Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Alchemisten beeindruckten ihn nicht. Er war ein Mann der Tat und erreichte immer, was er sich vornahm.
»Kraft meiner Autorität ordne ich an, dass all das hier beschlagnahmt ist!«, rief er. »Soldaten, nehmt alles, was diesem Mann gehört, und bringt es auf die Burg!«
»Hütet euch davor, irgendetwas anzurühren!«, knurrte Arquimaes, außer sich vor Zorn. »Der schlimmste Fluch wird denjenigen treffen, der es wagt, auch nur einen einzigen Gegenstand von seinem Platz zu bewegen!«
Die Soldaten rührten sich nicht, aus Angst, Arquimaes’ Drohung könne wahr werden. Da trat Graf Morfidio einen Schritt nach vorn und schlug mit seinem Schwert auf das Inventar ein. Dann setzte er dem Alchemisten die Spitze seiner Waffe an die Kehle und drückte so fest zu, dass sie drohte, sie zu durchbohren.
»Ich will, dass du freiwillig mitkommst. Es sei denn, du ziehst es vor, das Schicksal deines Schülers zu teilen!«
Als die Soldaten Zeuge wurden, wie unerschrocken ihr Herr war, gehorchten sie schließlich seinem Befehl und zwangen die Gehilfen, alles auf die Karren zu laden.
In kurzer Zeit war das Laboratorium so gut wie leer. Sämtliche Bücher und Pergamente, die der Alchemist im Laufe mehrerer Monate geduldig beschrieben hatte, befanden sich nun im Besitz des Grafen.
Zum ersten Mal befürchtete Arquimaes, Graf Morfidio könnte sich tatsächlich die Geheimformel aneignen. Beim bloßen Gedanken daran überlief ihn ein kalter Schauer.
»Tötet die Männer! Ich will keine Zeugen!«, brüllte Morfidio und stieß sein langes Schwert in die Brust eines der Gehilfen. »Und werft die Leichen in den Fluss!«
Die Soldaten stürzten sich auf die anderen Männer, die keinerlei Widerstand leisteten, spießten sie mit ihren spitzen Waffen auf und bereiteten ihrem Leben in wenigen Sekunden ein Ende.
Voller Entsetzen versuchte der älteste Diener, über die Treppe zu flüchten und nach draußen zu entkommen. Doch Cromell verfolgte ihn laut brüllend. Kurze Zeit später kam er zurück. Die Klinge seines Schwertes war blutgetränkt.
»Das hier hatte er unter dem Hemd versteckt«, sagte er zu seinem Herrn. »Ein Pergament.«
Morfidio entrollte das Dokument und betrachtete es eingehend.
»Aha, jetzt haben wir einen weiteren Beweis für deine Schuld!«, sagte er triumphierend zu Arquimaes.
Vier Soldaten zwangen den Weisen und seinen Schüler, auf einen Karren zu klettern. Sie standen ihrem barbarischen Herrn in seiner Brutalität in nichts nach.
»Zurück zur Burg!«, befahl Graf Morfidio, als ein wildes Heulen durch die Nacht drang. »Es ist dunkel und in der Dunkelheit ist dieses Land gefährlich. Hier ist nichts mehr zu tun … Brennt den Turm nieder! Es soll nichts übrig bleiben von diesem vergifteten Tempel der Hexerei!«
Arquimaes musste mit ansehen, wie mehrere Männer unter Hauptmann Cromells Führung das Labor, das er mit so viel Mühe aufgebaut hatte, niederbrannten. Schweigend sah er zu, wie sein Werk ein Raub der Flammen wurde. Wut und Verzweiflung stiegen in ihm auf.
Der Weise presste eine Hand auf die Wunde des Jungen. Tränen traten ihm in die Augen, als er sah, wie die Soldaten die Leichen der anderen Gehilfen in den Fluss warfen.
Dann machte sich der Tross auf den Weg zur Burg des Grafen Morfidio. Zurück blieben Verwüstung und eine Rauchsäule, die bis zum Himmel reichte.
Nicht ein einziges Fenster der umliegenden Häuser hatte sich geöffnet, niemand war ihnen zu Hilfe geeilt. Das Dorf lag in tiefster Dunkelheit da, als trüge es Trauer. Niemand wagte es, dem Grafen Morfidio die Stirn zu bieten. Niemand stand dem Alchemisten bei, der mehr als einmal das Leben von Kranken oder Verletzten gerettet hatte.
Während sich die Soldaten entfernten, schwang sich ein schmächtiger Mann mit Froschaugen und riesigen Ohren, der sich bis dahin im nahen Wald im Unterholz verborgen gehalten hatte, auf sein Pferd und ritt auf König Benicius’ Schloss zu.
Noch ahnte Graf Morfidio nicht, dass seine Schandtat eine Reihe schrecklicher Ereignisse entfesseln würde, die den Lauf der Geschichte verändern und eine außergewöhnliche Legende hervorbringen sollte.
II
Der Büchernarr
Ich heiße Arturo Adragón und lebe mit meinem Vater in Férenix in einer Stiftung. Wir befinden uns im 21. Jahrhundert, heute ist ein normaler Tag und ich muss zur Schule.
J eden Morgen, wenn ich aufwache, rufe ich mir diese Sätze laut in Erinnerung, damit ich weiß, wo ich bin. Meine Träume sind so unglaublich echt, dass es mir manchmal
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