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Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit

Titel: Die schwarzen Juwelen 01 - Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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interessierte Miene gewahrte. »Da du nicht aus Pruul zu stammen scheinst und deine Familie nicht zu Besuch ist, könntest du mir vielleicht sagen, wo du herkommst.« Als sie zögerte, deutete er mit dem Kopf in Richtung des Bootes. »Ich kann ein Geheimnis für mich behalten.«
    »Ich komme aus Chaillot.«
    »Chai …« Lucivar verbiss sich einen weiteren Fluch. »Verstehst du Eyrisch?«
    »Nein.« Jaenelle grinste ihn an. »Aber jetzt kenne ich ein paar eyrische Wörter.«
    Sollte er lachen oder sie erwürgen? »Wie bist du hierher gekommen?«
    Sie strich sich durchs Haar und betrachtete angestrengt den steinigen Boden zwischen ihnen. Schließlich zuckte sie die Schultern. »Genauso, wie ich auch an andere Orte gelange.«
    »Du reist mit den Winden?«
    Sie hob einen Finger, um die Luft zu prüfen.
    »Ich meine keine Brise und auch keinen Luftstoß.« Lucivar knirschte mit den Zähnen. »Die Winde. Die Netze. Die Seelenstraßen in der Dunkelheit.«
    Jaenelle horchte auf. »So nennt man sie also?«
    Es gelang ihm, nur kurz in weiteres Fluchen auszubrechen.
    Jaenelle beugte sich vor. »Bist du immer so leicht reizbar?«

    »Nur, wenn ich so reizenden Menschen wie dir begegne.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ach, vergiss es.« Er griff nach einem spitzen Stein und zog einen Kreis auf dem Boden zu ihren Füßen. »Das hier ist das Reich Terreille.« In den Kreis legte er einen runden Stein. »Das ist der Schwarze Berg, der Schwarze Askavi, wo sich die Winde treffen.« Er zog gerade Striche von dem runden Stein bis hin zur Kreislinie. »Dies sind Haltelinien.« Dann zeichnete er kleinere Kreise in den großen Kreis. »Dies sind Horizontlinien. Die Winde sind wie ein Spinnennetz und man kann auf den Horizont- und den Haltelinien reisen und dort, wo sie sich kreuzen, die Richtung wechseln. Jede Blutjuwelenkaste hat ihr eigenes Netz. Je dunkler das Netz, umso mehr Horizont- und Haltelinien gibt es und umso schneller ist der Wind. Man kann jedes Netz bereisen, das die eigene Kaste nicht übersteigt, also nur solche, die zur eigenen Kaste gehören oder heller sind. In einem dunkleren Netz kann man nur reisen, wenn man in einer Kutsche sitzt, die von jemandem gelenkt wird, der stark genug ist, in diesem Netz zu reisen, oder wenn man von jemandem beschützt wird, der dort reisen kann. Versucht man es dennoch auf eigene Faust, wird man es wahrscheinlich nicht überleben. Verstanden?«
    Jaenelle nagte an der Unterlippe und deutete auf eine Stelle zwischen den Linien. »Und wenn man dorthin möchte?«
    Lucivar schüttelte den Kopf. »Dann muss man das Netz am nächstgelegenen Punkt verlassen und auf andere Weise dorthin gelangen.«
    »So bin ich aber nicht hierher gekommen«, widersprach sie.
    Lucivar erschauderte. Um Zuultahs Hof gab es keinen einzigen Netzstrang, da er absichtlich in einer jener leeren Regionen erbaut worden war. Wollte man direkt von den Winden dorthin gelangen, musste man das Netz verlassen und blind durch die Dunkelheit gleiten – ein Unterfangen,
das selbst für die Stärksten und Besten äußerst riskant war. Außer ...
    »Komm her, Katze«, sagte er sanft. Als sie sich vor ihm niederließ, legte er ihr die Hände auf die schmalen Schultern. »Wanderst du oft umher?«
    Jaenelle nickte langsam. »Leute rufen mich, so wie du heute.«
    Wie er. Mutter der Nacht! »Katze, hör mir gut zu. Es gibt viele Gefahren, denen Kinder leicht zum Opfer fallen können.«
    In ihren Augen lag ein eigenartiger Ausdruck. »Ja, ich weiß.«
    »Manchmal kann ein Feind die Maske eines Freundes tragen, bis es zu spät ist, um zu entkommen.«
    »Ja«, flüsterte sie.
    Lucivar schüttelte sie leicht, um sie zu zwingen, ihn anzusehen. »Terreille ist ein gefährlicher Ort für kleine Kätzchen. Bitte geh nach Hause und hör damit auf! Reagiere ... reagiere nicht mehr auf die Leute, die nach dir rufen.«
    »Aber dann werde ich dich nie mehr wiedersehen.«
    Er schloss die goldenen Augen. Ein Messer mitten im Herzen täte weniger weh. »Ich weiß, aber wir werden trotzdem Freunde sein. Und es ist auch nicht für immer. Wenn du größer bist, komme ich dich suchen, oder du findest mich.«
    Jaenelle nagte erneut an der Lippe. »Wie alt ist größer?«
    Gestern. Morgen. »Sagen wir mit siebzehn. Das klingt wie eine Ewigkeit, ich weiß. Aber in Wirklichkeit ist es gar nicht so lang.« Selbst Sadi hätte keine bessere Lüge spinnen können. »Versprichst du mir, nicht weiter auf Wanderschaft zu gehen?«
    Jaenelle stieß einen Seufzer aus. »Ich

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