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Die Schwarzen Roben

Die Schwarzen Roben

Titel: Die Schwarzen Roben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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seit er den Titel seines Vaters geerbt hat.«
    Ein Ausdruck von Bedauern huschte über Pugs Gesicht, als er die Tasse absetzte. Die Jomach-Frucht lag unberührt in seiner Hand, deren Fingernägel tadellos manikürt waren. »Kamatsu war einer der besten Männer, die dieses Land jemals hatte. Man wird ihn vermissen. Auf vielerlei Arten verdanke ich ihm vieles von dem, was ich heute bin.« Dann, als wären ihm diese dunklen Gedanken unangenehm, grinste Pug. »Hat Hokanu auch eine Leidenschaft für Pferde entdeckt, wie sein Bruder, der sie beinahe verschlingt?«
    Mara schüttelte den Kopf. »Er mag sie, doch nicht annähernd so stark wie Kasumi.« Sie fügte traurig hinzu: »Oder Ayaki.«
    Pug reagierte auf diesen Hinweis mit der offenen, barbarischen Sympathie, die sie bei Kevin so oft beunruhigt hatte. »Der Tod Eures Sohnes war eine Tragödie, Mara. Ich habe selbst einen Sohn, der beinahe in seinem Alter ist. Er ist so voller Leben –« Er brach ab und fingerte unbehaglich an den Ärmeln seines Gewandes. »Es war mutig von Euch, einen solchen Verlust auszuhalten, ohne herzlos und gleichgültig zu werden.«
    Es war unheimlich, wie viel dieser barbarische Magier von ihren Angelegenheiten und ihrem Herzen wußte. Mara warf einen flüchtigen Blick auf Saric, der aussah, als wollte er gerade zu einem Kommentar ansetzen. Sie gab ihm mit einem Zeichen zu verstehen, daß sie zuerst sprechen wollte, bevor der Mut sie völlig verlassen würde.
    »Pug«, begann sie. Sie brachte die vertraute Anrede nur mühsam über die Lippen. »Ich habe Euch diese Nachricht aus einer Art Verzweiflung geschickt.«
    Pug faltete die Hände und betrachtete sie vollkommen regungslos. »Vielleicht ist es klug, von Anfang an zu erzählen.«
    Seine Augen wirkten alt, als hätten sie Dinge gesehen, die bei weitem über das hinausgingen, was einem menschlichen Geist zugemutet werden sollte. Für einen kurzen Moment blickte Mara hinter sein Geheimnis auf die Macht, die in diesem Mann schlummerte, dessen Art so einfach schien wie die eines geschwätzigen Cousins. Sie rief sich die schwarzbemäntelte Gestalt in Erinnerung, die mit nur einer Handbewegung die Kaiserliche Arena zerstört hatte, ein gigantisches Steingebäude, das in jahrzehntelanger Arbeit erbaut worden war. Hunderte waren gestorben und Tausende verletzt worden in einer fürchterlichen Explosion seines Zorns. Trotz seines gewöhnlichen Auftretens und seiner warmherzigen Art war er ein Zauberer von unschätzbarer Macht. Mara zitterte heftig; sie fühlte sich wie ein kleines Mädchen vor dieser sorgsam kontrollierten Macht, die dieser Mann so geschickt verbarg.
    Und doch mußte sie zugeben, daß Pug sich der Tradition ganz allein entgegengestellt hatte und daß er von der Versammlung der Magier ausgeschlossen worden war für Taten, die sie nicht gutheißen konnte. Wenn die Acoma nach einer Möglichkeit für Schutz suchen mußten, war er ein wichtiger Schlüssel zum Wissen.
    Mara entschloß sich, alles zu wagen. Sie entließ Lujan und ihre Berater, und als sie allein mit dem barbarischen Magier war, sprach sie frei heraus. Sie begann mit dem Jahr, indem der Tod ihres Vaters und ihres Bruders sie gezwungen hatte, die Herrschaft über ihr Haus zu übernehmen, und wiederholte die folgenden Siege und Niederlagen. Sie sprach ohne Pause, vergaß ihren Tee und das Essen auf dem Tablett, bis sie beim Ende angelangt war, als die Konfrontation mit den Anasati zur Einmischung der Versammlung geführt hatte.
    Pug unterbrach sie ab und zu mit Zwischenfragen zur Klärung eines Gedankengangs, zur Erwähnung eines Details, oder er blickte sie prüfend an, um das Motiv hinter einer Tat zu erkennen. Mara war beeindruckt von seinem Gedächtnis, denn er bat häufig um Informationen über etwas, das sie mehr als eine halbe Stunde zuvor erwähnt hatte. Als Mara Arakasis letzte Funde erwähnte, die die fehlende Kontinuität in alten Dokumenten in den Kaiserlichen Archiven betrafen, wurden Pugs Fragen noch viel gezielter.
    »Warum wünscht Ihr meine Hilfe in dieser Angelegenheit?« fragte er mit täuschend sanfter Stimme.
    Mara wußte, daß nichts als vollkommene Ehrlichkeit angesagt war. »Es ist offensichtlich geworden, daß die Versammlung sich gegen mich stellt, nicht um Frieden zu bewahren, sondern um einen Wandel des Kaiserreichs aufzuhalten. Die Erhabenen haben die Nationen mehr als tausend Jahre lang vom Wachsen abgehalten, wenn die Erkenntnisse meiner Berater und meines Supai richtig sind.« Obwohl sie für

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