Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
nehmt euren Freund hier mit!«
Die beiden Männer hoben die Leiche auf und machten sich eilig davon. Sie stiegen auf ihre Pferde und nach wenigen Minuten waren sie außer Sichtweite.
»Ich möchte wissen, was der Schurke mit Kritzeleien meinte, als er von Tránsito sprach«, rätselte Arquimaes. »Was hat er nur gemeint?«
Ein paar derjenigen, die den Streit beobachtet hatten, kamen näher und verneigten sich unterwürfig.
»Meine Herren, wir möchten uns dafür bedanken, dass Ihr uns von diesen Banditen befreit habt«, sagte ein Mann, der einen kleinen Jungen an der Hand hielt.
»Wir sind froh, dass sie endlich fort sind«, sagte eine abgemagerte Frau. »Sie haben uns das Leben zur Hölle gemacht.«
»So ist es! Gut, dass Ihr sie vertrieben habt. Wir sind bereit, Euch zu essen zu geben und alles, was Ihr wollt«, fügte ein Greis hinzu, dem ein Arm fehlte.
»Wir wollen nichts von euch«, wehrte Arturo ab. »Das waren Gauner, und wir haben sie vertrieben, wie es unsere Pflicht war.«
»Sie waren schlimmer als Wölfe«, klagte eine alte Frau. »Sie haben uns ausgeplündert, wollten immer mehr. Sie waren unersättlich.«
»Erzähl uns genauer, was sie gemacht haben, Frau«, bat der Weise.
»Wir mussten sie bezahlen, damit sie uns vor sich selbst beschützten. Wir haben ihnen zu essen gegeben und sie haben uns unsere Kleidung abgenommen. Aufseher haben sie sich genannt.«
»Aufseher? Aufseher worüber?«
»Über diese Ruine. Sie haben gesagt, sie verkörpern Gesetz und Ordnung. Sie würden unser Leben verwalten und dafür würde alles ihnen gehören.«
»Diese Banditen!«, rief Arturo empört. »Nicht mal die Ärmsten der Armen lassen sie in Frieden leben! Bestien!«
»Können wir etwas für Euch tun, Herr?«, erkundigte sich die Alte.
»Wir suchen meinen Bruder Tránsito«, sagte Arquimaes. »Wisst ihr etwas von ihm?«
»Der mit den Kritzeleien?«
»Welche Kritzeleien? Was meinst du?«
»Kommt, ich zeige Euch etwas.«
Die Alte führte sie zu der hohen Mauer, die noch erhalten war. Die arme Frau hinkte stark und jeder Schritt war eine Qual für sie. Sie ging um die Mauer herum und wies mit dem Finger auf die Rückseite.
»Das«, sagte sie, »sind die Kritzeleien, die Tránsito auf die Mauer geschrieben hat, bevor er fortgegangen ist.«
Die drei Freunde hoben den Blick. Die Buchstaben waren so groß, dass man sie schon von Weitem erkennen konnte. Arquimaes entzifferte das Geschriebene und wurde leichenblass.
»Was steht da?«, fragte Crispín. »Was bedeuten diese Buchstaben?«
»Lies du es ihm vor, Arturo«, forderte Arquimaes seinen Schüler mit erstickter Stimme auf.
Während sich der Weise völlig am Boden zerstört entfernte, las Arturo Crispín mit lauter, deutlicher Stimme vor: »An diesem Ort erhob sich einstmals die Abtei von Ambrosia, die viele Jahre im Dienste der Schreibkunst stand. Hier wurden zahlreiche Bücher kalligrafiert, bevor Barbaren den Mönchen das Leben nahmen oder sie vertrieben. Die Schuld daran trägt der Verräter namens Arquimaes. Er hat Tod und Leid über uns gebracht. Möge seine Seele in der Hölle schmoren!«
IV
Die Bank fordert ihre
Rechte ein
D el Hierro hat meinen Vater zu einer Unterredung gebeten. Er will mit ihm über die endgültige Regelung der Schulden sprechen, die die Stiftung bei der Bank hat. Da auch Stromber an dem Gespräch teilnehmen wird und mein Vater noch etwas schwach ist, habe ich darauf bestanden, ebenfalls dabei zu sein.
»Ich verstehe nicht, warum ein Junge von vierzehn Jahren, der keinerlei Befugnisse hat und nichts von Ökonomie versteht, an einer so wichtigen Unterredung teilnehmen sollte«, beschwert sich Del Hierro. »Er geht jetzt sofort hinaus und überlässt die Angelegenheit den Erwachsenen!«
»Tut mir leid, aber ich habe es ihm versprochen«, entgegnet mein Vater. »Außerdem wird er keinen Einfluss auf die anstehenden Entscheidungen haben. Aber vergessen Sie bitte nicht, dass Arturo eines Tages das Geschäft übernehmen wird. Und da ist es gut, dass er beizeiten lernt, wie die verwaltungstechnischen Dinge funktionieren.«
Del Hierro sieht seinen Anwalt an. Der Anwalt stimmt den Argumenten meines Vaters widerstrebend zu. Ich sehe, dass Stromber unruhig auf seinem Stuhl hin- und herrutscht. Offenbar gefällt es ihm nicht, dass ich hier bin.
»Señor Adragón, seit dem Einbruch vor ein paar Tagen hat sich die Situation zugespitzt«, beginnt Del Hierro. »Wir befürchten, dass Sie erneut Ziel eines Überfalls werden, und
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