Die schwarze Schwesternschaft - 8
Rafaella n’ha Doria. Diese Leute haben drei Tage lang in der N ä he des Passes gebummelt. Ich glaube, die Packtiere rochen den heimatlichen Stall, sonst w ü rden sie dort immer noch herumwandern und zusehen, wie das gr ü ne Gras w ä chst, und Pilze auf Apfelb ä umen suchen. Jetzt muss ich erst noch mein Honorar abholen. Ich h ä tte mich von den Leuten gern am Stadttor verabschiedet, aber bestimmt h ä tten sie sich dann zwischen hier und den St ä llen verlaufen, so wie sie sich die ganze Zeit benommen haben. Und Zandru peitsche mich mit Skorpionen, wenn ich noch einmal einen Auftrag ü bernehme, bevor genau feststeht, wer w ä hrend der Reise der Chef ist! Glaubt mir – ich k ö nnte euch Geschichten erz ä hlen . Sie eilte davon und sprach kurz mit dem Anf ü hrer der Karawane. Geld wechselte den Besitzer. Vanessa sah, dass Rafaella es sorgf ä ltig nachz ä hlte – und sogar sie als Terranerin wusste, welch eine Beleidigung das auf einem offenen Marktplatz war. Rafi kam zu ihnen zur ü ck, gr ü ßte Vanessa mit einem beil ä ufigen Nicken, schwang sich den letzten der geflochtenen Brotk ö rbe auf die Schulter, und gemeinsam gingen die drei Frauen uber das Kopfsteinpflaster davon.
Was tust du hier, Vanessa? Gibt es etwas Neues aus dem HQ?
Nicht viel , wich Vanessa aus. Eins unserer Flugzeuge von V und E ist in den Hellers abgest ü rzt.
Dann wird es vielleicht Arbeit f ü r uns geben , meinte Rafaella. Im letzten Jahr, als sie mit uns einen Bergungsvertrag f ü r ein abgest ü rztes Flugzeug abschlossen, hatten alle eine Menge zu tun. Rafaella war Reiseorganisatorin und sehr gefragt bei den Terranern, die sich in die wenig bekannten, weg- und steglosen Berge der n ö rdlichen Dom ä nen wagen mussten. Ich weiß nicht, ob es das ist, was sie im Sinn haben. Das Flugzeug ist nicht an einem Ort abgest ü rzt, wo es geborgen werden k ö nnte , sagte Vanessa. Nun schritten die Frauen schweigend durch eine der stilleren Straßen der Stadt, bis sie vor einem großen Steingeb ä ude, das der Gasse eine fensterlose Front zukehrte, stehen blieben. Ein kleines Schild an der Eingangst ü r verk ü ndete:
THENDARA-GILDENHAUS SCHWESTERNSCHAFT DER ENTSAGENDEN
Sherna und Vanessa waren mit den KN orben beladen; allein Vanessa hatte eine Hand frei, um die Glocke zu l ä uten. Eine hochschwangere Frau ließ sie in den vorderen Flur ein. Sie verschloss und verriegelte die T ü r hinter ihnen wieder. Oh, Vanessa, ist es der Abend f ü r die Br ü cken-Gesellschaft? Das hatte ich vergessen. Sie gab Vanessa keine Gelegenheit zu antworten. Rafi, deine Tochter ist hier!
Ich dachte, Doria habe immer noch bei den Terranan zu tun , antwortete Rafaella nicht sehr liebensw ü rdig. Was tut sie hier, Laurinda?
Sie h ä lt mit dem Kasten, der beleuchtete Bilder an die Wand wirft, einen Vortrag f ü r sieben Frauen, die mit Beginn der n ä chsten zehn Tage zu Heilassistentinnen ausgebildet werden sollen , berichtete Laurinda. > Nurses < nennen die Terranan sie, ist das nicht ein komisches Wort? H ö rt sich an, als sollten sie Terranan-Babys die Brust geben, und darum geht es bei ihrer Ausbildung gar nicht. Sie sollen sich nur um die Kranken und Bettl ä gerigen k ü mmern und Wunden verbinden und dergleichen. Sie m ü ssen inzwischen fast fertig sein; geh nur hinein und sprich mit Doria.
Vanessa erkundigte sich: Ist Margali n’ha Ysabet im Haus? Ich habe eine Botschaft f ü r sie. Da hast du GlN uck , antwortete die Frau. Sie will morgen fr ü h mit Jaelle n’ha Melora nach Armida aufbrechen. Sie w ä ren schon heute Vormittag abgereist, aber eins der Pferde verlor ein Hufeisen, und bis die Schmiedin mit ihrer Arbeit fertig war, drohte Regen. Deshalb haben sie die Abreise auf morgen verschoben.
Wenn Jaelle noch im Haus ist , sagte Rafaella, w ü rde ich sie gern sprechen.
Sie hilft Doria bei dem Vortrag. Wir alle wissen, dass sie bei den Terranan gearbeitet hat , sagte Laurinda. Geht ruhig hinein. Sie sind im Musikzimmer.
Ich will erst meine K ö rbe wegstellen , meinte Sherna, aber Vanessa folgte Rafaella in den hinteren Teil des Geb ä udes. Sie ö ffneten die T ü r und schl ü pften leise ins Musikzimmer.
Eine junge Frau, deren Haar nach Art der Entsagenden kurz geschnitten war, beendete gerade einen Dia-Vortrag. Sie z ä hlte mehrere Punkte an den Fingern ab und ließ, als Vanessa und Rafaella eintraten, das letzte Farbbild verschwinden.
Man erwartet von euch, dass ihr gut lesen und schreiben k ö nnt, im Ged ä chtnis
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