Die schwarze Bruderschaft
sichtbarer Ungeduld. »Wo bleibt ihr
denn?« fragte er. »Ich habe schon gedacht, ihr hättet dort unten
ein kleines Kaffeekränzchen abgehalten. « »Aber wir waren
doch nur
-« begann Mike, kam jedoch nicht dazu,
weiterzusprechen. Ben hatte sie nicht allein erwartet. Hinter ihm
hatten sich Chris, Juan und Serena versammelt, und jetzt tauchte
auch Trautmann auf. Er war sehr bleich und hatte eine häßliche
Platzwunde auf der Stirn, schien aber ansonsten unverletzt zu
sein, wie Mike erleichtert feststellte.
»Wo wart ihr so lange?« fragte er in ungewöhnlich ruppigem
Ton.
»Er ist uns entkommen«, gestand Mike kleinlaut. »Wir waren
direkt hinter ihm, aber er ist einfach verschwunden. Und noch
etwas ist sehr eigenartig dort unt-«
»Das spielt jetzt keine Rolle. « Trautmann schnitt ihm mit
einer entsprechenden Handbewegung das Wort ab. »Wir
müssen hier raus! Gibt es unten einen anderen Ausgang?«
»Nein«, antwortete Mike. »Das ist es ja. Ich
-« Er brach
abermals mitten im Satz ab, denn was er hinter Trautman und
den anderen erblickte, das ließ ihn schlagartig verstehen, was
Ben gerade mit brenzlig werden gemeint hatte.
Das Gebäude, dessen Tür sie durchbrochen hatten, schien eine
Art Lagerhaus zu sein. Der Lkw hatte einen ganzen Berg von
Kisten und Fässern niedergewalzt, ehe er umgestürzt war, so
daß auf dem Boden Holzteile, Metallstücke und die Trümmer
der zerborstenen Tür verstreut lagen. Aber die so entstandene
Öffnung war keineswegs leer. Mike schätzte, daß es mindestens
zwei Dutzend Männer sein mußten, die sich auf der Straße und
am Eingang des Gebäudes versammelt hatten. Und obwohl er
gegen das helle Sonnenlicht draußen ihre Gesichter nicht
erkennen konnte, spürte er die gespannte Stimmung doch sehr
deutlich. Von der Menge ging ein unwilliges Murren und
Raunen aus, und Mike sah eine allgemeine, erregte Bewegung.
Und es kamen mit jedem Moment mehr Männer hinzu.
»Sie scheinen nicht besonders gut gelaunt zu sein«, sagte Ben.
Trautman schnaubte. »Was erwartest du? Dieser Narr hätte
ein Blutbad anrichten können! Es ist ein Wunder, daß wir
niemanden überfahren haben!« Und nachdem der Fahrer
verschwunden ist, halten sie euch natürlich für die Schuldigen, fügte Astaroths Stimme in Mikes Gedanken hinzu.
»Vielleicht sollten wir mit ihnen reden«, sagte Mike zögernd.
»Es ist ja nichts passiert, und... « Das würde ich dir nicht raten, sagte Astaroth. Verschwindet lieber von hier. Sie warten nur auf
einen Anlaß, sich auf euch zu stürzen.
Mike berichtete den anderen rasch, was er von Astaroth
erfahren hatte. Trautman nickte. »Das habe ich mir schon
gedacht«, sagte er düster. »Diese Leute hier sind im Moment
sowieso nicht gut auf Ausländer zu sprechen - und wir haben
die halbe Straße demoliert. «
»Wir müssen hier raus«, pflichtete ihm Singh bei. Aber das
war leichter gesagt als getan. Mikes Blick glitt hilfesuchend
durch den Raum, aber er fand nicht, wonach er suchte. Das
Gebäude war anscheinend tatsächlich nur eine große Lagerhalle.
Mit Ausnahme der Tür, durch die sie hereingerast waren, und
der Kellertreppe gab es keinen weiteren Ausgang... »Das kann
ja heiter werden«, murmelte Juan.
»Wolltest du nicht ein bißchen Aufregung?« fragte Ben
spöttisch.
Juan schenkte ihm einen bösen Blick. »Ja. Aber eigentlich
wollte ich nicht gelyncht werden. « Mike fand das nicht
besonders komisch. Selbst ohne Astaroths Worte wäre
mittlerweile beim besten Willen nicht mehr zu übersehen
gewesen, wie aufgebracht die Menge war. Aus dem unwilligen
Murren war ein Chor wütender Stimmen geworden. Fäuste
wurden geschüttelt, und der eine oder andere hatte auch einen
Knüppel mitgebracht, den er zornig in ihre Richtung schwenkte.
Zu seinem Entsetzen sah Mike sogar zwei Männer, die mit
Krummsäbeln bewaffnet waren. »Ich verstehe das nicht«, sagte
Ben. »Klar, daß sie nicht besonders erfreut sind - aber die tun ja
so, als hätten wir wer weiß was angestellt. «
»Vielleicht... haben wir doch jemanden überfahren, ohne es zu
merken?« fragte Serena zögernd. Für eine Sekunde machte sich
betroffenes Schweigen breit, dann drehte sich Mike zu Astaroth
herum und sah ihn fragend an.
Nein, lautete die Antwort des Katers. Aber ihr solltet euch
bewaffnen. Das meine ich ernst. Die letzten Sätze behielt Mike
vorsichtshalber für sich - wenn sich diese Anzahl von Männern
auf sie stürzte, dann hätten sie mit oder ohne Waffen keine
besonders guten Aussichten, hier lebend
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