Die schwarze Schwesternschaft - 8
sie ins Gildenhaus bringen? Vielleicht kommst auch du dann zur ü ck.
Jaelles Gesicht bew ö lkte sich. Ich weiß nicht, ob ich sie ü berhaupt herbringen kann, Rafi. Es gibt – Schwierigkeiten. Mit Rafaella ging das hitzige Temperament durch. Es ist also wahr! Ich h ä tte nie von dir geglaubt, Jaelle, dass du dem ü tig zu deiner hochgeborenen Comyn-Sippe zur ü ckkehrst, die dich hinausgeworfen hat! Aber vielleicht hat schon immer festgestanden, dass die Comyn dich niemals gehen lassen w ü rden, bestimmt nicht, nachdem du einem von ihnen ein Kind geboren hast! Ich wundere mich nur, dass noch keiner deinen Eid in Frage gestellt hat! Jetzt r ö tete sich auch Jaelles Gesicht vor Zorn. Sie besaß, so dachte Vanessa bei sich, das Temperament, das sich bei den Terranern im Allgemeinen mit flammend rotem Haar verband.
Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen, Rafaella?
Leugnest du, dass der Vater deines Kindes der Comyn-Lord Damon Ridenow ist?
Ich leugne gar nichts , erwiderte Jaelle heftig, aber was soll das? Ausgerechnet du wirfst mir das vor, Rafi? Hast du nicht selbst drei S ö hne?
Rafaella zitierte aus dem Eid der Entsagenden:
Men dia pre’ zhiuro, ich schw ö re, dass ich ein Kind nur dann geb ä ren will, wenn es mein Wunsch ist, das Kind von diesem Mann und zu diesem Zeitpunkt zu empfangen. Weder die Familie noch der Clan des Mannes, weder Fragen der Erbfolge noch sein Stolz oder sein Wunsch nach Nachkommenschaft sollen dabei Einfluss auf mich haben. Ich allein werde bestimmen, wie und wo ein von mir geborenes Kind erzogen werden soll, ohne R ü cksicht auf Stellung oder Stolz eines Mannes.
Du wagst es, mir den Eid in einem Ton vorzuhalten, als h ä tte ich ihn gebrochen? Cleindori ist mein Kind. Ihr Vater ist Comyn; wenn du ihn kennen w ü rdest, w ü sstest du, wie wenig ihm das bedeutet. Meine Tochter ist eine Aillard; in den Sieben Dom ä nen geht die Erbfolge allein im Hause Aillard ü ber die weibliche Linie. Ich habe meine Tochter f ü r mein eigenes Haus geboren, nicht f ü r das irgendeines Mannes! Welche Amazone hat nicht das Gleiche getan, es sei denn, sie ist so einseitig in ihrer Liebe f ü r Frauen, dass sie keinem Mann erlaubt, sie auch nur zu diesem Zweck zu ber ü hren? Jaelles Zorn verflog; von neuem umarmte sie Rafaella. Oh, lass uns nicht streiten, Rafi, du bist beinahe meine ä lteste Freundin, und glaubst du, ich h ä tte die Jahre vergessen, als wir Partnerinnen waren? Aber du bist nicht die Bewahrerin meines Gewissens.
Rafaella ließ sich nicht so schnell vers ö hnen.
Den Platz nimmt jetzt ja wohl dieser m ä nnliche Bewahrer des Verbotenen Turms ein – heißt er nicht Damon Ridenow? Wie kann ich mit ihm konkurrieren?
Jaelle sch ü ttelte den Kopf. Was du auch denken magst, Rafi, ich halte meinen Eid. Rafaella blickte skeptisch drein, aber in diesem Augenblick klang das liebliche Gel ä ut einer Glocke durch den Raum und verk ü ndete, dass das Essen in ein paar Minuten aufgetragen werden w ü rde.
Abendessen, und ich habe immer noch den Dreck der Packtiere und des Marktplatzes an mir! Ich muss gehen und mich waschen, auch wenn ich keine von Dorias Pflegerinnen werden will. Komm mit mir nach oben, Shaya. Streiten wir nicht, schließlich sehe ich dich jetzt so selten – wir wollen keine Zeit darauf verschwenden, uns ü ber Dinge aufzuregen, die wir nicht ä ndern k ö nnen. Vanessa, kommst du mit?
Nein, ich muss Ausschau nach Margali n’ha Ysabet halten. Vanessa wandte sich der T ü r zum Speisesaal zu, w ä hrend Jaelle und ihre Freundin die Treppe hinaufliefen. Es roch gut nach Essen, etwas Heißem und Leckerem, dem Hefeduft frisch gebackenen Brots, das gerade aus dem Ofen genommen worden war. Dazu kam das Klappern von Geschirr; die Frauen, die in der K ü che halfen, stellten Sch ü sseln und Teller auf den Tisch.
Wenn sich Magdalen Lorne, im Gildenhaus als Margali bekannt, ü berhaupt hier befand, musste sie auf ihrem Weg zum Speisesaal an dieser Stelle vorbeikommen. Vanessa fragte sich, ob sie sie am Gesicht erkennen werde. Sie hatte sie nur drei- oder viermal gesehen, das letzte Mal erst vor zehn Tagen bei einem Treffen der Br ü ckenGesellschaft in diesem Haus.
In diesem Moment sah sie Magdalen Lorne vom Gew ä chshaus auf der R ü ckseite des Gildenhauses den Flur entlangkommen. Ihre Arme waren voll von fr ü hen Melonen. Neben ihr ging, ebenfalls Melonen tragend, eine große, drahtige Frau mit Narben im Gesicht – eine Emmasca, die sich der gef ä hrlichen,
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