Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
hinauszögern kann, desto besser für mich.
„Versuch bloß nicht abzuhauen!“, warnt mich Batiste. „Ich ziele mit einer Pistole auf dich. Ich werde dich nicht töten, aber ich werde dir sehr wehtun. Ich werde dir das Hirn zerfetzen, sodass es niemandmehr zusammenflicken kann! Du wirst den Rest deines Lebens ohne Hirn leben müssen!“
„Lass endlich den verdammten Drachen frei!“, schreit Horacio, der unbedingt wissen will, ob seine Zeichnung lebt.
„Adragón!“, rufe ich. „Adragón! Hilf mir!“
Horacio weicht einen Schritt zurück. Adragón schwebt mit ausgebreiteten Flügeln bedrohlich auf ihn zu.
„Adragón!“, schreit er. „Hilfe!“
Batiste hatte recht. Jetzt stehen sich zwei Drachen gegenüber, bereit, sich in Stücke zu reißen.
„Ich hab’s geschafft!“, frohlockt Horacio. „Adragón gehorcht mir!“
„Es funktioniert!“, ruft Mireia aufgeregt. „Wir sind mächtig! Es hat sich gelohnt!“
„Nicht mehr lange“, sage ich. „Gleich werdet ihr sehen, wer stärker ist!“
Batiste bohrt mir den Pistolenlauf in den Nacken.
„Jetzt lass die Drachen entscheiden, wer König von Arquimia ist“, befiehlt er mir. „Und keine Bewegung!“
„Adragón!“, ruft Horacio. „Attacke!“
Doch irgendetwas läuft schief. Horacios Drache rührt sich nicht. Entweder er hat Angst, oder er denkt noch über die Angriffsstrategie nach.
„Attacke!“, wiederholt Horacio.
Der Angriff kommt ganz plötzlich. Horacios Adragón geht auf meinen los, ohne ihm Zeit zum Reagieren zu lassen. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich habe diese Taktik schon irgendwo einmal gesehen.
Die beiden Drachen verbeißen sich ineinander, dann lassen sie voneinander ab und verfolgen sich zwischen Reagenzgläsern, Messbehältern und anderen Arbeitsgeräten.
„Sie werden alles kaputt machen!“, stöhnt Batiste hilflos.
„Keine Sorge, ich komme für den Schaden auf“, antwortet Horacio. „Lassen Sie sie gegeneinander kämpfen!“
Batiste geht zu einem der Tische, um das Tintenfass mit dem wertvollen Saft, den er den Büchern abgezapft hat, in Sicherheit zu bringen. Ich nutze die Gelegenheit und stürze mich auf Horacio.
Im nächsten Moment wälzen wir uns am Boden. Ein paar Stühle kippen um.
Horacio verpasst mir eine Rechte mitten ins Gesicht, und ich schlage zurück. Die beiden Drachen fauchen sich an. Sie kommen uns so nah, dass ihre Flügel uns streifen. Wir versuchen aufzustehen, aber es geht nicht. Zu eng sind wir ineinander verkeilt, während jeder von uns beiden die Oberhand zu gewinnen versucht.
Batiste ist wütend. Er hat Angst um sein Labor. Der Boden ist bereits mit Papier und Glassplittern übersät. Flüssigkeit ist ausgelaufen.
Da gelingt es Horacio, sich zu befreien. Mireia hat ihre Sporttasche geöffnet und reicht ihm ein Schwert.
„Adiós, Arturo!“, ruft er mir zu. „Ich bin gut vorbereitet!“
Er hält das Schwert in beiden Händen. Offenbar ist er entschlossen, mir den Kopf abzuschlagen.
Ich höre das Pfeifen der Klinge, die auf mich zusaust, und bin überzeugt, dass mein letztes Stündlein geschlagen hat.
Plötzlich schießt Adragón heran und hält das Schwert auf. Er konnte sich von seinem Gegner losreißen und ist mir zu Hilfe geeilt, um mich im letzten Augenblick zu retten.
Ich fühle mich schwach. Die hypnotische Kraft der Lampe wirkt nach. Wenn ich hier nicht rauskomme, bin ich geliefert. Ich muss etwas unternehmen.
Ich raffe mich auf und versetze Mireia einen kräftigen Stoß gegen die Brust. Im Fallen versucht sie, sich an Horacio festzuhalten, der immer noch mit meinem Drachen beschäftigt ist. Ich renne zur Tür. Zufällig sehe ich mein Handy auf dem Boden liegen. Das Gehäuse ist kaputt, aber ich hebe es trotzdem auf. Es gelingt mir, die Tür zu öffnen, bevor Batiste mich aufhalten kann. Ich renne durch den angrenzenden Raum und den schmalen Flur zur Treppe. Adragón gibt mir Rückendeckung.
Ich nehme zwei Stufen auf einmal und erreiche endlich die Tür, durch die wir hereingekommen sind. Als ich in der Eingangshalle des Krankenhauses stehe, sehen mich alle verwundert an.
„Was ist los?“, fragt mich eine Krankenschwester. „Was machen Sie hier in diesem Aufzug?“
In diesem Aufzug? Was soll das heißen? Ich sehe mein Spiegelbild in einer Glastür … und erschrecke. Völlig verdreckt, blutverschmiert, die Kleidung zerrissen. Ich sehe aus wie ein Penner.
Unfähig, etwas zu sagen, gehe ich zum Ausgang. Die frische Luft tut mir gut.
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