Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
Wahrheit gesagt, du wirst schnell eine Arbeit finden“, erwiderte der Offizier mit einem ironischen Unterton in der Stimme. „Stimmt’s, Leute?“
„Klar!“, rief ein einfacher Soldat, der sich auf seine Lanze stützte. „Bei uns gibt es viel Arbeit.“
„Und sehr gut bezahlt!“, fügte ein anderer hinzu, wobei er liebevoll über sein Schwert strich. „Die Herren in unserem Reich sind sehr großzügig. König Horacles hat uns angewiesen, den Neuankömmlingen behilflich zu sein.“
„Aber leider sind wir gezwungen, Steuern zu erheben“, sagte der Offizier. „Das wird man dir doch auch erzählt haben, oder?“
„Nein, das wusste ich nicht“, gestand Crispín. „Ich hatte keine Ahnung, dass man bezahlen muss, wenn man in ein anderes Land will.“
„Die Steuer ist ja auch ganz neu! Sie heißt ‚Wegegeld‘, Geld für den Weg. Egal, ob man hinein- oder hinauswill.“
„Und wie hoch ist diese Steuer?“
„Ich glaube, wir werden uns mit deinem Maultier begnügen“, entschied der Offizier. „Es ist zwar alt und dürr, aber wir wollen mal nicht so ein. Du gefällst uns.“
„Mein Maultier? Ich brauche es doch!“
„Das ist der Preis, um ins Land zu kommen“, knurrte der Offizier.
„Wenn du nicht so enden willst wie die Unglücklichen da, musst du bezahlen“, erklärte ein anderer Soldat und wies mit seiner Lanze auf einen Baum, an dem ein Eisenkäfig hing. „Steig ab, los, mach schon!“
Doch Crispín hörte ihm schon nicht mehr zu. Sein Blick war auf zwei Frauen und einen Mann gerichtet, die in dem Käfig eingesperrt waren. Sie sahen aus wie Leichen.
„Siehst du, was man mit denen macht, die nicht zahlen?“, lachte der Offizier gut gelaunt. „Los, steig ab, und wir lassen dich anstandslos passieren! Besser zu Fuß ins Land als ab in den Käfig, nicht wahr?“
Crispín sprang von seinem Maulesel. Er übergab einem Soldaten die Zügel und näherte sich dem Käfig. Der widerliche Gestank, der von den Eingesperrten ausging, verursachte ihm Brechreiz.
„Wie heißt ihr?“, fragte er sie.
Der halb bewusstlose Mann hob den Kopf und brachte mühsam hervor: „Ich heiße Herminio, meine Frau heißt Gramma und meine Tochter Amarae.“
„Herminio? Der Gastwirt von Coaglius?“, fragte Crispín erschrocken.
„Kennt Ihr mich? Wer seid Ihr?“
„Meine Freunde und ich haben vor einigen Monaten in eurer Herberge übernachtet. Ich heiße …“
„Crispín!“, rief Amarae, die aus ihrer Ohnmacht aufgewacht war. „Bist du’s wirklich? Ein Wunder!“
„Amarae! Was haben dir diese Kerle angetan?“, rief der Ritter voller Empörung, als er sah, in welch erbärmlichem Zustand das Mädchen war. „Was ist geschehen?“
„Als ihr fort wart, hat man uns beschuldigt, mit den Alchemisten gemeinsame Sache zu machen. Peter, der Mann mit der Narbe im Gesicht, der euch verraten hat, hat auch uns denunziert. Daraufhin hat man uns auf alle mögliche Weise schikaniert. Man hat uns das Gasthaus weggenommen und es Peter gegeben. Schließlich haben wir uns zur Flucht entschlossen. Aber als wir hier ankamen, haben die Soldaten uns festgenommen. Sie haben sich über unsere Sachen hergemacht und uns in diesen Käfig gesperrt.“
„Ich werde mit ihnen reden und sie bitten, euch freizulassen“, sagte Crispín. „Ich glaube, sie hören auf mich.“
„Seid vorsichtig“, warnte ihn Herminio. „Seit die Zauberer die absolute Herrschaft an sich gerissen haben, machen die Soldaten, was sie wollen.“
„Ich bin mir sicher, dass sie mich anhören werden“, beruhigte ihn Crispín. „Ihr werdet sehen.“
„Gib ihnen, was sie verlangen, und verschwinde von hier, bevor es zu spät ist“, riet ihm Amarae. „Flieh, so weit du kannst!“
„Ich werde euch nicht im Stich lassen“, sagte der junge Ritter. „Ich dulde es nicht, dass sie euch wie Vieh behandeln!“
In diesem Moment trat der Offizier hinter Crispín.
„Bist du nun überzeugt, dass es gesünder ist zu zahlen?“, fragte er mit einem zynischen Grinsen.
Crispín wirbelte herum und starrte ihn an.
„Öffne den Käfig und lass sie laufen!“, befahl er. „Sonst tu ich es!“
„Was? Soll das ein Witz sein? Ich werde dich …“
Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden. Crispín hatte sich auf ihn gestürzt und ihn mit einem Schlag gegen die Kehle außer Gefecht gesetzt. Im Fallen sah der Offizier, wie Crispín sein Schwert hervorzog, das er unter seinem Umhang verborgen hatte.
„Hast du den Verstand verloren, Junge?“, schrie der
Weitere Kostenlose Bücher