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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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aus unserem Volk wollte gegen jemanden kämpfen. Wir hielten das für falsch. Doch die Jocopo haben in uns den Wunsch geweckt zu kämpfen. Sie haben meine Großmutter geraubt. Die Frau meines Großvaters. Die Mutter meines Vaters. Mein Großvater schwor einen Eid, die Jocopo in die Welt der Seelen zu befördern. Er scharte seine Männer um sich, Männer, denen man die Frauen, Schwestern oder Mütter geraubt hatte, und…« Er wischte sich mit dem Arm über die Stirn, als schwitze er, doch das tat er in dieser Kälte nicht.
    Kahlan legte ihm die Hand auf den Arm. Diesmal zuckte er nicht zurück. »Ich verstehe, Chandalen.«
    »Mein Großvater berief eine Versammlung ein und wurde von den Seelen unserer Vorfahren besucht. Vor diesen Seelen weinte er um seine Frau und fragte die Seelen der Vorfahren, ob sie ihm zeigen würden, wie man die Jocopo aufhalten kann. Sie antworteten ihm, zuerst müsse er aufhören zu weinen, bis die Kämpfe vorüber seien.«
    Kahlan zog ihre Hand zurück und strich sich gedankenverloren über das Fell an ihrem Hals. »Mein Vater hat mir etwas ganz Ähnliches beigebracht. Er sagte: ›Vergieße keine Träne über die, die schon in der Erde liegen, bis du es denen vergolten hast, die sie dorthingebracht haben. Danach wirst du genug Zeit haben.‹«
    Chandalen sah sie anerkennend an. »Dann war dein Vater ein weiser Mann.«
    Kahlan wartete schweigend, bis Chandalen seinen Faden wieder aufnahm und fortfuhr.
    »Die Seelen der Vorfahren haben meinen Großvater jede Nacht bei einer Versammlung aufgesucht. Sie haben ihm gezeigt, was er tun, wie er töten mußte. Dann brachte er diesen Männern bei, was er gelernt hatte. Er zeigte ihnen, wie man sich mit Schlamm einschmiert, sich Gras umbindet, damit man nicht gesehen wird. Unsere Männer wurden zu Schatten. Die Jocopo konnten sie nicht sehen, selbst wenn sie so nahe standen wie wir beide jetzt.
    Mein Großvater und seine Männer führten gegen die Jocopo Krieg. Nicht so, wie die Jocopo Krieg führten, sondern so, wie es die Seelen ihm beigebracht hatten. Die Jocopo führten Krieg am Tag, weil sie viele waren und keine Angst vor uns hatten. Die Seelen hatten Großvater beigebracht, er dürfe die Jocopo nicht so bekämpfen, wie sie es wollten, sondern müsse sie dazu bringen, daß sie die Nacht fürchteten, das menschenleere Grasland und jeden Schrei eines Vogels, eines Frosches, eines Käfers.
    Auf jeden Schlammenschen kamen fünf Jocopo. Anfangs hatten sie wegen ihrer großen Zahl keine Angst vor uns. Wir töteten Jocopo, wenn sie auf der Jagd waren, wenn sie ihre Felder bestellten, wenn sie ihre Tiere versorgten, wenn sie Wasser holen gingen, wenn sie schliefen. Ohne Unterschied. Jeden von ihnen. Wir haben nicht mit ihnen gekämpft, sie bloß getötet. Bis es keine Jocopo mehr gab in dieser Welt – nur in der Welt der Seelen.«
    Sie fragte sich kurz, ob das hieß, daß sie auch die Kinder getötet hatten, doch die Antwort kannte sie: es gab keine Jocopo mehr. Ihr fiel noch etwas anderes ein, was ihr Vater ihr beigebracht hatte: Wenn man dir einen Krieg aufzwingt, dann ist es deine Pflicht, keine Gnade zu zeigen. Gewiß wird man dir gegenüber keine Gnade walten lassen, und du machst dich zum Verräter deines Volkes und gemein mit deinem Feind, wenn du Nachsicht übst, denn dein Volk wird jeden deiner Fehler mit dem Leben bezahlen.
    »Ich verstehe, Chandalen. Dein Volk hat das einzig Mögliche getan. Dein Großvater hat getan, was nötig war, um sein Volk zu schützen. Mein Vater hat mir auch beigebracht: ›Wenn man dir einen Krieg aufzwingt, dann mache ihn zu einem Krieg, wie ihn sich dem Feind nicht in seinen schlimmsten Alpträumen vorstellen kann. Alles andere hieße, den Sieg deinem Feind zu überlassen.‹«
    »Dein Vater kennt ebenfalls die Seelen seiner Vorfahren. Er hat gut daran getan, dir ihre Lektionen beizubringen.« Er senkte mitfühlend die Stimme. »Aber ich weiß, es ist hart, nach diesen Regeln zu leben, und man erscheint in den Augen der anderen leicht unversöhnlich.«
    »Ich weiß, wie wahr das ist. Dein Großvater hat den Schlammenschen ihre Ehre wiedergegeben, Chandalen. Ich bin sicher, als das erledigt war, hat er viele Tränen über die Getöteten aus seinem Volk vergossen.«
    Chandalen löste das Band um seinen Hals und ließ seinen Umhang von den Schultern gleiten und zu Boden fallen. Er trug ein Hemd und eine Hose aus schwerem Wildleder. Auf jeder Schulter, gehalten von einem Band aus gewebter Wildbaumwolle um seinen

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