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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Winter
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»Dieser Brief ist für dich. Edward hat ihn mir kurz vor seinem Tod gegeben.«
    »Er hat mir einen Brief geschrieben?« Melinda spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte, als sie die Schrift wiedererkannte.
    147
     
    A m nächsten Tag nahm sie sich von der Fortbildung frei. Sie fuhr mit George ins Dartmoor. Emily wollte in London bleiben. Die alte Dame war aufgeblüht.
    »Es hat sie befreit, dir alles erzählen zu können und den Wunsch ihres Bruders nun endlich zu erfüllen«, sagte er.
    »Sie ist wunderbar.«
    Gedankenversunken hatte Melinda während der Fahrt aus dem Fenster geschaut, während die Bilder der Vergangenheit durch ihren Kopf geisterten.
    Sie stellten den Wagen an Georges Haus ab und liefen zu Fuß weiter nach Sherwood. Melinda verspürte den tiefen Wunsch, dorthin zu gehen, an den Ort, an dem einst alles begonnen hatte – mit der Geschichte zweier Schwestern.
    Das große, eiserne Tor von Sherwood war verschlossen, und sie lief mit George um das Grundstück herum, bis sie eine eingefallene Stelle in der Mauer fanden, über die sie klettern konnten.
    Durch das Dickicht von wild gewachsenen Büschen, Sträuchern und Hecken kämpften sie sich ihren Weg zum Herrenhaus. Äste knackten unter ihren Füßen, und durch die noch kahlen Zweige konnte man die verwunschenen, efeuberankten Fassaden und Ecktürmchen des Manors sehen. Ein paar Sonnenstrahlen wurden von den Fensterscheiben reflektiert. Melinda blieb vor dem Eingang stehen. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, als sie die halb gerundete Eingangstreppe betrachtete, die von zwei Halbsäulen flankiert wurde. Sie erinnerte sich, wie sie vor wenigen Wochen hier vor dem Tor gestanden hatte. An die geheimnisvolle Atmosphäre, die von dem Herrenhaus ausgegangen war, das von diesem Moment an eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie ausgeübt hatte. Sie gingen weiter um das herrschaftliche Gebäude herum und ließen sich auf einer der Terrassenstufen nieder. In der Ferne konnte man die Hügel des Dartmoors mit ihren eigenartigen Felsformationen erkennen.
    George hatte sich neben sie gesetzt. Eine stille Verbundenheit herrschte zwischen ihnen.
    »Ich will das Erbe nicht, ich will nur Sherwood«, sagte sie schließlich.
    Er blickte sie kopfschüttelnd an. »Bist du sicher?«
    »Ja. Sehr sogar.«
    George seufzte. »Als dein Anwalt sträuben sich mir die Haare. Es ist der Letzte Wille deines Großvaters gewesen, und Henry Tennyson hätte es darüber hinaus verdient, dass man ihm den letzten Penny wegnimmt«, setzte er grimmig hinzu.
    »Ja, vielleicht. Aber es würde mir trotzdem nicht gerecht vorkommen«, sagte sie ehrlich.
    Er küsste sie sanft. »Du wirst dennoch etwas Geld brauchen, um Sherwood überhaupt wieder instand setzen zu können und die Grundsteuer zu zahlen. Das ist das Mindeste, was du bekommen solltest. Allerdings hätte deine Entscheidung wenigstens einen Vorteil …«
    Sie blickte ihn fragend an. Er zog sie an sich.
    »Ich müsste nicht befürchten, dass du glaubst, ich würde nur wegen des Geldes hinter dir her sein, sondern weil du mir wirklich viel bedeutest …«
    »Tue ich das denn?«, fragte sie sanft.
    »Ja, Melinda.« Sein Blick wurde ernst. »Ich möchte dich nicht mehr gehen lassen.«
    Überrascht schaute sie ihn an. Dann überzog ein Lächeln ihr Gesicht, und sie küsste ihn.
    Eng umschlungen saßen sie eine Zeit lang da und schauten auf das Moor hinaus. Der Wind spielte in dem verwilderten Garten mit den Zweigen der Büsche und Sträucher, und für einen Moment schien es Melinda, als würde sie ein Rascheln und das Lachen zweier kleiner Mädchen hören.
    »Du hast den Brief noch nicht gelesen, oder?«, fragte George.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich wollte es hier tun.« Sie griff in ihre Tasche und zog den Umschlag hervor. Einen Augenblick lang fühlten ihre Finger die faserige Struktur, bevor sie ihn vorsichtig öffnete.
    Sherwood, 12. Juni 1944
    Liebe Melinda,
    während ich diese Zeilen schreibe, hoffe ich, dass Dich dieser Brief eines Tages erreicht und Dich Dein Weg hierherführen wird. Es sind dunkle Zeiten, durch die die Welt geht, und unsere Länder sind in Feindschaft zerrissen. Gott allein vermag zu sagen, was die Zukunft bringen wird. Obgleich wir uns nie begegnet sind, bin ich in Sorge um Dich und bete, dass das Schicksal seine schützende Hand über Dich hält, denn ich bin Dein Großvater. Mein Name ist Edward Hampton, und es wird Dich vermutlich überraschen, wenn Du von meiner Existenz und meinem Letzten

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