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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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gewinnen, das wusste er. Es gab nur sehr wenige Territorien, die nicht im Schatten von Hayll lebten. Askavi hatte schon vor Jahrhunderten die Beine für Hayll breit gemacht. Dhemlan war das einzige Territorium im Osten des Reiches, das, obgleich in den letzten Zügen, immer noch gegen Dorotheas Einfluss ankämpfte. Außerdem gab es eine Hand voll kleiner Territorien tief im Westen, die noch nicht völlig überwältigt waren.
    In einem Jahrhundert, höchstens zweien, würde Dorothea ihr Ziel erreicht haben: Haylls Schatten würde das gesamte Reich bedecken und sie würde die Hohepriesterin sein, die absolute Herrscherin von Terreille, das einst als das Reich des Lichtes bekannt gewesen war.
    Daemon ließ die Zigarette verschwinden und knöpfte sich das Hemd zu. Er musste sich noch um Marissa, Maris’ Tochter, kümmern, bevor er sich schlafen legen konnte.
    Er hatte nur wenige Schritte zurückgelegt, als ein Geist an dem seinen vorüberstrich und seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Auf der Stelle wandte er sich vom Haus ab und folgte dem mentalen Zerren. Diese geistige Signatur, die verworrenen Gedanken und zusammenhanglosen Bilder waren unverwechselbar.

    Was machte sie hier?
    Das Zerren hörte auf, als er das kleine Wäldchen am Ende des Gartens erreichte.
    »Tersa?«, rief er mit gedämpfter Stimme.
    Im Gebüsch neben ihm raschelte es und eine knochige Hand legte sich um sein Handgelenk. »Hier entlang«, meinte Tersa, indem sie ihn einen Pfad entlang führte. »Das Netz ist zerbrechlich.«
    »Tersa ...« Daemon versuchte, einem Ast auszuweichen, der ihm ins Gesicht schlug, woraufhin Tersa unsanft an seinem Arm riss. »Tersa ...«
    »Psst, Junge«, sagte sie grimmig und zog ihn weiter.
    Er duckte sich vor herabhängenden Ästen und wich Wurzeln aus, um nicht zu stolpern. Mit zusammengebissenen Zähnen zwang er sich, nicht auf das zerfetzte Kleid zu achten, das ihren halb verhungerten Körper bedeckte. Als Tochter des Verzerrten Reiches war Tersa halb wildes Tier und sah die Welt durch die Scherben dessen, was sie selbst einst gewesen war, in gespenstischem Grau. Aus Erfahrung wusste er, dass es sinnlos war, mit ihr über profane Dinge wie Essen, Kleidung und ein sicheres, warmes Bett zu sprechen, wenn sie in eine ihrer Visionen vertieft war.
    Sie kamen an eine Lichtung, wo eine flache Steinplatte auf zwei weiteren Felsen ruhte. Daemon fragte sich, ob das Gebilde natürlichen Ursprungs war oder ob Tersa es als kleinen Altar errichtet hatte.
    Auf der Steinplatte befand sich lediglich ein hölzerner Rahmen mit dem Verworrenen Netz einer Schwarzen Witwe.
    Unbehaglich massierte Daemon sich das Handgelenk und wartete ab.
    »Sieh zu«, befahl Tersa ihm. Sie schnippte den Daumennagel ihrer Linken gegen den Nagel des Zeigefingers, woraufhin sich der Zeigefingernagel in eine scharfe Spitze verwandelte. Dann stach sie sich in den Mittelfinger ihrer rechten Hand und ließ je einen Blutstropfen auf die vier Haltelinien fallen, mit denen das Netz an dem Rahmen befestigt
war. Das Blut lief die oberen Linien hinab und kroch an den unteren empor. Als sich die Tropfen in der Mitte trafen, erglühten die spinnenseidenen Fäden des Gebildes.
    Vor dem Rahmen erschien ein Nebelwirbel und verwandelte sich in einen kristallenen Kelch.
    Der Kelch war einfach und die meisten Leute hätten ihn als unscheinbar bezeichnet, doch auf Daemon wirkte er elegant und wunderschön. Es war jedoch der Inhalt des Kelches, der ihn näher an den behelfsmäßigen Altar zog.
    Der von Blitzen durchzuckte, schwarze Nebel in dem Kelch enthielt eine Kraft, die seine Nervenbahnen entlang glitt, sich um seine Wirbelsäule schlängelte und Erlösung in dem plötzlichen Feuer suchte, das sich in seine Lenden ergoss. Es war eine flüssige Gewalt, katastrophal in ihrer Intensität und von einer ungebändigten Wildheit, die jegliche menschliche Vorstellungskraft überstieg ... und er wollte sie mit jeder Faser seines Körpers.
    »Sieh«, meinte Tersa, indem sie auf den Rand des Kelches deutete.
    Ein hauchdünner Riss verlief von einem Sprung am Kelchrand bis hinab zu seinem Fuß. Daemon beobachtete, wie sich im nächsten Augenblick ein tieferer Sprung auftat.
    Der Nebel im Kelchinnern bildete einen Strudel. Eine Nebelschwade schob sich durch das Glas am Boden in den Stiel.
    Zu zerbrechlich, dachte er, während sich immer mehr Sprünge auftaten. Der Kelch war zu zerbrechlich, um eine derartige Kraft zu halten.
    Dann sah er genauer hin.
    Die Risse verliefen von außen

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