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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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neuen Herrschaftszeit übersehen würde.
    Jane Seymour hatte ihr Hochzeitskleid an dem Tag ausgesucht, als meine Schwester hingerichtet wurde. Ich konnte ihr deswegen nicht einmal Vorwürfe machen. Anne oder ich hätten genauso gehandelt. Wenn Henry seine Meinung änderte, dann schnell, und eine kluge Frau widersetzte sich ihm nicht. Um so mehr jetzt, da er sich von einer makellosen Frau hatte scheiden und eine andere hatte hinrichten lassen. Jetzt kannte er das Ausmaß seiner Macht.
    Jane Seymour würde die nächste Königin sein, und ihre Kinder, falls sie welche bekam, würden die nächsten Prinzen und Prinzessinnen sein. Vielleicht würde auch sie, genau wie die anderen Königinnen, jeden Monat verzweifelt hoffen, daß sie ein Kind empfangen hatte, wissend, daß mit jedem Monat, in dem dies nicht geschah, Henrys Liebe ein wenig lauer wurde, seine Geduld ein wenig nachließ. Oder Annes Fluch, sie solle im Kindbett sterben, könnte sich erfüllen. Ich beneidete Jane Seymour nicht. Ich hatte zwei Königinnen |690| miterlebt, die mit König Henry verheiratet waren, und keiner hatte er viel Freude gebracht.
    Was uns Boleyns betraf, so hatte mein Vater recht behalten. Wir mußten nun nur sehen, daß wir überlebten. Mein Onkel hatte mit Annes Tod im Spiel eine gute Partie verloren. Er hatte sie auf den Spieltisch geworfen, genau wie er mich und Madge Shelton als Einsatz benutzt hatte. Wenn es auch einem anderen Mädchen gelungen war, Henry zu verführen, wenn es auch den Zorn des Königs mit Sanftmut ertrug oder gar sein Auge auf den höchsten Thron im Land gerichtet hatte, Onkel Howard hatte immer noch ein Howard-Mädchen in der Hinterhand. Er würde wieder spielen. Nur wir Boleyns waren vernichtet. Wir hatten unser berühmtestes Mädchen verloren, Königin Anne. Und wir hatten unseren Erben George verloren. Annes Tochter Elizabeth war ein Niemand, noch weniger wert als die allseits verachtete Prinzessin Mary. Man würde sie nie wieder Prinzessin nennen. Sie würde niemals auf dem Thron sitzen.
    »Ich bin froh darüber«, sagte ich schlicht zu William, während die Kinder schlummerten, vom Schaukeln des Bootes in der ablaufenden Flut in den Schlaf gewiegt. »Ich möchte mit dir auf dem Land leben. Ich möchte unsere Kinder erziehen, einander zu lieben und Gott zu fürchten. Ich möchte meinen Frieden finden. Ich habe genug von dem großen Spiel bei Hof. Ich habe gesehen, welchen Preis man dafür zahlen muß, und er ist mir zu hoch. Ich will nur dich. Ich möchte nur in Rochford leben und dich lieben.«
    Er legte den Arm um mich und hielt mich fest an sich gedrückt, schützte mich vor dem kalten Wind, der vom Meer herüberwehte. »Einverstanden«, sagte er. »Du hast deinen Teil beigetragen, so Gott will.« Er schaute auf meine beiden ältesten Kinder, die im Bug des Bootes lagen. »Aber diese beiden? Die werden wieder flußaufwärts an den Hof und zu den Mächtigen fahren, irgendwann in ihrem Leben.«
    Ich schüttelte den Kopf und protestierte.
    »Sie sind halb Boleyn und halb Tudor«, meinte er. »Mein Gott, was für eine Mischung! Genau wie ihre Cousine Elizabeth. Wer weiß, wie weit sie es noch bringen werden.«

|691| Anmerkung der Autorin
    Mary und William Stafford lebten lange und glücklich miteinander in Rochford. Als Marys Eltern (1538 und 1539) starben, erbte Mary den gesamten Familienbesitz der Boleyns in Essex, und sie und William wurden reiche Landbesitzer.
    Sie starb 1543, und ihr Sohn Henry Carey wurde am Hof seiner Cousine, Königin Elizabeths I., ein wichtiger Ratgeber und Höfling. Sie ernannte ihn zum Viscount Hunsdon. Marys Tochter Catherine heiratete Sir Francis Knollys und begründete mit ihm eine bedeutende Dynastie der Elisabethanischen Zeit.
    Besonderen Dank schulde ich Retah M. Warnicke, deren Buch
The Rise and Fall of Anne Boleyn
mir für meine Geschichte als außerordentlich wichtige Quelle gedient hat. Ich habe Warnickes originelle und provokante Hypothese übernommen, daß der Kreis von Homosexuellen um Anne, zu dem auch ihr Bruder George gehörte, sowie ihre letzte Fehlgeburt ein Klima geschaffen hatten, in dem der König sie der Hexerei und sexueller Perversionen anklagen konnte.
    Den folgenden Autoren, deren Bücher mir geholfen haben, die sonst nie erzählte Geschichte der Mary Boleyn aufzuspüren, und die mir wertvolles Hintergrundmaterial lieferten, bin ich ebenfalls zu Dank verpflichtet:
    Bindoff, S. T.,
Pelican History of England: Tudor England
, Penguin, 1993
    Bruce, Marie

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