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Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume

Titel: Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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»Kannst du mir was leihen, Metáfora?«
    Sie holt einen Zwanzigeuroschein aus ihrem Handtäschchen.
    »Wir haben nur sechzig«, sagt sie.
    Der Mann sieht uns unfreundlich an. Doch dann überlegt er es sich und sagt: »Na gut, ausnahmsweise. Aber ich warne euch! Wehe, wenn ihr mich angelogen habt! Setzt euch da hin und wartet, bis ich euch rufe.«
    Er nimmt das Geld und führt uns in ein kleines Wartezimmer, eher eine Höhle. Es ist schmutzig und riecht muffig, an der Wand hängen alte Bilder, auf denen der Teufel, Fabeltiere und eine ganze Palette von Zauberern, Hexen und Hexenmeistern zu sehen sind, außerdem noch Könige und Soldaten. Merkwürdige Klänge durchziehen den Raum, begleitet von Stimmen wie aus dem Jenseits. An einer der Wände hängt ein großes, von zwei Lampen angestrahltes Bild: eine Frau, die im Raum zu schweben scheint.
    »Das ist die Frau aus dem Internet!«, stellt Metáfora fest. »Die auf der Website.«
    »Ihr könnt jetzt reingehen!«, fordert der Mann uns nach ein paar Minuten auf.
    Wir betreten einen größeren Raum, der in ein schwaches rötliches Licht getaucht ist.
    »Setzt euch auf die Stühle da und rührt euch nicht«, befiehlt uns der verkleidete Zauberer. »Estrella kommt sofort.«
    Er lässt uns wieder alleine und wir warten mit angehaltenem Atem. Auch wenn wir wissen, dass all dies Teil der Inszenierung ist, schüchtert uns die Atmosphäre ein wenig ein. Das Ganze soll den Kunden wohl Respekt einflößen.
    Die Tür geht quietschend auf. Zunächst glaube ich, dass die Türangeln nur einmal geölt werden müssten; doch dann wird mir klar, dass auch das zur Inszenierung gehört.
    »Was wollt ihr wissen?«, fragt eine Frau, die so ungewöhnlich gekleidet ist, wie ich es noch nie gesehen habe. »Stellt eure Fragen, ich werde sie beantworten.«
    Metáfora sieht mich an, sagt aber nichts.
    »Also … Ich … Ich möchte etwas fragen …«, stammele ich.
    »Wie heißt du, junger Mann?«
    »Arturo. Ich heiße Arturo. Arturo Adragón.«
    »Und du bist seine Freundin?«, fragt sie Metáfora. »Hast du ihn hergebracht, weil du wissen willst, ob ihr heiraten und Kinder haben werdet?«
    »Wir sind nicht zusammen«, beeilt sich Metáfora zu antworten. »Wir sind nur Freunde, wir gehen in dieselbe Klasse.«
    »Ich möchte etwas über meine Träume erfahren«, sage ich. »Ich habe sehr seltsame und verwickelte Träume.«
    »Sieh an, sieh an, der junge Mann hat seltsame Träume!«, bemerkt sie amüsiert. Ihr ironischer Ton gefällt mir nicht. »Wovon träumst du denn? Von Reichtum, von Macht, von hübschen Mädchen?«
    »Nein, davon nicht. Ich träume von Abenteuern im Mittelalter. Von Rittern, Sturmangriffen auf Burgen und so.«
    »Und von Drachen?«, erkundigt sie sich und betrachtet dabei die Zeichnung auf meiner Stirn. »Sind sie gut oder böse, die Drachen?«
    »Bis jetzt ist mir noch keiner begegnet, aber ich bin sicher, früher oder später tauchen die auch noch auf. Im Moment gibt es nur Zauberer, Könige und Alchemisten. Und seltsame Geheimnisse.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Das ist gerade in Mode. Heutzutage gibt es viele Filme, Bücher, Comics und Computerspiele, die von solchen Fantasiewelten handeln. Wie eine Invasion! Es ist ganz normal, dass ihr Jungen und Mädchen von so was fasziniert seid. Das ist nicht schlimm, es geht bald vorbei.«
    »Aber bei mir ist das was anderes. Ich habe eine Reise in die Vergangenheit gemacht und war im Mittelalter, auf einer Burg. Ich habe an einem Krieg teilgenommen …!«
    »Oh, natürlich. Das geht vielen so. Wenn du zu viele Filme siehst und Rollenspiele und so was spielst, glaubst du am Ende, du würdest tatsächlich im Mittelalter leben. Du musst auf andere Gedanken kommen. Etwas anderes lesen, zum Beispiel. Magst du Gedichte?«
    »Ich will nur wissen, ob das vorübergeht oder noch lange dauert. Und ich will wissen, was mit mir passieren wird. Dafür haben wir bezahlt. Aber wenn Sie mir das nicht sagen können, geben Sie uns lieber unser Geld zurück und wir gehen wieder.«
    »Aber natürlich kann ich dir das sagen! Beruhige dich doch. Ich lege dir die Karten, und dann werden wir sehen, was dir die Zukunft bringt.«
    Sie öffnet ein rot lackiertes Kästchen, das auf dem Tisch steht, und holt einen Stapel großformatiger Karten hervor. Sie wirft sie auf das Tischtuch, nimmt sie wieder auf, mischt sie und sieht mich durchdringend an.
    »Pass auf, Kleiner, jetzt wirst du sehen, was die Zukunft für dich bereithält.«
    Sie nimmt eine

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