Die Schwarze Armee 01 - Das Reich der Träume
Karte heraus und legt sie offen auf den Tisch.
»Eine gute Nachricht! Du wirst lange leben, sehr lange.«
Eine zweite Karte.
»Es kann sein, dass du unsterblich bist. Dass du lebst, bis die zwei Persönlichkeiten, die in dir existieren, eins werden.«
»Zwei Persönlichkeiten?«, fragt Metáfora.
»Dein Freund besteht aus zwei Persönlichkeiten«, erklärt die Frau. »So etwas kann manchmal vorkommen. Etwa so wie ein Mensch mit zwei Leben. Du weißt schon, einer, der in der realen Welt lebt und gleichzeitig in der, die das Produkt seiner Träume ist.«
»Das hab ich ihr auch schon gesagt. Wissen Sie, ich habe Träume und …«
»Pssst! … Sei still, ich muss mich konzentrieren.«
Eine weitere Karte.
»Aber da gibt es ein Problem. Du musst eine Entscheidung treffen, die dein zukünftiges Leben beeinflussen wird! Irgendwann wirst du dich auf einem bestimmten Weg befinden und entscheiden müssen, ob du weitergehen oder umkehren willst! Es wird eine Entscheidung von großer Bedeutung sein, der du dich stellen musst.«
»Und wann wird das sein?«, frage ich immer gespannter.
»Bald. Früher als du glaubst.«
Noch eine Karte … Und noch eine … Noch eine …
»Jetzt kommen die schlechten Nachrichten. Aber vielleicht sollte ich dir die lieber nicht verraten, die sind nicht so wichtig«, sagt sie.
»Doch! Sagen Sie es mir! Dafür habe ich bezahlt!«
»Also gut, ich werde es dir sagen. Aber beschwer dich hinterher nicht, ich hätte dir Angst machen wollen. Also, dein Leben wird beeinflusst von Zeichen, von der Magie und von …«
»Von was?«, fragt Metáfora ungeduldig. »Wovon noch?«
»Von der Liebe. Du wirst dich zweiteilen müssen wegen der Liebe.«
»Was bedeutet das? Niemand teilt sich wegen der Liebe in zwei Teile. Das ist Quatsch.«
»Es ist möglich, dass sich dein Herz spaltet, und dann wirst du eine Entscheidung treffen müssen. Auf dir liegt ein Fluch, du wirst doppelt so viel erleben wie andere, aber du wirst auch doppelt so viel leiden. Da ist die Sonne und da der Mond. Sie bestätigen das. Das ist alles, was ich dir sagen kann.«
»Das soll alles sein für hundert Euro?«
»Ist dir das zu wenig? Du hast mich erschöpft. Dein Fall ist sehr kompliziert, und ich musste mich furchtbar anstrengen, um deine Fragen zu beantworten. Jetzt seid bitte so nett und geht. Die Sitzung ist beendet, ich muss mich ausruhen. Außerdem habt ihr nur sechzig Euro bezahlt und dafür habt ihr ziemlich viel gekriegt. Los, ihr beiden, raus hier!«
Uns ist klar, dass jeder Widerspruch zwecklos ist. Also stehen wir auf und gehen. Auf der Treppe stolpern wir wieder über den Bauschutt und müssen uns an den Maurern vorbeidrängen. Diese Prophezeiung beunruhigt mich. Dass ich doppelt so viel leiden soll wie andere, gefällt mir gar nicht, das hört sich an wie ein böser Fluch.
»Sag mal, Arturo, du machst dir doch wohl keine Sorgen wegen dem, was die Frau gesagt hat, oder?«, fragt mich Metáfora.
»Ach was! Das ist doch alles nur dummes Geschwätz. Eine Masche, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Ich hab dir doch gesagt, wir vergeuden nur unsere Zeit. Wir hätten besser ins Kino gehen sollen.«
»Ja, genau, um deine Fantasie noch mehr anzuheizen!«, sagt sie trocken. »Du solltest eine Zeit lang überhaupt keine Filme mehr sehen und keine Comics oder Romane lesen. Nichts, was deine Fantasie anregt.«
»Was redest du da? Willst du mir ausgerechnet das verbieten, was mir am meisten Spaß macht?«
»Ich will dir gar nichts verbieten, ich rate dir nur, eine Weile bestimmte Dinge zu lassen! Es wird dir nicht schaden, etwas weniger rumzuspinnen und deine Fantasie zu bremsen. Es gibt auch noch andere Sachen, die man unternehmen kann. Wir könnten tanzen gehen …«
Wir steigen in den Bus, der uns wieder nach Hause bringt. Unterwegs reden wir alles Mögliche, das weder mit Zauberei noch mit den Buchstaben auf meinem Oberkörper zu tun hat. Aber im Grunde weiß ich, dass mit mir etwas Merkwürdiges passiert. Etwas, das sich nicht so einfach abtun lässt.
»Du, mir ist irgendwie schlecht und ich bin plötzlich so müde«, sage ich zu ihr, als wir an unserer Haltestelle aussteigen.
»Das kommt von dem Schreck, den dir die Frau eingejagt hat. Das mit dem ›doppelt so viel leiden‹ hätte sie wirklich nicht sagen sollen.«
»Mir wird schwindelig.«
»Komm, lass uns in das Café hier gehen und was trinken. Du wirst sehen, gleich geht es dir besser.«
Kaum sitze ich auf einem Stuhl, merke ich, wie sich
Weitere Kostenlose Bücher