Die Schwarze Armee 02 - Das Reich der Dunkelheit
hindern, uns frei und sicher zu fühlen.“
„Ihr seid unvorsichtig, Ritter Alexander!“, sagte die Königin. „Ihr habt das Ungestüm aller jungen Krieger. Nichts macht Euch Angst.“
„Das ist wahr … Ich möchte Euch zu einem Ausflug zum Fuße des Monte Fer einladen. Kommt, reiten wir los und vergessen wir den Kummer des Alltags. Niemand soll uns diesen Augenblick der Freiheit verderben! Die Demoniquianer sollen wissen, dass wir sie nicht fürchten.“
„Arquimaes und Leónidas werden mit mir schimpfen“, sagte sie, und ihr Atem ging schneller. „Aber manchmal ist es gut, eine Dummheit zu begehen … Reiten wir!“
Sie gaben ihren Pferden die Sporen und ritten los, den Wind im Rücken. Das helle Pferd von Königin Émedi schien aus Gold zu sein und Alexanders Rüstung aus Silber, die bevorzugten Elemente der Alchemisten.
Ein Vogelschwarm begleitete sie eine Weile. Nach allem, was Émedi in den letzten Monaten hatte erleiden müssen – die Niederlage ihrer Armee, Alexias Tod und Arturos Verzweiflung –, fühlte sie sich jetzt wie neugeboren.
Sie ahnte nicht, dass dies ihr letzter Tag in Freiheit sein sollte.
***
A LS F RÓMODIS S OLDATEN mit ihren Schwertern die Stricke durchschnitten, fiel Arturos Körper wie ein nasser Sack zu Boden. Der Schmutz verdeckte die blutige Masse verbrannten Fleisches, in die sich sein Gesicht verwandelt hatte. Nur die Feuchtigkeit linderte ein wenig seine Schmerzen.
Das Gelächter und die Hiebe der Soldaten holten Arturo in die Wirklichkeit zurück. Einen Herzschlag lang hatte er das Gefühl, lebendig zu sein … lebendig und tot zugleich. Er war blind und wusste nicht, woher der nächste Schlag kommen würde.
„Aufhören!“, befahl Frómodi. „Ich möchte nicht, dass ihr ihn umbringt. Mir ist daran gelegen, dass er lebt. Mal sehen, ob ihm seine Unsterblichkeit jetzt noch etwas nützt.“
„Innerhalb weniger Monate wird er ein menschliches Wrack sein“, prophezeite Górgula. „Ein Ritter ohne Augen ist weniger wert als ein Pferd ohne Beine. Niemand wird ihn lieben, seine Freunde werden ihn verlassen, seine magischen Kräfte werden schwinden … Noch vor Einbruch des Winters wird er Selbstmord begangen haben.“
„Ich hoffe, er hält länger durch“, sagte Frómodi. „Er soll noch viele Jahre vor sich haben. Ich wünsche ihm ein langes Leben!“
„Glaubt bloß nicht, dass ihr am Ende siegreich sein werdet!“, stieß Crispín wütend hervor. „Wir werden nicht eher ruhen, bis ihr eure Strafe bekommen habt!“
„Unsere Strafe?“, lachte Frómodi. „Mit euch sind wir schon gestraft genug! Wenn ihr nicht gewesen wärt, hätten wir weniger Ärger gehabt!“
„Mein Vater hat euch nichts getan“, widersprach Crispín. „Und trotzdem habt ihr sein Leben zerstört!“
„Dein Vater ist ein Geächteter und verdient es nicht zu leben … Seid froh, dass ich euch nicht alle umbringen lasse, bevor ich aus diesem widerlichen Lager verschwinde! Geächtete gehören in die Hölle!“
„Ja, seid froh, dass ich euch nicht in Schweine verwandle, so wie ihr es mit König Benicius gemacht habt“, fügte Górgula hinzu. „Das warst du, du Hexe, oder?“
„Und das würde ich auch mit dir machen, wenn ich könnte!“, schrie Amarofet, die Alexia immer ähnlicher sah. „Binde mich los, dann zeige ich dir, dass ich dazu in der Lage bin!“
„Der arme Benicius!“, jammerte Górgula. „Was hat es ihm genützt, Kriege zu führen und Länder zu erobern? Nichts! Am Ende ist er in ein Schwein verwandelt worden … durch eure Schuld!“
„Dich erwartet das gleiche Schicksal, du Hexe, das verspreche ich dir!“, schrie Amarofet. „Binde mich los, dann können wir unsere Kräfte messen!“
Górgula holte aus, um sie ins Gesicht zu schlagen, doch Frómodi hielt sie fest.
„Lass sie! Wenn sie Arturo wirklich liebt, kann sie ihm als Krücke dienen! Ein Blinder, eine Hexe und ein Junge mit einem einarmigen Vater! Krüppel und Geächtete! Ich möchte sehen, wie sie im Sumpf stecken bleiben und die Lust am Leben verlieren!“
Amarofet half dem stöhnenden Arturo, sich aufzurichten.
„Ich kann nichts sehen!“, jammerte er. „Ich werde nie mehr etwas sehen können!“
„Ich werde deine Augen sein, Arturo“, versuchte Amarofet, ihn zu trösten. „Ich werde für dich sehen!“
Frómodi und Górgula sahen sich an und brachen in schallendes Gelächter aus. Sie freuten sich königlich über ihren Sieg.
XII
D IE M ASKE DER K ÖNIGIN
H EUTE N ACHT KANN ich nicht
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