrückt geworden.
»Verraten?«, fragt mich mein Vater. »Was willst du damit sagen?«
»Wir haben ein Gespräch zwischen ihm und Señor Del Hierro belauscht und …«
»Moment!«, unterbricht mich der Bankier. »Wir sind nicht hier, um über Señor Stromber zu sprechen oder über diesen Hinkebein. Wir sind hier, um das Schuldenproblem der Stiftung zu klären!«
»Genau! Und wir werden die Maßnahmen ergreifen, die wir Ihnen soeben erläutert haben«, mischt sich Terrier wieder ein. »Ab nächsten Monat sind Sie bei der Bank angestellt und haben die Anweisungen des neuen Geschäftsführers zu befolgen.«
»Und wer soll die Leitung der Stiftung übernehmen?«, fragt mein Vater.
Señor Del Hierro steht auf, nimmt seine Aktenmappe und geht zur Tür. Bevor er hinausgeht, sieht er sich noch einmal zu uns um und sagt: »Señor Stromber wird von nun an die Stiftung Adragón leiten. Er hat unser vollstes Vertrauen. Guten Tag, meine Herren.«
Terrier steht ebenfalls auf und übergibt meinem Vater einen Umschlag.
»Hier ist Ihr Vertrag. Geben Sie ihn mir bitte so bald wie möglich unterschrieben zurück. Wenn ich ihn in zwei Wochen nicht habe, gehe ich davon aus, dass Sie unser Angebot ablehnen. In dem Fall werden wir jemand anderen an Ihre Stelle setzen.«
Mein Vater sitzt wie vom Donner gerührt da, genauso wie ich. Die Mitteilung, dass Stromber die Stiftung leiten wird, hat uns erschüttert. Ich habe diesem Kerl von Anfang an nicht getraut, aber dass er so weit gehen würde, hätte ich nie gedacht.
»Nun, mein Freund, so stehen die Dinge«, sagt Stromber zu meinem Vater. »Señor Del Hierro hat mir sein Vertrauen ausgesprochen. Mir ist gar nichts anderes übrig geblieben, als sein Angebot anzunehmen. Sie werden einsehen, dass es besser ist, wenn sich ein Freund um die Angelegenheiten der Stiftung kümmert und nicht irgendein Unbekannter. Wir werden ausreichend Zeit haben, um über die neuen Regeln zu sprechen, die ich einzuführen gedenke, damit der Betrieb besser funktioniert. Guten Tag.«
* * *
Hinkebein hat mir eine SMS geschickt. Er habe uns etwas Wichtiges mitzuteilen, schreibt er. Also sind Metáfora und ich zu dem Innenhof gegangen, in dem er haust.
»Wir sind aufgeflogen«, sagt er. »Die Typen wissen jetzt, dass ich für euch arbeite. Irgendjemand muss es ihnen erzählt haben. Mit wem habt ihr darüber gesprochen?«
»Mit niemandem! Es ist unser Geheimnis und nur wir drei wissen davon.«
»Dann muss es einen Spitzel geben. Ich bin mir ganz sicher, dass ich beschattet werde. Die haben bestimmt einen Privatdetektiv auf mich angesetzt!«
»So ein Quatsch«, lacht Metáfora. »Sind wir denn jetzt alle verrückt geworden? Einen Privatdetektiv!«
»Die Lage ist ernster, als es scheint«, verteidigt sich Hinkebein. »Es geht um Geld. Sehr viel
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