Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
Lanzenträger, der alles mit angesehen hatte. „Du weißt nicht, was du tust!“
„Doch, das weiß ich ganz genau“, erwiderte der Ritter, das alchemistische Schwert in der Hand. „Das wirst du gleich sehen! Los, komm her!“
„Zu mir, Soldaten!“, schrie der Offizier.
Seine Untergebenen kamen eilig angerannt. Der Soldat, der den Maulesel festhielt, zog es vor, sich nicht von der Stelle zu rühren. Seine Kameraden, so dachte er, würden schon mit dem Jungen fertig werden und ihn entwaffnen.
„Lass das Schwert fallen!“, befahl ein dicker Soldat dem Fremden. „Sonst werden wir böse!“
„Wer hier böse ist, bin ich“, entgegnete Crispín wütend, „und zwar sehr!“
„Wir werfen dich in den Käfig!“, warnte ihn ein anderer. „Du wirst noch bereuen, was du getan hast!“
„Du wirst dich selbst verfluchen!“, prophezeite der mit der Lanze. „Gut, dass du nicht mehr lange zu leben hast!“
„Ist dir dein Maulesel so viel wert? Mehr als dein Leben?“, höhnte ein anderer.
„Es geht nicht um den Maulesel, sondern um die drei, die ihr da eingesperrt habt“, stellte Crispín klar. „Die Esel seid ihr!“
„Willst du dein Leben riskieren für diese Leute, die mit den Alchemisten im Bunde stehen?“, wunderte sich der Dicke. „Du willst sie doch nicht etwa befreien, oder?“
„Doch, genau das werde ich tun! Und euch sperre ich in den anderen Käfig … falls ihr den Kampf überlebt“, erwiderte Crispín herausfordernd. „Bereitet euch auf euren Tod vor!“
Crispín wartete nicht, bis die Soldaten ihn angriffen, sondern warf sich ihnen kühn entgegen. So nutzte er den Vorteil der Überraschung aus. Sie hatten ihn für einen harmlosen Bauerntölpel gehalten undsahen sich nun einem tapferen arquimianischen Ritter gegenüber, einem Meister des Schwertkampfes! Crispín seinerseits wusste, dass ein halbes Dutzend schlecht ausgebildeter Soldaten keine ernste Bedrohung für ihn darstellte.
Der dicke Soldat, der zwar der Stärkste, aber auch der Langsamste von allen war, kam als Erster an die Reihe. Entsetzt sahen ihn seine Kameraden in einer Blutlache am Boden liegen. Vielleicht deshalb verdoppelten sie ihre Kräfte.
„Umzingelt ihn!“, schrie der Lanzenträger, die Spitze seiner Waffe auf den Feind gerichtet. „Greift den Hurensohn von allen Seiten an!“
Seine Kameraden kamen dem Befehl nach, doch Crispín war schneller als sie alle. Zuerst schlug er den Lanzenträger nieder, denn der schien der Gefährlichste zu sein. Dann verwundete er zwei weitere, woraufhin sich die beiden Übrigen vorsichtig ein paar Schritte zurückzogen.
„Ergib dich!“, befahl einer der beiden. „Wir erwarten jeden Augenblick Verstärkung! Man wird dich hängen!“
„Ich habe eine bessere Idee“, entgegnete Crispín. „Ihr geht jetzt sofort in den leeren Käfig da! Alle!“
„Kommt nicht infrage! Wir sind Soldaten des Königs, und niemand sperrt uns ein!“
Crispín versetzte ihm einen Schlag und verwundete ihn am Arm.
„Ich sag’s nicht noch einmal! Rein mit euch!“
Er musste es tatsächlich nicht noch einmal sagen. Alle kletterten in den leeren Käfig, der neben dem von Herminio und seiner Familie an dem großen Baum hing. Crispín legte die Kette vor, die Soldaten waren gefangen.
„Wo sind die Schlüssel?“, fragte er sie.
„Es gibt keine“, antwortete der Offizier, der noch gar nicht glauben konnte, was ihnen passierte. „Wir sperren die Käfige nur zu. Geöffnet werden sie nie.“
Crispín betrat die Hütte der Soldaten und wühlte in dem Durcheinander, bis er gefunden hatte, was er suchte: einen dicken Hammer. Er ging damit hinaus zu Herminio und seiner Familie, die ihm erwartungsvoll entgegensahen.
„Geht zur Seite!“, befahl er ihnen.
Er schlug mehrmals mit aller Kraft gegen das verrostete Schloss, das schließlich entzweibrach und durch die Luft flog. Dann ließ er den Hammer sinken und sperrte die Käfigtür auf.
„So“, sagte er, „jetzt könnt ihr rauskommen. Das ist ja unmenschlich!“
Herminio half seiner Frau, und Crispín ließ sie vorsichtig auf den Boden gleiten. Dann kam Amarae an die Reihe. Als Crispín sie um die Taille fasste, sahen sich die beiden tief in die Augen. Das Mädchen stellte sich neben ihre Mutter, die den verliebten Blick ihrer Tochter wohl bemerkt hatte. Als Letzter stieg Herminio aus dem Käfig. Ihnen allen war, als wären sie soeben zum zweiten Mal geboren worden.
„Vielen Dank, Ritter Crispín“, sagte der Mann. „Wenn wir noch ein
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