Die Schwestern des Lichts - 3
enthauptet werden für das, was du angerichtet hast.«
»Zedd!« kreischte sie. »Zedd! Bitte, tu das nicht!«
Mit Hilfe seiner Magie schleppte er sie wie einen Sack voll Federn durch den Gang.
»Morgen, beim Fest zur Wintersonnenwende, soll dem Volk sein Wunsch erfüllt werden. Es wird sehen, wie die Mutter Konfessor enthauptet wird. Als Oberster Zauberer werde ich mich persönlich darum kümmern. Ich werde mich selbst um die Vollstreckung des Urteils kümmern.«
Kahlan sackte in sich zusammen. Was spielte es noch für eine Rolle? Die Guten Seelen hatten sie im Stich gelassen. Sie hatten ihr alles genommen, was zählte.
Schlimmer noch, sie selbst hatte Richard für dreihundert Jahre zu dem verdammt, was er am meisten fürchtete.
Ja, sie wollte sterben. Der Tod konnte ihr nicht schnell genug kommen.
Die Hände in die Hüften gestemmt, beobachtete Richard die von den Bannen erzeugten Wolken in der Ferne, im Tal der Verlorenen. Im Sonnenaufgang boten sie einen wundervollen Anblick mit ihren goldenen Rändern und der Streifenbildung glühender Strahlen. Er hingegen wußte, wie tödlich sie waren.
Du Chaillu legte ihm zärtlich die Hand auf den Arm. »Mein Gatte macht mich stolz an diesem Tag. Er gibt uns unser Land zurück, wie es die alten Worte uns geweissagt haben.«
»Ich habe es dir schon ein dutzendmal erklärt, Du Chaillu: Ich bin nicht dein Gatte. Du hast die alten Worte schlicht falsch gedeutet. Sie bedeuten lediglich, daß wir dies zusammen tun müssen. Außerdem haben wir es noch nicht hinter uns. Ich wünschte, du hättest mich allein begleitet und nicht all die anderen mitgebracht. Ich weiß doch nicht einmal, ob es mir überhaupt gelingt. Wir könnten dabei getötet werden.«
Sie tätschelte beruhigend seinen Arm. »Der Caharin ist gekommen. Er kann alles tun. Er wird uns unser Land zurückgeben.« Sie überließ ihn seinen Gedanken und machte sich auf den Weg zurück ins Lager. »Unser ganzes Volk soll bei uns sein. Es ist sein gutes Recht.« Sie blieb stehen und drehte sich um. »Werden wir bald aufbrechen, Caharin ?«
»Ja, bald«, sagte Richard abwesend.
Sie machte sich erneut auf den Weg. »Ich bin bei unserem Volk, wenn du bereit für mich bist.«
Der gesamte Stamm der Baka Ban Mana hatte hinter ihnen sein Lager aufgeschlagen. Tausende und Abertausende von Zelten verteilten sich über die Hügel – wie Pilze nach einem monatelangen Regen. Er hatte ihnen nicht ausreden können mitzukommen, hatte sie nicht überzeugen können abzuwarten, und so waren sie alle hier bei ihm.
Richard seufzte. Was machte das schon für einen Unterschied? Wenn er sich irrte und die Sache fehlschlug, brauchte er sich nicht darum zu sorgen, ob die Baka Ban Mana von ihm enttäuscht waren. Denn dann würde er tot sein.
Warren und Schwester Verna näherten sich leise von hinten.
»Richard«, fragte Warren, »können wir mit dir reden?«
Richard starrte weiter hinaus in die Stürme. »Natürlich, Warren.« Er sah sich kurz um. »Was hast du auf dem Herzen?«
Warren schob die Hände in den jeweils anderen Ärmel seiner Robe. Richard fand, daß er durchaus wie ein Zauberer aussah, wenn er das tat. Eines Tages würde Warren das verkörpern, was Richard sich unter einem idealen Zauberer vorstellte: Weisheit, Einfühlungsvermögen und ein Wissen, über das Richard nur staunen konnte. Vorausgesetzt, sie kamen hier nicht alle um.
»Also, Schwester Verna und ich haben miteinander gesprochen. Über das, was geschieht, wenn du durch das Tal hindurch bist. Ich weiß, was du vorhast, Richard, aber unsere Zeit ist knapp. Wir hatten von Anfang an nicht genügend Zeit. Morgen ist die Wintersonnenwende. Es ist unmöglich.«
»Nichts ist nur deshalb unmöglich, weil man nicht weiß, wie man es anstellen soll.«
»Das verstehe ich nicht.«
Richard lächelte die beiden an. »Das werdet ihr noch. In ein paar Stunden werdet ihr es verstehen.«
Warren blickte fort, ins Tal. Er kratzte sich ruhig an der Nase. »Wenn du es sagst, Richard.«
Schwester Verna schwieg. Richard fiel es noch immer schwer, sich daran zu gewöhnen, daß sie nicht mehr widersprach, sobald er sich unklar ausdrückte. Vielleicht hätte sie es doch gern getan.
»Warren, diese Prophezeiung, in der es um das Tor und die Wintersonnenwende geht. Bist du sicher, daß diese Wintersonnenwende gemeint war?« Warren nickte. »Und angenommen, es gibt einen Agenten, dazu ein geöffnetes Kästchen der Ordnung sowie den Skrinknochen, sind das die einzigen Elemente, die
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