Die Schwestern des Lichts - 3
sich entschlossen auf. »Chandalen, weißt du eigentlich, was ich tue. Worauf ich mich spezialisiert habe?«
»Ja. Wie alle Konfessoren machst du den Menschen angst, damit du ihnen sagen kannst, was sie tun sollen, und weil sie Angst haben, tun sie, was du sagst.«
»So ungefähr. Ich sitze dem Rat der Midlands vor. Ich vertrete alle Völker und wahre ihre Rechte. Ich ermögliche es Völkern wie den Schlammmenschen, so zu leben, wie sie wollen.«
»Wir beschützen uns selbst.«
Sie nickte ihm nüchtern zu. »Glaubst du wirklich? Auf jeden Schlammmenschen kamen fünf Jocopo. Dein Großvater war mutig und hat einen Feind besiegt, der ihm zahlenmäßig überlegen war. Doch auf jeden Mann, auf jede Frau und jedes Kind der Schlammenschen kommen in dieser Stadt über einhundert tote Soldaten, und dies ist nur eine Stadt dieses Landes. Sie alle wurden besiegt, als wären sie nichts. Einhundert Krieger auf jeden Schlammenschen, und sie haben tapfer gekämpft, wie du selbst gesagt hast. Welche Chance, glaubst du, hättet ihr gegen eine Armee, die so viele Krieger besiegen kann? Gegen eine Armee, die nur halb so groß wäre?«
Chandalen verlagerte sein Gewicht, sagte aber nichts.
»Es gibt Länder, Chandalen, die nichts zu sagen haben, wie die Schlammenschen und die Bantak. Sie sind im Rat nicht vertreten. Die größeren Länder, wie dieses und jenes, das es besiegt hat, sind sehr mächtig. Und doch hat Darken Rahl sie erobert. Ich spreche für die Länder, die keine Stimme im Rat haben. Ich trete für euren Wunsch ein, ungestört zu bleiben, und verbiete anderen, in euer Land einzudringen.
Wenn ich ihnen nicht angst machen und ihnen nicht sagen könnte, was sie tun sollen, würden sie euer Land für sich beanspruchen. Du hast das Land gesehen, durch das wir gekommen sind. Der größte Teil davon ist schwer zu bepflanzen. Die Menschen würden euer Land nehmen, um Felder anzulegen und Tiere zu züchten. Euer geheiligtes Grasland würde niedergebrannt und bestellt und mit Getreide bepflanzt werden, das man gegen Gold eintauscht.
So tapfer und stark du auch bist, du wärst nicht in der Lage, dein Volk zu schützen. Dein Land würde vor lauter Fremden nur so wimmeln. Nur weil du tapfer und stark bist, mußt du nicht siegen. Die Soldaten hier waren tapfer und stark und hundertmal so viele wie ihr, und sieh dir an, was mit ihnen geschehen ist. Und dies ist nur eine Stadt. Es gibt viele, die größer sind. Tapfer sein bedeutet nicht, daß man sich dumm verhalten muß, Chandalen. Du hast gesehen, was hier angerichtet wurde. Wie lange, glaubst du, könntest du gegen eine Armee wie diese kämpfen, die so etwas angerichtet hat? Selbst wenn jeder deiner Männer fünfzig Gegner tötet, es würde kaum auffallen. Ihr wärt wie die Jocopo – verschwunden. Bis zum allerletzten Mann.«
Kahlan tippte sich mit dem Finger auf die Brust. »Ich bin es, die ihnen sagt, daß sie das nicht dürfen. Vor dir haben sie keine Angst, aber mich fürchten sie – zusammen mit dem Bund, den ich vertrete. Es gibt gute Völker in den Midlands, Völker, die bereit sind, zu kämpfen, um andere zu beschützen, die weniger mächtig sind. Die Toten hier gehören einem solchen Volk an. Sie haben mich stets unterstützt, wenn ich gesagt habe, kein Land dürfte ein anderes überfallen, um Gebiete hinzuzugewinnen. Ich stehe dem Rat der Midlands vor und halte die Länder zusammen, die Frieden wollen. Unter meiner Führung würden sie jeden bekämpfen, der einen Krieg gegen andere beginnt. Ja, ich mache den Menschen angst, damit sie tun, was ich sage. Aber nicht, weil es mir um die Herrlichkeit der Macht geht. Ich verfüge über diese Macht nur, um die Völker der Midlands – die Schlammenschen eingeschlossen – vor Unterdrückung zu bewahren. Diese Menschen hier haben gekämpft, damit alle Völker der Midlands in Freiheit leben können. Sie haben für dich gekämpft, für deine Rechte, obwohl du von dem Blut nichts wußtest, das sie deinetwegen vergossen haben.«
Sie raffte ihren Umhang fester um sich. »Du hast noch nie für sie kämpfen müssen – bis Darken Rahl euch alle bedrohte. Ich bin mit Richard zu den Schlammenschen gekommen, weil ich Hilfe gesucht habe. Die Seelen deiner Vorfahren haben die Wahrheit unseres Kampfes erkannt und uns geholfen, damit die Schlammenschen und alle anderen in Freiheit leben können. Zum erstenmal mußten die Schlammenschen Blut für die Midlands vergießen. Die Seelen deiner Vorfahren haben die Wahrheit dessen erkannt und
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