Die Schwestern des Lichts - 3
sei denn, sie hätten ihm einen dieser gottverfluchten Ringe um den Hals gelegt. Richard würde sich niemals einen Ring um den Hals legen lassen.«
Kahlans Knie begannen zu zittern. »Er hat es aber getan.«
Sein wutschäumender Gesichtsausdruck schien die Luft in Brand zu setzen. »Warum sollte er sich einen Ring um den Hals legen lassen, Konfessor?«
»Weil«, meinte sie kleinlaut, »ich ihn gezwungen habe.«
Plötzlich schmolzen die Kerzen in einem der Ständer gleich neben ihm, und ihr Wachs sammelte sich in zischenden Pfützen auf dem Boden. Die Eisenarme, die die Kerzen gehalten hatten, erschlafften wie eine Pflanze, die verdurstet. Der große Mann drückte sich ängstlich an die mit Regalen vollgestellte Wand.
Zedd zischte sie bedrohlich an: »Du hast was getan, Konfessor?«
Das Schweigen hallte durch den Raum, sie stand da und zitterte. »Er wollte nicht. Ich mußte es tun. Ich habe ihm erklärt, er müsse ihn anlegen, als Beweis dafür, daß er mich liebt.«
Kahlan hatte das Gefühl, gegen eine Wand zu prallen. Sie begriff nicht, wieso sie hingestreckt auf dem Fußboden lag. Mit zitternden Armen stemmte sie sich hoch. Sie japste nach Luft, als sie plötzlich auf die Füße gerissen und ein weiteres Mal gegen die Wand geschleudert wurde.
Zedd stand mit wildem Blick unmittelbar vor ihr. »Genau dasselbe hast du Richard angetan!«
Kahlan drehte sich der Kopf. Ihre eigene Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Du verstehst nicht. Ich mußte es tun. Zedd, ich brauche deine Hilfe. Richard hat mir aufgetragen, dich zu suchen und dir zu erklären, was ich getan habe. Bitte, Zedd, hilf ihm.«
In einem Anfall von Wut schlug er ihr den Handrücken ins Gesicht. Als sie hinschlug, schürfte sie sich die Hände auf dem Steinfußboden auf. Er riß sie auf die Beine und schmetterte sie erneut gegen die Wand.
»Ich kann ihm nicht helfen! Niemand kann das! Du törichtes Weib!«
Tränen liefen ihr übers Gesicht. »Wieso? Ich muß ihm helfen, Zedd!«
Als er erneut ausholte, hielt sie sich die Arme vors Gesicht, um sich vor ihm zu schützen. Es half nichts. Ihr Kopf schlug abermals krachend gegen die Wand. Das Zimmer drehte sich. Sie zitterte am ganzen Körper. Noch nie hatte sie einen Zauberer in derart unbeherrschtem Zorn gesehen. Kahlan wußte, er würde sie umbringen für das, was sie Richard angetan hatte.
»Du Närrin. Du verräterische Närrin. Jetzt kann ihm niemand mehr helfen.«
»Zedd, bitte. Du kannst es. Bitte hilf ihm.«
»Nein, nicht einmal ich. Niemand kann zu ihm. Ich kann die Türme nicht passieren. Richard ist für uns verloren. Alles, was mir noch geblieben war, ist verloren.«
»Was meinst du damit, er ist für uns verloren?« Mit zittrigen Fingern wischte sie sich Blut aus dem Mundwinkel. Die Tränen wischte sie sich nicht ab. »Er wird zurückkommen. Er muß zurückkommen.«
Zedd starrte ihr in die Augen und schüttelte langsam den Kopf. »Nicht, solange wir noch leben. Der Palast der Propheten ist in einem Zeitbann gefangen. Richard wird für die nächsten dreihundert Jahre dort bleiben, während man ihn ausbildet. Wir werden ihn nie wiedersehen. Für diese Welt ist er verloren.«
Kahlan schüttelte fassungslos den Kopf. »Nein. Bei den Seelen, nein. Das kann nicht sein. Wir werden ihn wiedersehen. Das darf nicht wahr sein!«
»Es ist wahr, Mutter Konfessor. Du hast ihn in eine Lage gebracht, in der ihm niemand helfen kann. Ich werde meinen Enkelsohn nie wiedersehen. Und du wirst ihn auch nie wiedersehen. Richard wird nicht vor Ablauf von dreihundert Jahren in diese Welt zurückkehren. Und schuld bist du. Weil du ihn gezwungen hast, diesen Halsring anzulegen, als Beweis dafür, daß er dich hebt.«
Er drehte ihr den Rücken zu. Kahlan fiel auf die Knie. »Neeeiiin!« Sie trommelte mit den Fäusten auf den Boden. »Geliebte Seelen, warum habt ihr mir das angetan!« Sie erstickte fast an ihren Tränen.
»Was ist mit deinem Haar passiert, Mutter Konfessor?« fragte Zedd in bedrohlichem Ton, immer noch mit dem Rücken zu ihr.
Kahlan setzte sich auf die Fersen. Was spielte das noch für eine Rolle? »Der Rat hat mich des Verrats für schuldig befunden. Man hat mich zum Tod verurteilt. Bei der Verkündung des Urteils hat das Volk gejubelt. Alle wollten es vollstreckt sehen. Aber ich konnte entkommen.«
Zedd nickte. »Das Volk soll seinen Willen bekommen.« Er packte die Überreste ihres Haars mit seiner Faust und machte sich daran, sie aus dem Zimmer zu zerren. »Du sollst
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