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Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin

Titel: Die Schwester der Königin - Gregory, P: Schwester der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Benehmen verführt. Ganz bestimmt hat sie die |676| Königin, den Bischof und den Kardinal bedroht. Du kannst sie nicht verteidigen, Mary. Sie ist in mindestens der Hälfte der Anklagepunkte schuldig.«
    »Aber George …«, flüsterte ich.
    »George hat bei allem mitgemacht«, sagte William. »Und er hat auch selbst gesündigt. Wenn Sir Francis und die anderen je gestehen, was sie mit Smeaton und den anderen gemacht haben, dann würden sie für Sodomie gehängt werden, von allem anderen abgesehen.«
    »Er ist mein Bruder«, beharrte ich. »Ich kann ihn nicht im Stich lassen.«
    »Du kannst in den sicheren Tod gehen«, erwiderte William. »Oder du kannst das alles hier überleben und deine Kinder aufziehen und Annes kleines Mädchen behüten, das zutiefst beschämt und zum Bankert erklärt und ohne eine Mutter in der Welt stehen wird, ehe die Woche vorüber ist. Du kannst abwarten, was nach der Herrschaft dieses Königs kommt. Was die Zukunft für Prinzessin Elizabeth bringt. Du kannst deinen Sohn Henry gegen die verteidigen, die ihn als Erben des Königs aufbauen wollen oder – schlimmer noch – als Kronprätendenten. Du schuldest es deinen Kindern, sie zu beschützen. Anne und George haben ihre Wahl getroffen. Aber Prinzessin Elizabeth und Catherine und Henry müssen erst in der Zukunft Entscheidungen treffen. Dann solltest du bei ihnen sein und sie unterstützen.«
    Meine Hände, die ich auf seiner Brust zu Fäusten geballt hatte, sanken kraftlos herab. »Gut«, sagte ich dumpf. »Ich lasse sie ohne Hilfe zum Prozeß gehen. Ich erscheine nicht vor Gericht, um sie zu verteidigen. Aber ich werde meinen Onkel aufsuchen und ihn fragen, ob man nichts zu ihrer Rettung unternehmen kann.«
    Ich hatte erwartet, daß er mir auch das verweigern würde, aber er zögerte. »Bist du sicher, daß er dich nicht zusammen mit ihnen vor Gericht stellen wird? Er hat gerade über drei Männer zu Gericht gesessen, die er seit ihren Kindertagen kannte, und hat bestimmt, daß sie gehängt, kastriert und gevierteilt werden sollen. Er ist nicht in gnädiger Stimmung.«
    |677| Ich überlegte angestrengt. »Nun gut. Dann gehe ich zuerst zu meinem Vater.«
    Zu meiner Erleichterung nickte William. »Ich bringe dich hin«, sagte er.
    Ich warf mir einen Umhang über und rief der Amme zu, sie solle auf das Kind aufpassen und Henry bei sich behalten, da wir auf einen Besuch gingen und eine Weile weg sein würden. Dann verließ ich mit William unsere Unterkunft.
    »Wo ist er?« fragte ich.
    »Im Haus deines Onkels«, antwortete William. »Der halbe Hofstaat befindet sich noch in Greenwich. Der König hält sich nur in seinen Gemächern auf, er soll zutiefst betroffen sein, manche jedoch sagen, daß er jeden Abend heimlich zu Jane Seymour schleicht.«
    »Was ist mit Sir Thomas und Sir Richard passiert, die mit den anderen verhaftet wurden?« fragte ich.
    William zuckte die Achseln. »Wer weiß? Keine Beweise gegen sie, oder es hat sich jemand besonders für sie eingesetzt. Wer weiß je, wann ein Tyrann wahnsinnig wird? Man hat ihnen gegenüber Milde walten lassen, doch ein junger Mann wie Mark Smeaton, der nur eines konnte, nämlich Laute spielen, der wird auf die Folterbank gespannt, bis er nach seiner Mutter winselt und ihnen alles sagt, was sie hören wollen.«
    Er nahm meine kalte Hand und barg sie in seiner Armbeuge. »Da wären wir«, sagte er. »Wir gehen durch den Stallhof ins Haus. Ich kenne einige der Stallburschen. Ich möchte erst einmal herausfinden, wie die Lage ist, ehe wir uns bei deinem Vater sehen lassen.«
    Wir schlichen uns in den Stallhof, doch ehe William zu einem der Fenster »Hallo« hochrufen konnte, hörten wir hinter uns Hufschlag auf den Pflastersteinen, und mein Vater kam geritten. Ich eilte aus dem Schatten zu ihm. Sein Pferd scheute, und er beschimpfte mich.
    »Vergebt mir, Vater, ich mußte Euch sehen.«
    »Du bist es?« sagte er unvermittelt. »Wo hast du dich die ganze vergangene Woche versteckt gehalten?«
    »Sie war bei mir«, antwortete William hinter mir. »Wo sie |678| hingehört. Und bei unseren Kindern. Catherine ist bei der Königin.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte mein Vater. »Das einzige makellose und tugendhafte Boleyn-Mädchen, soweit wir wissen.«
    »Mary möchte Euch etwas fragen, und dann müssen wir gehen.«
    Ich hielt inne. Nun, wo wir hier waren, wußte ich kaum, was ich zu meinem Vater sagen sollte. »Wird man George und Anne verschonen?« erkundigte ich mich. »Setzt sich Onkel für ihn

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