Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schwarze Bruderschaft

Die schwarze Bruderschaft

Titel: Die schwarze Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
losgehen, aber Yasal vertrat ihm den Weg. Mit einer
raschen Bewegung verlagerte er das Gewicht des toten
Geschöpfes auf den linken Arm und streckte die freigewordene
Rechte in Singhs Richtung aus. Zwischen seinen Fingern blitzte
und funkelte etwas Kleines, Weißes; wie ein winziges
lebendiges Licht. »Was bedeutet das?« fragte Mike
erschrocken. »Könnt Ihr Euch das nicht denken, Herr?« fragte
Singh bitter.
Das Licht zwischen Yasals Fingern wurde heller
- und
plötzlich wußte es Mike. Es war der gleiche, blendendweiße
Schein, mit dessen Hilfe er gestern ein Loch in den
zentimeterdicken Stahl des Schiffsrumpfes geschnitten hatte.
»Yasal, was... was hast du vor?« fragte er unsicher. Plötzlich
hatte er Angst.
»Wir kennen sein Geheimnis«, sagte Singh. »Ich glaube nicht,
daß er zulassen wird, daß wir es weitererzählen. « Er machte
eine Kopfbewegung zu der silbernen Scheibe zurück, die sich in
den Rumpf der TITANIC verkeilt hatte.
»Das ist es doch, nicht? Nur zu. Bring uns um, wenn du willst.
Wir können uns nicht wehren. Ein Menschenleben ist euch ja
offensichtlich nicht viel wert. Geschweige denn das von
tausendfünfhundert!« Das Licht flackerte heller, aber der
tödliche Blitz, auf den Mike wartete, blieb aus. Für endlose
Sekunden stand Yasal reglos da und zielte mit seiner
furchtbaren Waffe auf Singh, aber dann senkte er den Arm ein
wenig und sah Mike an.
»Wir werden es niemandem verraten«, sagte Mike. Und er meinte es so - nicht aus Angst, sondern weil er einfach wußte,
daß dieses Geheimnis niemals gelüftet werden durfte. »Ich
verspreche es dir, Yasal. Wenn du meine Gedanken wirklich
lesen kannst, dann tu es, und du wirst sehen, daß ich es ehrlich
meine. Niemand wird je erfahren, was hier passiert ist oder daß
es euch gibt. «
Die Zeit schien stehenzubleiben. Das Licht richtete sich nun
auf ihn, und zugleich schienen die unheimlichen Augen Yasals
direkt in ihn hineinzublicken. Er konnte regelrecht spüren, wie
etwas durch seinen Kopf tastete und seine geheimsten
Gedanken ergründete. Und dann, nach einer Ewigkeit, senkte
Yasal die Hand wieder, und das furchtbare Glühen zwischen
seinen Fingern erlosch.
Selbst am nächsten Morgen begriff Mike noch nicht wirklich, warum Singh und er noch am Leben waren. Sie waren sofort auf
die NAUTILUS zurückgekehrt, ohne die wenigen noch
verbliebenen Behälter zu bergen, und Mike hatte sich fast
unmittelbar darauf in seine Kabine zurückgezogen. Aber
obwohl er hundemüde und zu Tode erschöpft war, hatte er noch
lange auf seinem Bett gelegen und die Decke über sich
angestarrt. Je länger er darüber nachgedacht hatte, desto
unwahrscheinlicher war es ihm vorgekommen, daß Yasal ihm
wirklich geglaubt hatte. Er hatte nicht gelogen
- sein
Versprechen war ehrlich gemeint gewesen, und zweifellos hatte
Yasal dies in seinen Gedanken erkannt, aber das konnte nicht
der einzige Grund sein. Er war ein Mensch, und Menschen
ändern manchmal ihre Meinung, ganz davon abgesehen, daß in
der Lebenszeit, die noch vor ihm lag, vielleicht der Tag
kommen mochte, an dem er gezwungen war, zu erzählen, was
Singh und er auf dem Meeresgrund erlebt hatten. Singh hatte
mit seinem Mißtrauen durchaus recht
- die Wesen von den
Sternen hatten den Tod von über tausend Menschen in Kauf
genommen, um ihre Brüder zu holen, und sie hatten auch das
Leben der NAUTILUS-Besatzung riskiert, um sie zu bergen
und ihr Geheimnis zu wahren. All dies jetzt aufs Spiel zu
setzen, nur weil Mike ein Versprechen gegeben hatte, das paßte
einfach nicht.
»Wir sind soweit. « Trautmans Stimme drang in Mikes
Gedanken. Er schrak hoch, blickte einen Moment lang völlig
verständnislos in das bärtige Gesicht Trautmans und rettete sich
dann in ein verlegenes Lächeln. »Schon?«
Trautman runzelte die Stirn. Sein Blick wurde wieder ein
bißchen besorgt
- Mike hatte gute zwölf Stunden
ununterbrochen geschlafen, aber er war noch immer
hundemüde, und wahrscheinlich sah er auch so aus. »Alles in
Ordnung mit dir?« fragte er. Mike nickte hastig. »Ja.
Entschuldigen Sie. « Er wollte aufstehen und zu seinem Platz
am Steuerpult gehen, aber Trautman schüttelte den Kopf. »Ben
wird das übernehmen«, sagte er. »Ruh dich aus. Du wirst deine
Kräfte noch brauchen. « »Wieso?« fragte Mike.
»Weil wir ohne Pause durchfahren werden und uns am Ruder
ablösen müssen«, antwortete Trautman. »Wir können es bis
zum sechzehnten schaffen, aber es wird knapp. « Er zögerte
einen Moment, dann setzte er hinzu:

Weitere Kostenlose Bücher