Die Schwarze Armee 03 - Das Reich des Lichts
war!
„Hallo, meine Freunde!“, rief Rugiano, der die Überraschung seiner Gäste sichtlich genoss. „Ihr habt nicht erwartet, mich hier zu sehen, nicht wahr?“
Neben ihm saß Königin Astrid, bleich wie eine Marmorstatue. Ihr Blick war leer, sie bewegte sich nicht.
„Auch meine geliebte Gattin hatte nicht gehofft, mich noch einmal lebend zu sehen“, fuhr Rugiano fort. „Die Ärmste ist außer sich vor Freude. Endlich darf sie wieder neben mir auf dem Thron sitzen!“
„Wie ist das möglich?“, fragte Amedia. „Wir haben Euch am Eingang der Schlucht sterben sehen!“
„Aber nicht wiederauferstehen“, sagte Horacles, der hinter einer mächtigen Säule hervortrat. „Ihr seid schnell weitergeritten und habt ihn seinem Schicksal überlassen. Deswegen wisst ihr nicht, was danach geschehen ist.“
„Horacles!“, rief Crispín überrascht. „Was machst du denn hier?“
„Wie bist du hierhergekommen?“, wollte Amedia wissen.
„Was hast du mit all dem zu tun?“, fragte Arquitamius, der die Antwort bereits ahnte. „Was hast du getan, Horacles?“
„Hallo, Meister“, begrüßte ihn sein ehemaliger Schüler. „Endlich sehen wir uns wieder!“
„Darüber kann ich mich nicht freuen“, entgegnete der Weise. „Du hast mich verraten, und jetzt muss ich sehen, dass du auch die verraten hast, denen du dein Leben verdankst. Du bist ein schlechter Mensch, Horacles.“
„Stimmt, Meister! Ich bin schlecht. Das wusstet Ihr von Anfang an. Ihr habt mein Leben mit Euren Vorwürfen vergiftet, aber das ist nun vorbei!“
„Du hast Rugiano ins Leben zurückgeholt!“, rief der Alchemist. „Das bedeutet, dass du das Geheimnis der Unsterblichkeit kennst!“
„Ich habe davon Gebrauch gemacht, wie alle Welt sich überzeugen kann“, erwiderte Horacles stolz. „Dank Euch besitze ich die Macht des Blutes.“
„Horacles hat mich gerettet!“, rief Rugiano. „Er hat mich aus dem Abgrund des Todes geholt. Er hat mir das Leben zurückgegeben.“
„Wie ist das möglich?“, wunderte sich Arturo. „Wie hat er das fertiggebracht?“
„Mit seinem Blut!“, brüllte der König. „Er hat mir einen Teil seines Alchemistenblutes gegeben!“
„Hast du das aus Machtgier getan, Horacles?“, fragte Arturo. „Strebst du nach dem Thron?“
„Welches andere Motiv kann jemand haben, der sein Blut spendet?“, lachte Horacles.
„Ja, er will mein Nachfolger werden!“, bestätigte Rugiano. „Endlich habe ich den Sohn, den Astrid mir nicht schenken wollte. Einen Sohn, von meinem eigenen Blute! Einen Thronfolger!“
„Aber … wie ist das möglich?“, stammelte Crispín. „Wie habt ihr das angestellt?“
„Durch schwarze Magie“, erklärte Arquitamius. „Es sind finstere Zauberer, die mit dem Leben Handel treiben! Sie benutzen fremdes Blut, um die Toten wieder zum Leben zu erwecken. Aasgeier sind das, ehrgeizig und verräterisch!“
„Nicht mehr als ihr Alchemisten“, fauchte Rugiano. „Auch ihr steigt in den Abgrund des Todes hinab, um die Toten in die Welt der Lebenden zurückzuholen.“
„Wir sind Alchemisten!“, widersprach Arquitamius. „Wir holen jene zurück, die durch eure Hexerei ihr Leben verloren haben. Aber niemals tun wir das für Geld oder Macht!“
Horacles, dessen Gesicht noch bleicher war als das der Königin, setzte sich auf die rechte Armlehne des Thrones, neben den Mann, der vorgab, sein Erzeuger zu sein.
„Was machen wir mit ihnen, Vater?“, fragte er. „Was sollen wir mit diesen Alchemisten machen?“
***
N ACHDEM SIE MEHRERE Stunden geritten waren, sahen sie in der Ferne ein Dorf.
Auf einem Hügel machten sie halt, um es in aller Ruhe zu beobachten. Sie wollten kein Wagnis eingehen, auch wenn von diesem Marktflecken offenbar nichts zu befürchten war.
„Das ist Drácamont“, sagte Escorpio. „Dort können wir uns ausruhen. Man wird uns Unterschlupf gewähren, ich kenne jemanden, der uns helfen wird.“
„Drácamont?“, wiederholte Morfidio. „Das erinnert mich an etwas …“
„An die Nacht, in der Ihr Arquimaes verschleppt habt?“
„Genau!“, rief der Graf. „Jene Nacht wird mir immer unvergesslich sein. Wie oft habe ich davon geträumt! Es ist einer meiner schlimmsten Albträume.“
Escorpio verzichtete darauf, ihm zu erzählen, dass er alles mit angesehen hatte und danach zu König Benicius geeilt war, um ihm davon zu berichten. Man soll alte Geschichten nicht wieder aufwärmen, sagte er sich, das führt zu nichts.
„Wie hat Benicius wohl
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