Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
nicht. Soweit ich weiß, gibt es in Férenix keine anerkannte Monarchenfamilie.“
„Aber es wird eine geben!“, sagt Escoria. „Als Erstes wird man alle Welt leicht davon überzeugen können, dass die Ursprünge von Férenix im ehemaligen Königreich von Arquimia liegen. Das Web ist voll von solchen Andeutungen. In letzter Zeit hat man Beweise gefunden, die diese Theorie stützen. Da kennst du dich doch aus, oder?“
„Aber bisher hat man keine Beweise für einen möglichen Nachfahren des arquimianischen Königs gefunden“, entgegne ich. „Und ohne solche Beweise ist das Ganze einen Dreck wert! Nichts als Vermutungen.“
„Also, ich finde, jetzt habe ich mir erst mal einen Schluck Wein verdient, oder?“, lacht Escoria, womit sie uns zu verstehen gibt, dass sieihre Arbeit als beendet ansieht. „Ich habe gefunden, worum ihr mich gebeten habt, also hab ich ein Recht auf eine Belohnung.“
„Mir wäre es lieber, wenn du nichts gefunden hättest“, murmele ich.
„Kannst du rauskriegen, wer diesem Kreis vorsteht?“, fragt mein informationssüchtiger Freund.
Escoria geht wieder ins Internet und gibt ein paar Daten ein. Nach einer Weile sagt sie:
„Es könnte ein gewisser Leblanc sein, aber sicher bin ich mir nicht.“
„Leblanc! Der Schriftsteller!“, rufe ich aus. „Er war mal in einer unserer Ausstellungen. Ich weiß, dass er sich für Geschichte interessiert. Hab ihn schon lange nicht mehr gesehen …“
„Dann geh mal davon aus, dass du ihn in Zukunft öfter sehen wirst, als dir lieb ist“, sagt Hinkebein. „Offenbar ist er der Kopf einer Gruppe von einflussreichen Leuten. Er ist eine bekannte Persönlichkeit in Férenix. Ich glaube, er sitzt sogar im Stadtrat.“
„Er scheint nicht nur einflussreich zu sein, sondern auch sehr aktiv“, bemerke ich.
„Und was ist nun mit mir?“, kräht Escoria. „Ich will meine Belohnung! Hab sie mir redlich verdient!“
XIX
E IN R ITTER WIRD G EBOREN
A LS A STRID UND Amedia aus ihrem tiefen Schlaf erwachten, bemerkten sie, dass etwas oder jemand Besitz von ihrer Seele genommen hatte. Sie hatten viele Stunden neben den Särgen von Alexia und Émedi gelegen, länger, als sie vermuteten. Jetzt endlich war die Reise zu Ende.
Neben ihnen standen Arturo und Arquimaes, die ebenfalls soeben aufgewacht waren. Und vor ihnen erhob sich die majestätische Gestalt des Großen Drachen. Wohl hatten die beiden Frauen von diesen heiligen Tieren gehört, doch nie waren sie einem von ihnen so nahe gewesen.
Der Umwandlungsprozess war mit großer Geschwindigkeit erfolgt. Jetzt hatten die beiden Frauen mehr Ähnlichkeit mit Émedi und Alexia als mit Astrid und Amedia.
„Wo sind wir?“, fragte die Königin. „Leben wir?“
„Wer sind wir?“, fragte Amedia. „Ich weiß gar nichts mehr.“
„Wir sind in der Höhle des Großen Drachen“, antwortete Arquimaes. „Ihr lebt und habt soeben eine Umwandlung erfahren.“
„Wie lange waren wir ohne Bewusstsein?“, wollte Amedia wissen. Ihre Stimme klang fast so wie die Alexias. „Wie lange haben wir geschlafen?“
„Das ist unwichtig. Eure neue Zeit beginnt jetzt. Vergesst die Vergangenheit. Denkt nur an die Zukunft.“
Amedia und Astrid sahen sich verständnislos an. Sie berührten ihre Gesichter, um sich zu vergewissern, dass sie lebten. Die rasche Umwandlung hatte sie vollkommen durcheinandergebracht. Sie hatten Kopfschmerzen, und der ganze Körper tat ihnen weh. Doch sie beklagten sich nicht.
„Ihr habt es geschafft, Meister!“, rief Arturo. „Alles ist gut gegangen! Ihr habt ihnen das Leben zurückgegeben!“
Arquimaes war genauso erstaunt wie sein ehemaliger Schüler.
Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, dass er in den Abgrund des Todes hinabgestiegen war, und dennoch war die Verwandlung von Amedia und Astrid nicht zu leugnen.
Mit jeder Sekunde sahen die beiden Alexia und Émedi ähnlicher.
„Arquitamius, mein Freund, Meister alles Meister“, sagte Arquimaes zu seinem alten Lehrer, der aus dem Schatten getreten war, „Ihr seid der mächtigste Alchemist, der mir jemals begegnet ist! So lange ich auch leben werde, niemals werde ich eine solche Tat vollbringen können. Ihr habt die Kunst der Wiederbelebung an unverhoffte Grenzen geführt.“
„Wiederbelebung?“, fragte Émedi. „Wovon redet Ihr?“
„Kümmert euch nicht darum“, antwortete Arquitamius freundlich. „Das sind Dinge, die nur wir Alchemisten verstehen … Übrigens, falls ihr euch nicht mehr an mich erinnert …
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