Die Schwarzen Roben
Grund für die Kleidung des Magiers geben: Er war kein Tsurani. Ihre spontane Nachricht, die sie einen Monat zuvor auf die andere Seite des Spalts geschickt hatte, mußte eine Antwort heraufbeschworen haben. Vor ihr stand der barbarische Magier Milamber, dessen vor Zorn entfesselte Kräfte einst Sklaven befreit und die Kaiserlichen Spiele zerstört hatten.
Maras Furcht legte sich jedoch angesichts dieser Erkenntnis nicht. Die Überzeugungen dieses Midkemiers waren ihr nicht vertraut. Sie war Zeugin seiner gewalttätigen Handlungen geworden, die schließlich in der Ausschließung durch jene Versammlung gipfelten, die ihm einst seine erste Ausbildung gegeben hatte. Seine Loyalität und sein unbeständiges Wesen mochte immer noch ihnen gehören; seine rasche und direkte Ankunft nach ihrer vagen Eröffnung war beunruhigend, da Mara allenfalls einen Brief als Antwort erwartet hatte.
Auch wenn Milamber nicht im direkten Auftrag der Versammlung hier war, gab es keine Garantie, daß er nicht doch in ihren Interessen handelte. Das, was zwischen den Welten seit seiner Entehrung geschehen war, hatte ihn veranlaßt, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Mara beendete ihre Verbeugung. »Erhabener«, begann sie mit einer Stimme, die so fest wie möglich war. »Ihr ehrt mein Haus.«
Die dunklen Augen, die sich auf Mara richteten, schienen verschleiert Erheiterung zu zeigen. »Ich bin kein Erhabener, Lady Mara. Nennt mich einfach Pug.«
Mara kräuselte die Stirn. »Habe ich mich geirrt? Ist Euer Name nicht Milamber?«
Pug, der geschäftig den unmöblierten, mit Holz ausgestatteten Raum begutachtete, antwortete mit einer Zwanglosigkeit, die typisch für die meisten Midkemier war. »Er war es. Doch ich ziehe es vor, unter dem Namen bekannt zu sein, der mir in meiner Heimat verliehen wurde.«
»Also gut, Pug.« Mara stellte ihren Ersten Berater und den Kommandeur vor. Dann war sie ein wenig unsicher, wie sie weiter vorgehen sollte. Unwillig, als erste ein tieferes Thema anzusprechen, sagte sie: »Darf ich Euch eine Erfrischung anbieten?«
Pugs Aufmerksamkeit kehrte zu ihr zurück, doch mit beunruhigender Intensität. Die Hände aber, die in Kentosani solch fürchterliche Kräfte der Zerstörung erzeugt hatten, hingen ruhig an ihm herunter. Er nickte lediglich kurz mit dem Kopf.
Mara führte ihn durch die dämmrigen Flure in die große Halle. Saric, Lujan und ihr Hadonra folgten in respektvoller Entfernung, die Augen voller Neugier und Ehrfurcht. Der Erste Berater der Acoma hatte bei unzähligen Hwaet-Bieren immer wieder durch die Erzählungen seines Cousins von der Zerstörung bei den Kaiserlichen Spielen gehört. Lujan bewegte sich wachsam, sich bewußt, daß er bei einem Mann mit solcher Macht nicht einmal daran denken durfte, seine Waffen zu benutzen. Saric betrachtete den Magier abschätzend; er rümpfte die Nase wegen dem fremden, modrigen Geruch nach Birkenrauch und Talg, der in der Kleidung des Mannes hing. Pug war für einen Tsurani ein Mann mittlerer Größe, nach den Maßstäben seines Heimatlandes jedoch klein. Er wirkte bescheiden, abgesehen von seinen Augen, die seine Macht widerspiegelten und geheimnisvoll und furchterregend waren.
Als die Gruppe die breiten Türen erreichte, die zur großen Halle führten, meinte Pug: »Es ist schade, daß Ihr nicht in Eurer gewöhnlichen Behausung seid, Mylady Mara. Ich habe von der großen Halle der Minwanabi gehört, als ich im Kaiserreich lebte. Die Beschreibungen der Architektur faszinierten mich.« In beinahe liebenswürdigem Ton führte er weiter aus: »Ihr wißt, daß ich mein Haus ebenfalls auf dem Eigentum einer gefallenen Familie errichtet habe. In der Nähe von Ontoset, auf dem ehemaligen Land der Tuscai.« Mara warf einen Blick auf ihren Gast. Es war nichts Unfreundliches in seinen Augen, die sie offen anblickten. Wenn er damit andeuten wollte, daß er etwas über ihren Haushalt wußte, da ihr Kommandeur, ihr Erster Berater und ihr Supai alle einst den Tuscai gedient hatten, zeigte er doch nur eine freundliche Fassade. Pugs Blick, immer in Bewegung, wanderte durch den Raum, in dem Maras Ahnen hof gehalten hatten. Typisch für die meisten tsuranischen Hallen, war auch diese an zwei Seiten offen, und Läden führten zu einem schattigen Portikus. Das Dach war gewölbt; es bestand aus Balken, Holzschindeln und Ziegeln. Die Böden waren aus gewachstem Parkett, auf dem Generationen ihre Spuren hinterlassen hatten.
»Beeindruckend«, sagte er beim Anblick der Kriegsfahnen, die in
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