Die Schwestern
die widerspenstigen Locken nach hinten.
Mein Gott, warum war es nur so heiß? Delia zog eine kleine Dose Puder aus der Tasche und betupfte die kaum wahrnehmbaren glänzenden
Partien auf Stirn, Kinn und über der Oberlippe. Bei diesem Wetter war es einfach unmöglich, frisch zu bleiben. Delia fühlte
sich mitgenommen, fast schon animalisch, als verwandelte die unnatürliche Hitze sie in einen Zustand heißer Begierde. Ob es
wohl Zufall war, dass ihr neues Bedürfnis nach Sex von diesen rekordverdächtigen Temperaturen begleitet wurde?
Als sie ihr erhitztes Gesicht im Spiegel betrachtete, wünschte sich Delia, sie könnte ein wenig mehr so sein wie Deana. Ihr
Schwesterherz verzichtete in der Regel darauf, wie aus dem Ei gepellt herumzulaufen. Wenn es heiß war, zog sie sich einfach
ein Strandkleidchen oder irgendeinen halbdurchsichtigen Rock über, den sie mit einem Mieder und einem winzigen Slip kombinierte.
Wenn überhaupt! Auch wenn dieser Stil nicht nach Delias Geschmack war, musste sie zugeben, dass ihre nutzlose Zwillingsschwester,
die allen Konventionen entsagte, am Ende immer göttlich aussah. Wie eine New-Age-Nymphe, die so entspannt und sinnlich war,
wie man es sich nur vorstellen konnte. Und die immer, Betonung auf
immer
, Lust auf Sex hatte.
Sex! Verdammt! Nicht schon wieder! Delia strich mit den Fingerspitzen über den dunkelblauen Leinenstoff ihres Kostümrocks
und fragte sich, was diese Hitzewelle mit ihren Hormonen anstellte. Heute war möglicherweise der bedeutendste Tag ihrer Karriere,
und vielleicht stand ihr gleich eines der wichtigsten Jobgespräche überhaupt bevor, doch sie hatte nur erotische Phantasien
im Kopf. Erotisch in Form eines imaginären dunklen Liebhabers, der ihrem Liebesleben mit Russell nicht nur neuen Schwungverlieh, sondern ihr vor allem zeigte, wie erbärmlich es eigentlich war.
Und da war dann noch eine ganz andere Sache. Erstaunlich für einen sexuell so desinteressierten Mann wie Russell, hatte er
sie mit einem ziemlich schlüpfrigen Geburtstagsgeschenk überrascht, das sie heute Morgen in Ermangelung frischer Unterwäsche
hatte anziehen müssen.
Es fühlte sich merkwürdig an, einen zitronenfarbenen Seidenbody anstelle der üblichen Baumwollunterwäsche von Marks & Spencer
unter dem maßgeschneiderten Kostüm zu tragen. Das spitzengesäumte Hemdchen strich ihr erregend über die Nippel, aber viel
schlimmer noch war der Druckknopfverschluss zwischen ihren Beinen, der sich langsam in ihre Furche grub. Mit jeder Bewegung
schien er gegen ihre Schamlippen und die Klitoris zu reiben, und sie wollte sich lieber nicht vorstellen, in welchem Zustand
der dünne Seidenstoff mittlerweile sein musste. Sie schwitzte und war schon wieder leicht erregt, dabei hatte sie in den letzten
zwölf Stunden schon zwei Mal Sex gehabt … Sie wollte gerade in einer der Kabinen verschwinden, um ihre Unterwäsche wieder zurechtzurücken, als die Tür der Damentoilette
aufgerissen wurde.
«Delia! Kommen Sie!», rief ihre Sekretärin Susie in heller Aufregung. «De Guiles persönlicher Assistent hat gerade angerufen.
Sie sind die Nächste! Sie sollen für ein ‹informelles Gespräch› nach oben kommen!»
Während sie im Aufzug stand, schwirrten Delia eine Million Gedanken durch den Kopf, und die meisten davon waren Schuldzuweisungen
an sie selbst.
Warum war sie nicht doch nach Hause gefahren, um sich umzuziehen? Irgendeine Ausrede wäre ihr doch sicherlich eingefallen.
Was, in aller Welt, hatte sie davon abgehalten, die Ausstellung ihres Oberbosses
nicht
zu besuchen? Zu de Guiles unangenehmem Zufallskonzept gehörte nämlich auch, dass er bei denjenigen, die eine Einladung erhielten,
nachfragte, wie ihnen seine Sammlunggefallen habe. Und sehr zu Delias Bedauern konnte nur Deana diese Frage beantworten!
Und am meisten wurmte sie, dass sie sich selbst nicht den Gefallen getan hatte, etwas mehr über den mysteriösen de Guile herauszufinden.
Ihm gehörte das Unternehmen, für das sie tätig war, er zählte zu den wohlhabendsten Männern der Welt, und doch hatte sie keinen
Schimmer, wie er aussah, geschweige denn, wie alt er war.
Während sie vor seinem Büro wartete, versuchte sie, ihn sich vorzustellen. Wie sah jemand aus, der so mächtig und unsagbar
reich war? Wie Ross Perot oder einer dieser grauhaarigen Millionäre aus den klassischen Seifenopern? Doch das einzige Bild,
das Delia in den Kopf kam, war …
«Er lässt bitten, Miss
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