Die Séance
doch angeblich keine Materie, können durch Wände gehen und solche Sachen.”
Er zuckte die Schultern. “Manchmal weiß ich, wo du bist, und ich kann … einfach da sein. Und manchmal kann ich das nicht. Manchmal kann ich Gegenstände bewegen und manchmal nicht. Ich habe keine Anweisungen gekriegt, wie man ein Geist ist, weißt du.”
“Vermutlich nicht.”
Er lächelte sie an. “Geh zu Bett. Ich schätze, ich habe dich heute den Mann deiner Träume gekostet, aber ich werde über dich wachen. Obwohl dir das wohl nicht viel bedeutet, was?”
Sie ging zu ihm und küsste ihn auf die Wange. “Vielen Dank, Beau”, sagte sie. “Gute Nacht.”
Killer ringelte sich unten auf ihrem Bett ein. Sie vermisste Jed mit einer Sehnsucht, die gleichzeitig emotional und physisch war, aber es war trotzdem gut, den Hund zu ihren Füßen zu wissen.
Und der Geist von Beau Kidd hielt zusätzlich Wache.
Der Traum fing genauso an wie beim ersten Mal.
Sie hatte das Gefühl, eingesperrt zu sein. Gefesselt. Diese schreckliche Dunkelheit.
Sie versuchte verzweifelt, ein Geräusch von sich zu geben, zu schreien, aber sie war gefesselt und geknebelt, und das Schlimmste war, sie wusste genau, was als Nächstes passieren würde. Pures Entsetzen herrschte in der Finsternis, denn bald würde ihr Peiniger zurückkommen.
Sie lauschte nach den verräterischen Schritten, und jede Faser ihres Körpers schien zu schreien. Sie würde sterben. Bald würde sie sterben. Die Zeit würde kommen, wo er ihrer überdrüssig wurde, und dann …
Sie begann, das Entsetzen zu bekämpfen, an die Oberfläche ihres Bewusstseins vorzudringen. Sie lag in ihrem eigenen Bett; ihr Jack-Russell-Terrier war bei ihr. Sie musste aufwachen, aufwachen …
Mit einem Aufschrei kam sie schließlich zu sich und holte erleichtert Luft. Die Nachttischlampe brannte, wie immer, und Killer stand neben ihr, blickte sie winselnd an.
“Beau?”, wisperte sie.
Sie konnte ihn sehen. Er saß in dem Stuhl, den Kopf zwischen die Hände gelegt, und er sah auf und betrachtete sie in ihrem verzweifelten Zustand. “Es tut mir so leid”, sagte er zu ihr.
“Nein”, erwiderte sie. “Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Nichts von alledem ist deine Schuld. Meine Großmutter hat mich einmal gewarnt, dass es gefährlich sei, die Toten zu sehen, mit ihnen sprechen zu können. Aber jetzt … Beau, ich werde nicht mehr so viel Angst haben. Wir müssen die Wahrheit herausfinden.”
Beau schüttelte den Kopf. “Ich weiß nicht …”
“Wenn ich einfach weiter träume …”
“Nein!”
“Aber …”
“Vielleicht kannst du in einem Traum tatsächlich verletzt werden”, sagte er. “Und was, wenn ein Traum dich sogar umbringen kann?”
Es war zum Verrücktwerden, aber es stimmte.
Auf gar keinen Fall wollte Jed von Christinas Beisammensein fernbleiben. Sosehr er sich darüber auch lustig machen konnte – und in Wirklichkeit sogar darüber wütend war –, dass sie allen Ernstes eine Séance abhalten wollten, er hatte nicht vor, diese Sache zu verpassen. Dazu machte er sich viel zu große Sorgen um Christina. Und er konnte sich nicht helfen, um Katherine Kidd machte er sich auch Sorgen.
Zum Teufel, im Augenblick machte er sich Sorgen um sämtliche attraktiven jungen Frauen, besonders die Rothaarigen. Er fragte sich, ob es nicht das Vernünftigste wäre, wenn sie sich alle die Haare schwarz färbten. Aber das war auch keine Lösung, jedenfalls nicht die ganze Lösung. Das rote Haar spielte eine Rolle, das schon, aber er war überzeugt, dass es nicht nur darum ging.
Als er bei ihrem Haus ankam, konnte er Musik hören. Angenehme Düfte drangen ebenfalls aus dem Haus. Es wurde gegrillt, und eindeutig war eifrig gebacken worden.
Die Tür war nicht abgeschlossen, eine Nachlässigkeit, die er ignorierte, da im Haus so viele Menschen versammelt waren. Trotzdem sperrte er hinter sich ab. Unbemerkt stand er einen Augenblick in der Eingangshalle, beobachtete nur. Mike und Thor unterhielten sich im Flur, Mike schaffte es, mit Händen und Füßen zu reden und trotzdem sein Bier nicht zu verschütten. Jed winkte ihnen zu und ging ins Wohnzimmer, wo Dan vor dem CD-Player kauerte, der anscheinend für die Musik zuständig war.
Adam saß in einem bequemen Stuhl, lauschte zurückgelehnt der Musik und schien ganz entspannt zu sein. Tony unterhielt sich mit Genevieve darüber, wie man am besten einen Truthahn zubereitet.
Ana und Christina schienen die meiste Arbeit zu erledigen. Er entdeckte
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