Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
»Noch wissen wir nicht einmal, wie groß der Palast wirklich ist. Den Luftaufnahmen zufolge muss er riesig sein! Seht her, auf diesem Foto ist es ganz deutlich zu sehen.«
»Ich sehe nichts. Das Foto zeigt nur, dass Férenix eine große Stadt ist.«
»Achtet auf die Anordnung der Gebäude. Hier, die alte Stadtmauer. Man kann deutlich erkennen, dass Férenix einen Schutzwall hatte, der das gesamte Zentrum umschloss. Und die Stiftung liegt mitten im historischen Viertel. Und jetzt schaut euch mal den Grüngürtel an. Das heißt, dass es früher einen zweiten Schutzwall gegeben haben muss.«
»Sehr interessant«, findet Metáfora. »Aber das beweist noch gar nichts.«
»Jetzt passt auf! Weit außerhalb sieht man Reste von Mauern, die vermutlich einen dritten Ring gebildet haben. Einen dritten Schutzwall! Alles lässt darauf schließen, dass sich hier unter unseren Füßen vor vielen Jahrhunderten eine riesige Stadt befunden hat. Höchst außergewöhnlich für das Mittelalter!«
»Aber was hat das alles mit der Stiftung zu tun?«, frage ich. »So furchtbar groß ist sie ja nun auch wieder nicht.«
»Ich habe eine Vermutung«, antwortet Hinkebein. »Als ich die Fotos und danach die Räume in dem unterirdischen Palast gesehen habe, kam mir der Gedanke, dass man durch die Keller der Stiftung in ein Labyrinth von Gängen gelangen könnte, die zum äußersten Schutzwall führen. Möglicherweise befindet sich unter unseren Füßen das größte unterirdische Labyrinth der Welt!«
Hinkebeins Theorie überrascht uns.
»Das kann nicht sein«, sagt Metáfora. »So lange Gänge kann es unter der Erde gar nicht geben. Man hätte nicht genug Sauerstoff.«
»Vielleicht gibt es geheime Ausgänge«, verteidigt Hinkebein seine Theorie. »So was war damals durchaus üblich.«
»Warum sollte man eine unterirdische Welt anlegen? Wozu so viel Arbeit?«
»Als die Stadt erbaut wurde, lag sie wahrscheinlich noch nicht unter der Erde. Die Zeit hat sie nach und nach unter sich begraben. Aber ich will gar nicht ausschließen, dass sie noch längere unterirdische Tunnel gegraben haben, die geschützt waren vor fremden Blicken.«
»Aber warum?«, frage ich.
»Um etwas zu verstecken! Wie bei den Pyramiden in Ägypten. Ein Labyrinth, das ein sehr bedeutendes Geheimnis verbirgt!«
»Vielleicht einen Schatz? Gold? Juwelen?«
»Unmöglich zu wissen«, antwortet Hinkebein. »Um das rauszukriegen, gibt es nur eine Möglichkeit: Wir müssen bis zum Ende vordringen und weiterforschen.«
»Und wie?«, frage ich neugierig.
»Wir sollten professionell vorgehen! Wir benötigen eine geeignete Ausrüstung: Stiefel, Werkzeug, Stricke …«
»Ich weiß nicht, mir gefällt das alles nicht«, sagt Metáfora. »Vielleicht sollten wir erst mit deinem Vater darüber sprechen …«
»Tut das, wenn ihr euch nicht sicher seid«, ermuntert uns Hinkebein.
»Wenn da unten ein Schatz ist, sind unsere Probleme gelöst«, argumentiere ich.
»Ich garantiere für nichts. Es könnte auch sein, dass die Decken bei unserer Aktion einstürzen, und dann wird alles zerstört«, gibt Hinkebein zu bedenken.
»Ich werde es mir überlegen«, sage ich. »Morgen sag ich dir, was wir tun werden.«
* * *
Metáfora und ich sind auf dem Weg von der Schule nach Hause. Cristóbal will uns begleiten, aber ich bitte ihn, uns allein zu lassen.
»Kann ich nicht mitkommen?«, fragt er.
»Heute nicht, Cristóbal. Wir haben was zu besprechen. Ein andermal, okay?«, vertröste ich ihn.
»Immer dasselbe!«, mault Cristóbal. »Ihr lasst mich nur dabei sein, wenn ihr was von mir wollt. Aber wenn es um was wirklich Wichtiges geht, darf ich nie mit!«
»Komm schon, sei nicht böse«, sagt Metáfora. »Du bist doch nur auf Mireia scharf, darum schleichst du immer um uns Ältere rum. Stimmt’s?«
»Nein, ich bin wegen was anderem mit euch zusammen. Aber ich sag euch nicht wegen was. Ich hab nämlich auch meine Geheimnisse, damit ihr’s wisst!«
Schließlich geht er zu Mireia hinüber, die sich wie immer über ihn lustig macht. Ich weiß wirklich nicht, warum er nicht lieber mit Gleichaltrigen zusammen ist.
Metáfora und ich gehen spazieren. Es ist ein schöner Nachmittag. Auf dem Berg, den wir in der Ferne über den Dächern der Stadt sehen können, liegt Schnee.
»Ich muss dir was gestehen«, sage ich.
»Langsam gewöhne ich mich an deine Geständnisse. Also, nur zu!«
»Es geht um meinen Vater und deine Mutter. Anscheinend haben sie über etwas gesprochen … etwas sehr
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