Die Schwarze Schwesternschaft
Gesicht sehr blass, die großen Augen unter den dichten Wimpern standen dunkel in dem hellen Dreieck ihres Gesichts. Eine Flut von Erinnerungen verschlang sie beide.
Jaelle sah zu ihr hoch wie ein in der Falle sitzendes Tier, das den Todesstoß des Jägers erwartet. Magda hatte Jaelle vor den Räubern gerettet, die sie beide hatten töten wollen, aber jetzt war Jaelle ihre Gefangene, nicht mehr die Siegerin, die ihr gegen ihren Willen den Amazonen-Eid abgenommen hatte. Mit einem einzigen Stich ihres Messers konnte Magda sich befreien, ja, sie brauchte nicht einmal zu töten. Es genügte, dass sie fortging und die verwundete Jaelle in der Kälte zum Sterben zurückließ.
Jaelle in der Höhle, wo sie hilflos dem Tod durch Ertrinken oder Verhungern preisgegeben waren, falls Jaelle nicht vorher an der Fehlgeburt starb. Jaelle, für die Magdas Laran erwacht war. Der Austausch der Messer, der Eid der Freipartnerinnen.
Jaelle und Magda im Turmkreis, miteinander durch das Band der Matrix verbunden, enger als Familie oder Sex oder die eigene Haut…
Jaelle in der Nacht, als Cleindori geboren wurde, sich an Magda klammernd, das Gesicht schweißüberströmt von den Wehen. Der enge Rapport hatte bewirkt, dass Magda die Mühsal und der Triumph einer Geburt Jahre später, als Shaya zur Welt kam, nicht mehr neu waren. Cleindori war insofern ihr eigenes Kind, dass auch sie darum gekämpft hatte, sie hervorzubringen…
Welchen Weg sie auch wählte, immer war Jaelle vor ihr da, und sie folgte nur unbeholfen ihren Spuren. Sogar jetzt…
Dann zerbrach der Rapport (wie lange hatte er gedauert? Ein Lebensalter? Eine halbe Sekunde?), und Jaelle sagte leise: »Nein, Bredhiya mea, viyha mea, ich bin nicht eifersüchtig auf Camilla. Ebenso wenig, wie du eifersüchtig auf Damon bist.«
Aber es hatte eine Zeit gegeben, erinnerte Magda sich, wo sie es gewesen war, von einer schmerzhaften, blinden, wütenden Eifersucht auf Damon besessen. Nachdem sie und Jaelle sich auf so schicksalhafte Weise gefunden hatten, ertrug sie den Gedanken nicht, dass irgendein Mann Jaelle mehr geben konnte als sie. Heute schämte sie sich dieser kurzen Aufwallung, ihrer Angst, Jaelle werde sie weniger lieben, weil sie den Vater ihres Kindes liebte. Sie hatte es durchgefochten und gesiegt, hatte Jaelle immer noch geliebt und Damon gerade deswegen geliebt, weil er Jaelle das eine gab, zu dem sie bei aller Liebe nicht fähig war.
»Zögern ließe mich nur der Gedanke, dich zu verlassen, Margali. Für Cleindori würde ein Dutzend Pflegemütter gern sorgen. Aber du hast etwas, zu dem du zurückkehren kannst. Ich habe nichts. Was hält die Zukunft anderes für mich bereit, als dass ich nach Lady Rohanas Tod den Aillard-Sitz im Rat einnehme? Und warum sollte mich das locken? Bei den Entsagenden und ebenso im Verbotenen Turm arbeiten wir auf das Ziel hin, die Domänen unabhängig vom Rat und den Comyn zu machen, die zu ihrem Vorteil alleinigen Anspruch auf die Nutzung der Laran-Kräfte erheben. Die Hasturs, die den Rat regieren, wollen keine Untertanen, die selbständig denken, und selbständig denkende Frauen wollen sie erst recht nicht.«
»Ist es dann nicht deine Aufgabe, diesen Sitz im Rat anzunehmen und ihnen zu helfen, ihre Einstellung zu ändern?«
»Oh, Margali, Breda, glaub mir, dass ich über all das längst nachgedacht habe! Ich kann den Rat nicht ändern, weil der Rat sich nicht ändern will. So, wie es heute ist, hat er alles, was er wünscht: Macht, die Mittel, seine Gier zu befriedigen. Wenn die Menschen nicht freiwillig für ihn arbeiten, verspricht er ihnen eigene Macht und Befriedigung ihrer Gier.«
Von neuem nahm sie ihre Wanderung am Rand der Klippe auf. Der Mondschein fiel auf ihr Gesicht. »Sieh dir an, was sie mit Lady Rohana gemacht haben! Sie sagten zu ihr: ›Es spielt für dich keine Rolle, dass du nicht frei bist. Du wirst stattdessen Macht haben, und Macht ist wichtiger als Freiheit.‹ Sie bestachen sie mit Macht. Ich habe solche Angst, dass sie mit mir ebenso umspringen werden, Magda. Sie werden herausfinden, was ich mir am meisten wünsche, und mich damit gefügig machen. Ich kann einfach nicht glauben, dass alle Comyn korrupt sind, aber sie haben Macht, und deshalb hungern sie nach noch mehr Macht. Sogar die Türme beteiligen sich an diesem Spiel um Macht, Macht, Macht über andere Menschen.«
»Vielleicht ist das einfach die Art, wie die Welt funktioniert, Jaelle. Mir
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