Die Schwestern des Lichts - 3
kampflos überlassen, wenn wir die Seite der Magie, des Rechts verlassen und den Machtlosen nicht helfen.«
»Die Seelen haben es für richtig befunden, mich im Stich zu lassen. Sie haben tatenlos mitangesehen, als ich Richard in die Hände der Schwestern des Lichts ausgeliefert habe, sie haben zugelassen, daß ich ihm weh tue, daß er mir für immer genommen wurde. Diese Guten Seelen haben sich entschieden, allerdings nicht für mich.«
»Es ist nicht die Aufgabe der Guten Seelen, die Welt der Lebenden zu bestimmen. Es ist unsere Aufgabe, die Aufgabe der Lebenden, uns um unsere Welt zu kümmern.«
»Erzähl das jemandem, dem daran gelegen ist.«
»Dir ist doch daran gelegen. Nur ist dir das im Augenblick nicht bewußt. Ich habe Richard ebenfalls verloren, aber ich weiß, ich darf nicht zulassen, daß mich das vom rechten Weg abbringt. Glaubst du, Richard würde dich lieben, wenn du wirklich zu der Sorte Menschen gehörtest, die jene im Stich lassen, welche Hilfe brauchen?«
Sie schwieg, also fuhr er mit seiner Attacke fort.
»Richard liebt dich zum Teil wegen deiner Lebenslust. Er liebt dich, weil du mit allem, was du hast, dafür kämpfst, mit derselben Inbrunst wie er. Das hast du längst bewiesen.«
»Er war das einzige, was ich je vom Leben wollte, das einzige, um das ich die Guten Seelen je gebeten habe. Und sieh, was sie ihm angetan haben. Er denkt, ich hätte ihn verraten. Ich habe ihn gezwungen, einen Halsring anzulegen, etwas, das er mehr fürchtet als den Tod. Ich bin nicht dafür geschaffen, jemandem zu helfen. Ich richte nichts als Unheil an.«
»Kahlan, du besitzt Magie. Wie ich dir bereits erklärt habe, man darf nicht zulassen, daß die Magie ausstirbt. Die Welt der Lebenden braucht Magie. Wird die Magie ausgerottet, wird alles Leben ärmer und kann sogar vernichtet werden.
Niemand weiß von uns. Wir werden nach Ebinissia gehen, was niemand erwartet, und von dort aus die Streitkräfte der Midlands zusammenziehen und zum Gegenschlag ausholen. Niemand wird wissen, daß wir Ebinissia der Asche des Todes entrissen haben.«
»Also gut! Wenn es dich endlich zum Schweigen bringt, werde ich Königin sein. Aber nur, bis es Cyrilla besser geht.«
Das Feuer knisterte und knackte. Zedd sprach mit leise warnendem Unterton. »Du weißt genau, daß ich das nicht meine, Mutter Konfessor.«
Kahlan schwieg. Sie biß sich auf die Innenseite ihrer Wange, um nicht in Tränen auszubrechen. Sie wollte nicht, daß er sah, wie sie weinte.
»Die Zauberer von einst haben die Konfessoren geschaffen. Du besitzt einzigartige Magie. Sie weist Elemente auf, die keine andere Magie besitzt, nicht einmal meine. Du bist der letzte Konfessor, Kahlan. Man darf nicht zulassen, daß deine Magie mit dir stirbt. Richard ist für uns verloren. So ist es eben. Wir aber müssen weiterbestehen. Das Leben und die Magie müssen weiterbestehen.
Du mußt einen Gefährten erwählen und der Welt diese Magie in die Zukunft mitgeben.«
Sie starrte immer noch ins Feuer.
»Kahlan«, sagte er leise, »du mußt es tun, um Richards Liebe und seinen Glauben an dich zu bestätigen.«
Langsam drehte sie sich um und blickte hinter sich. Orsk saß mit verschränkten Beinen auf dem Boden neben Chandalen. Er allein sah sie aus seinem einen Auge an, während die Narbe über seinem anderen im Schein des Feuers weiß und zornig leuchtete. Er verfolgte jede ihrer Bewegungen. Alle anderen im Raum versuchten den Eindruck zu erwecken, sie seien mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt.
»Orsk«, rief sie.
Der riesenhafte Mann war sofort auf den Beinen und kam herüber. Geduckt blieb er vor ihr stehen und wartete auf den Befehl, ihr eine Tasse Tee zu bringen oder jemanden umzubringen.
»Orsk, geh hinauf in mein Zimmer und warte dort auf mich.«
»Ja, Herrin.«
Nachdem er die Treppen hinaufgesprungen war, durchquerte sie langsam den Raum. Sie hörte das Bett knarren, als er sich darauf setzte, um zu warten.
Als sie ihre Hand auf den Geländerpfosten legte, legte Zedd seine Hand darüber und hielt sie so zurück. »Mutter Konfessor, es muß nicht unbedingt er sein. Du findest bestimmt einen, der eher deinem Geschmack entspricht.«
»Was macht das für einen Unterschied? Ich habe ihn bereits mit meiner Kraft berührt. Warum soll ich noch einem anderen weh tun, wenn es um nichts weiter geht als das?«
»Kahlan, es muß nicht sofort geschehen. Nicht so kurz danach. Ich sage nur, daß du es irgendwann akzeptieren mußt und daß es irgendwann
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