Die Séance
auf, nach dem wirklichen Killer zu suchen. Und deshalb erscheint er mir jetzt, spukt in diesem Haus … aber er kann uns auch nicht weiterhelfen.”
Adam war still, nachdenklich. “Was war heute bei der Beerdigung?”, fragte er schließlich.
“Es war sehr traurig.”
“Er möchte wissen, ob das Opfer bei seiner eigenen Totenmesse erschienen ist”, erklärte Genevieve.
Christina schüttelte den Kopf. “Nein”, sagte sie leise. “Oder falls doch, hat sie sich mir jedenfalls nicht gezeigt.”
“Ich denke immer noch, die Séance morgen wird die Dinge verändern”, sagte Adam.
“Wie denn?”, fragte Christina. “Werden auch die anderen dann in der Lage sein, Beau zu sehen?”
“Vielleicht, vielleicht auch nicht”, sagte Adam.
“Warum dann der ganze Aufwand?”
Thor ging zu ihr und setzte sich neben sie auf die Couch, ergriff ihre Hände. “Hey, sieh mich doch mal an. Einen größeren Skeptiker als mich kannst du dir gar nicht vorstellen.”
Sie lächelte und dachte: “Doch, kann ich. Er ist gerade gegangen.”
“Wir werden morgen Abend etwas herausfinden”, versprach Thor.
“Ich bin allerdings nicht sicher, ob Jed auftauchen wird”, sagte Christina.
“Der kommt schon. Das garantiere ich Ihnen”, sagte Adam. “Der kommt schon.”
Das Leben konnte manchmal wirklich entsetzlich sein, dachte sie. Seit sie denken konnte, hatte sie allein geschlafen – doch Jed Braden verbrachte nur zwei Nächte mit ihr, und schon spürte sie den Verlust so schmerzlich, als hätte sie ein Bein verloren. Was sie doch für eine Idiotin war. Sie hätte sich nicht so schnell mit ihm einlassen dürfen. Zum Teufel, sie hatte ihr ganzes Leben lang eigentlich gewusst, dass sie sich gar nicht mit ihm einlassen durfte.
“Na, alles in Ordnung?”
Sie hatte sich das Haar vor dem alten, hohen Spiegel gebürstet. Jetzt erblickte sie Beau im Spiegel, der es sich in dem gepolsterten Stuhl bequem machte.
“Mir geht’s gut.”
“Ich hatte nicht vor … Jed zu verscheuchen.”
“Mach dir keine Gedanken. Das hab ich ganz allein geschafft.”
Er lächelte mitfühlend und kam dann zu dem, was ihn wirklich beschäftigte. “Ich wünschte, Kitty hätte dir geglaubt … mir geglaubt.”
Christina betrachtete Katherine Kidd im Augenblick nicht gerade mit sonderlichem Wohlwollen, aber das musste sie Beau ja nicht erzählen. “Sie glaubt dir, Beau. Sie hat all diese Jahre an deine Unschuld geglaubt. Und ich bin sicher, es hat auch Zeiten gegeben, wo das nicht einfach für sie gewesen ist.”
“Ja, das nehme ich auch an”, sagte er. “Ich wünschte bloß, sie würde glauben, dass ich jetzt hier bin.”
Sie drehte sich zu ihm um. “Du bist ein Geist – daran zu glauben, fällt den meisten Menschen schwer. Aber du bist aus einem bestimmten Grund hier. Wir müssen diesen Fall lösen, Beau. Ich bin heute Abend bei Allison Chesneys Totenwache gewesen. Es ist so unfair. Es muss einen Grund geben, warum du hier bist. Kannst du dich nicht doch noch an irgendetwas erinnern?”
“Ich habe dir alles erzählt, was ich weiß”, sagte er irritiert.
Sie ging zum Fuß ihres Bettes, setzte sich ihm gegenüber und legte ihm eine Hand aufs Knie. Er fühlte sich ganz echt an, als ob sie wirklich etwas berühren würde. Jemanden berühren würde.
“Wir halten morgen Abend eine Séance ab. Adam glaubt, das könnte etwas bringen.”
“Das hoffe ich auch”, sagte er, obwohl er nicht besonders überzeugt klang. “Wo ist Jed denn eigentlich?”, fragte er.
“Deine Schwester beschützen, hoffe ich”, sagte sie.
“Ja, das hoffe ich auch. Oh, Entschuldigung. Ich hoffe, ich ruiniere eure Beziehung nicht. Ich verziehe mich immer sofort, wenn es so aussieht, als … na ja, sagen wir einfach, ich bin kein Voyeur.”
“Ich glaube sowieso nicht, dass das noch eine Rolle spielt”, murmelte sie und erhob sich. “Ich putze mir jetzt die Zähne, wasche mir das Gesicht, und dann gehe ich schlafen.” Während sie ins Bad ging, hörte sie Killer vor der Schlafzimmertür bellen. “Lässt du ihn bitte rein?”, fragte sie.
Die Tür wurde geöffnet, und Killer stürmte hinein. Erst als sie den Mund schon voll Zahnpasta hatte, ging ihr auf, dass sie einen Geist gebeten hatte, eine Tür zu öffnen, und er das tatsächlich getan hatte.
Sie ging zurück. “Du hast die Tür aufgemacht.”
“Na und? Ich kann auch Kaffee kochen, erinnerst du dich?”, sagte Beau.
Sie lächelte. “Ich dachte bloß … nun ja, du weißt schon. Geister haben
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