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Die sechste Kugel

Die sechste Kugel

Titel: Die sechste Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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eingestürzten ersten Stock führte. Ich verbarg mich hinter den Trümmern der Treppenstufen, bis alles ruhig war. Dann begann ich, vorsichtig nach oben zu klettern. Die Steine waren locker und drohten unter meinen Füßen einzustürzen, aber ich konnte glücklicherweise einen festen Halt finden.
    Schließlich gelangte ich in den ehemaligen ersten Stock. Um mich herum lagen Trümmer, eingefallene Mauern, heruntergerissene Balken und Kabel. Vorsichtig kroch ich nach vor. Die drei Bewaffneten standen unter mir und beobachteten die Gegend. Nach oben sah niemand. Rechts befand sich das Haus mit Clara. Auch dessen oberes Stockwerk war so gut wie nicht mehr vorhanden. Nur etwa drei Meter stand es von meinem Gebäude entfernt. Mit einem kühnen Sprung konnte ich es schaffen. Ich zog den Kopf ein und kroch zurück, wobei ich den Boden prüfte. Er wirkte stabil genug, um mich im Lauf tragen zu können.
    In diesem Moment hörte ich Rufe vom Flugzeug her. Die beiden Kerle waren offensichtlich aus der Narkose, die ich ihnen verpasst hatte, wieder aufgewacht. Zu früh, aber vielleicht konnten sie mir damit sogar helfen. Denn die drei vor dem Gebäude wurden auf sie aufmerksam und vergaßen dadurch ihre eigentliche Aufgabe. Das war der geeignete Zeitpunkt. Ich stand auf und lief in geduckter Haltung, so schnell ich konnte, zum Rand des Hauses. Dann sprang ich.
    Nur eine halbe Sekunde später landete ich unsanft auf dem Dach gegenüber. Unsanft, weil unter meinen Füßen ein Brett zerbrach, ich ausrutschte und auf einmal der Boden unter mir nachgab. Ich stürzte nach unten. Genau vor die Füße von Claras Bewacher.
    Er sah mich völlig verdutzt an, reagierte jedoch sofort. Er riss seine Maschinenpistole in die Höhe und wollte auf mich zielen, doch inzwischen hatte ich mich aufgerappelt. Blitzschnell zog ich die Pistole und schoss auf ihn. Er war sofort tot und fiel krachend um. Jetzt musste ich mich beeilen. Denn wenn die da draußen den Schuss gehörten hatten, würden sie kommen und nachsehen, was hier los war.
    Augenblicklich klinkte ich an der Tür, hinter der Clara stecken musste. Sie war verschlossen. Ich nahm die Pistole und schoss auf das Schloss, bis es aufsprang, dann stürzte ich hinein.
    Sie saß mit dem Rücken zu mir gefesselt auf einem Stuhl. Mein Herz zersprang fast bei diesem Anblick.
    »Clara, ich bin’s«, rief ich in den Raum. »Ich bin gekommen, um dich zu befreien.«
    Sie antwortete nicht, sondern murmelte nur etwas. Sie hatten ihr den Mund zugeklebt.
    Ich eilte zu ihr, um ihre Fesseln zu lösen, doch als ich vor ihr stand und sie zum ersten Mal richtig sah, stockte ich. Es war nicht Clara. Sie war hübsch, mit leuchtenden Augen und dunklen Haaren, doch nicht meine Clara.
    Ich spürte, wie die Enttäuschung mir die Kehle zuschnürte. Doch ich konnte sie nicht einfach so hier sitzenlassen. Und die Schritte der Kerle kamen immer näher.
    »Helene?«, fragte ich.
    Sie nickte. Ich nahm ihre Fesseln ab und zog den Knebel aus dem Mund. Sie spuckte aus und sprang auf, um ihre Glieder zu schütteln.
    »Danke!«, sagte sie auf Deutsch. Es war auch nicht Claras Stimme. Doch es blieb jetzt keine Zeit, Vergleiche anzustellen.
    »Versteck dich!«, rief ich und ging selbst hinter dem Stuhl in Deckung. Die drei Männer kamen hereingestürzt und wollten auf Helene, die sich in der Ecke hinter einen Ofen verkrochen hatte, und mich schießen, doch ich war schneller. Drei Schüsse, drei Treffer.
    Leider blieb der Lärm nicht unbemerkt. Weitere Schritte näherten sich.
    »Schnell, zum Fenster raus!«, rief ich Helene zu, und wir rannten zum Fenster, das zum Ozean führte. Es war die einzige Fluchtmöglichkeit. Dort waren wir zwar ungeschützt, aber uns blieb keine andere Wahl.
    Zuerst kletterte Helene hinaus, als ich ihr folgen wollte, hatten die Männer vom Lagerhaus den Raum erreicht und nahmen die Waffen ihrer toten Kollegen auf. Damit legten sie auf uns an. Helene war schon draußen, und ich duckte mich hinter den Ofen, so dass die Kugeln nur die Wand und den eisernen Ofen durchbohrten. Dann schoss ich zurück. Ich musste mit meinen Schüssen jedoch haushalten. Meine Munition ging zur Neige. Doch ich nutzte das Feuer, um zum Fenster zu gelangen und hinauszuspringen. Draußen schlichen wir an der Mauer entlang Richtung Süden, wobei ich das Magazin prüfte. Ich besaß nur noch sechs Schuss.
    Von der Wand des Hauses geschützt, liefen wir bis zum Ende des Gebäudes, doch dann blieben wir abrupt stehen. Wenn wir zu meinem Auto

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