Die Schwestern des Lichts - 3
tränenüberströmt.
»Du bist eine Ausgeburt des Hüters! Ein widerlicher Jünger dieses Unholds! Du tust nichts anderes, als anständigen Menschen weh zu tun!«
Richard betastete seinen Kopf. Seine Hände waren blutverschmiert. Ihm war schwindelig, und er mußte gegen den Drang ankämpfen, sich zu übergeben.
»Wovon redest du?« brachte er undeutlich hervor.
»Schwester Ulicia hat mir alles erzählt! Sie hat mir gesagt, daß du dich dem Hüter verschrieben hast! Sie hat mir erzählt, wie du Schwester Liliana getötet hast!«
»Pasha, Schwester Ulicia ist eine Schwester der Finsternis…«
»Sie hat mir vorausgesagt, du würdest genau das sagen! Sie hat mir auch erzählt, wie du deine abscheuliche Magie dazu benutzt hast, Schwester Finella und die Prälatin umzubringen! Deswegen wolltest du auch immer in das Zimmer der Prälatin! Damit du unsere Führerin ins Licht töten konntest! Du bist Abschaum!«
Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Er sah sie doppelt, zwei Bilder, die ständig umeinander kreisten. »Das … das ist nicht wahr, Pasha.«
»Nur die Tricks des Hüters haben dich gestern gerettet. Du hast meine geliebte Jacke einem anderen gegeben, weil du mich demütigen wolltest. Schwester Ulicia hat mir erzählt, wie dir der Hüter alles einflüstert!
Ich hätte dich gleich auf der Brücke töten sollen, dann wäre das alles nicht passiert. Aber törichterweise glaubte ich, dich aus den Fängen des Hüters retten zu können! Die beiden Schwestern und die Prälatin könnten noch leben, hätte ich meine Arbeit getan. Als du mich verleitet hast, Perry zu töten, da habe ich den Schöpfer im Stich gelassen, aber so wirst du dich nicht noch einmal retten können. Deine abscheulichen Unterwelttricks werden dich nicht noch einmal retten!«
»Pasha, bitte, hör mir zu. Man hat dich angelogen. Hör bitte zu. Die Prälatin ist nicht tot. Ich kann dich zu ihr bringen.«
»Mich willst du auch umbringen! Von nichts anderem redest du – nur vom Töten! Du entweihst uns alle! Wenn ich mir vorstelle, daß ich einmal geglaubt habe, dich zu lieben!«
Sie hob den Dacra und stürzte sich mit einem Schrei auf ihn. Irgendwie gelang es Richard, das Schwert zu ziehen, während er benommen überlegte, welches Bild von ihr er bekämpfen sollte. Die Wut, die Magie seines Schwertes, verlieh seinen Armen Kraft. Er riß das Schwert hoch, als sie sich, Dacra voran, auf ihn warf. Die beiden Bilder von ihr verschmolzen miteinander.
Das Schwert berührte sie nicht einmal. Mit einem Aufschrei wurde sie über ihn hinweg und über das Geländer geschleudert. Sie schrie den ganzen Weg, bis nach unten. Richard fuhr zusammen und schloß die Augen, als der Schrei mit ihrem Aufprall auf dem Pflaster endete.
Als er die Augen aufmachte, sah er Warren erstarrt in der Tür stehen. Er mußte an Jedidiahs Sturz auf der Treppe denken.
»Bei den guten Seelen, nein«, hauchte Richard.
Er stemmte sich auf seine Beine hoch und warf einen kurzen Blick über den Rand. Menschen kamen aus allen Richtungen auf die Leiche zugerannt.
Warren schlurfte hölzern zum Geländer. Richard hielt ihn auf halbem Weg dorthin zurück.
»Nein, sieh nicht hm, Warren.«
Warren kamen die Tränen. Richard legte den Arm um seinen Freund. Warum hast du das getan, dachte er, ich hätte es selbst tun können. Ich war kurz davor. Du mußtest es nicht tun.
Über Warrens Schulter hinweg sah Richard, daß Schwester Verna im Zimmer stand.
»Sie hat Perry umgebracht«, erklärte Warren. »Ich habe gehört, wie sie es selbst zugegeben hat. Eigentlich wollte sie dich töten.«
Ich hätte es selbst tun können, dachte Richard, du hättest es nicht zu tun brauchen. Doch statt dessen sagte er: »Danke, Warren. Du hast mir das Leben gerettet.«
»Sie wollte dich umbringen«, weinte er an Richards Schulter. »Warum wollte sie so etwas tun?«
Schwester Verna legte Warren eine Hand auf den Rücken, um ihn zu trösten. »Die Schwestern der Finsternis haben sie belogen. Der Hüter hat ihr Falschheiten eingeflüstert. Und sie hat darauf gehört. Dem Hüter gelingt es sogar, daß die Guten auf seine Einflüsterungen hören. Du warst sehr tapfer, Warren.«
»Aber warum schäme ich mich dann so? Ich habe sie geliebt, und jetzt habe ich sie umgebracht.«
Richard nahm ihn einfach in die Arme, als er weinte.
Schwester Verna zog die beiden ins Zimmer zurück. Richard mußte sich vorbeugen, und sie untersuchte die Wunde an seinem Kopf. Blut tropfte überall auf den Fußboden.
»Jemand
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