Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
vergewissern, dass es griffbereit und leicht zu handhaben war. Ihr hübsches Gesicht wirkte grimmig, ihre grauen Augen waren zusammengekniffen, und sogar ihr kurzes rotbraunes Haar schien wachsam zu sein.
Im Gegensatz zu ihr ritt Rina entspannt und lächelnd dahin und kommentierte die sie umgebende Schönheit. Außer ihrem Messer trug Rina noch eine kleine Rryl bei sich, in deren Saiten sie beim Reiten schlug. Statt mit einem Angriff zu rechnen und sich darauf vorzubereiten, genoss sie lieber den Augenblick.
Hatte sie ihrer kleinen Schwester zu viel zugemutet? Sie hatte Rina und sich rücksichtslos aus den Händen der Trockenstädter-Händler befreit, allerdings hatte es die Not geboten. Der Winter in den Wäldern von Darkover war schlimm, doch in den Seidengewändern, die sie zum Vergnügen ihrer Käufer anlegen mussten, hatten sie auf der Flucht über Gebühr gelitten. Hätte sie Rina nicht angetrieben, wären sie den Aasgeiern zum Opfer gefallen und hätten das Gildenhaus von Thendara nie erreicht.
Ginevra war mit ihrem jetzigen Auftrag von Anfang an nicht glücklich gewesen. Sie hatte nur in der Hoffnung zugestimmt, dass es für ihre Klinge unterwegs etwas zu tun gab. Es war viel zu lange her, seit sie das Gildenhaus verlassen hatte, um sich auf eine Reise zu begeben - und es war noch viel länger her, seit ihr Schwert sich hatte bewähren dürfen. Natürlich verließ Mutter Carla sich auf dieser Reise hauptsächlich auf ihr Schwert, aber man erwartete auch, dass sie sich diplomatisch verhielt, wenn die beiden Schwestern erst angekommen waren.
Die junge Frau dachte an das Gespräch mit Carla zurück. »Es ist an der Zeit, dass wir über die Neueröffnung des Gildenhauses von Dalereuth nachdenken. Das Haus in Thendara ist zu voll. Wir müssen uns schon stapeln wie Brennholz. Fast jede Woche kommen Frauen zu uns, die Schutz und Obdach suchen, und fortschicken können wir sie nicht. Ich möchte, dass ihr nach Dalereuth reitet, um zu prüfen, ob unser dortiges Haus renovierbar ist und die dort lebenden Menschen etwas dagegen haben, wenn wir es wieder beziehen.«
»Warum gerade wir?«, fragte Ginevra. »Es gibt doch bestimmt andere, die besser dafür geeignet sind.«
»Die Reise ist gefährlich. Ihr wisst, was Marla Hastur vor einigen Wochen passiert ist. Dein Können als Kämpferin ist bei einer solchen Reise unabdingbar, Ginevra. Es hat keinen Sinn, jemanden zu schicken, der vielleicht nicht mal dort ankommt. Eine solche Reise ist nichts für unsere Hebammen oder Kaufleute.«
»Rina und ich könnten sie beschützen«, sagte Ginevra.
»Nein. Ich möchte nicht mehr als zwei Personen schicken. Ich habe keine Ahnung, wie die Bewohner von Dalereuth nach all diesen Jahren auf uns zu sprechen sind. Zusammen könnt ihr es schaffen.
Ihr könnt mit der Klinge umgehen, und wenn Ginevra sich nicht gern mit den Leuten unterhält - besonders mit den Leuten aus dem Turm -, kann Rina das Reden übernehmen.« Sie lächelte die schweigsame Rina freundlich an.
So hatte man es arrangiert, und deswegen befand Ginevra sich auf einer diplomatischen Mission. Carla hatte natürlich Recht. Rina konnte fast ebenso gut wie sie mit dem Schwert umgehen.
»Was tun wir, wenn wir dort sind, Rina?« Ginevra betastete ihre Klinge.
»Solange wir nicht wissen, wie es dort aussieht, können wir auch nicht planen, wie wir vorgehen.«
»Du brauchst immer irgendwelche Informationen.«
»Ja, und du willst immer gleich handeln. Du musst zugeben, das wir eine ausgeglichene Einsatztruppe sind, Breda.«
Ginevra lächelte endlich und klopfte ihrer Schwester auf den Rücken. »Stimmt. Ich behalte das Schwert in der Scheide, und du redest. Wann sollen wir deiner Meinung nach mit dieser Helena im Turm reden? Es war Carla wohl sehr wichtig, dass wir uns an sie wenden. Wie kriegen wir es hin? Gehen wir einfach zu ihnen, ziehen an der Türglocke und sagen ›He, ihr Blaublüter, hört Euren niederen Untertanen mal zu?‹«
»Ginny, Ginny! Domna Helena wird längst wissen, wann wir eintreffen. In einem Turm weiß man so was. Wahrscheinlich wird sie nach uns schicken. Wir können aber auch zu ihr hinreiten und an der Tür klingeln.«
Ginevra brummte irgendetwas. Rina spürte, dass sie heimlich verärgert war, und seufzte.
Bin ich neidisch auf die Comyn?, dachte Ginevra. Oder kann ich sie nur nicht leiden, weil sie das sind, was sie uns nicht sein lassen wollen?
Wenn Rina und ich über Laran verfügen, wie Carla sagt, muss unsere Mutter etwas mit
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