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Die sechste Kugel

Die sechste Kugel

Titel: Die sechste Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Johannson
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arbeitete. Dann verabschiedete ich mich und ging.
    Kaum war ich draußen, schlich ich schleunigst zurück in Claras Wohnung und sah mich um. Es sah eigentlich nicht so aus, als ob jemand etwas gesucht hätte. Die Schubladen waren geschlossen, ein Ordner mit Rechnungen und Kontoauszügen stand unberührt auf einem Schreibtisch am Fenster. Also kein Einbruchsdiebstahl. Es wirkte vielmehr, als hätte ein Kampf stattgefunden. War Clara entführt worden? Warum? Lösegeldforderung? Wer sollte zahlen? Wussten die Gangster nicht, dass niemand in Deutschland auf sie wartete? Oder war sie in dunkle Geschäfte hineingeraten? Oder… Bei diesem Gedanken wurde mir eiskalt und ein Schauer lief meinen Rücken hinunter … Oder hatten die Zwerge sie ausfindig gemacht? War sie der Organisation, die ich besiegt zu haben glaubte, doch nicht entkommen?
    Ich schüttelte den Gedanken ab und sah mich um. Ich musste etwas finden, das ihr Verschwinden erklärte und mir im besten Falle auch noch sagte, wo sie sich aufhielt. Ein Hinweis auf eine Entführung, ihre Entführer. Irgendetwas.
    Zuerst sah ich mir die Kampfspuren im Wohnzimmer genauer an, besonders den dunklen Fleck auf dem Sofa. War das Blut? Ich roch vorsichtig daran und atmete auf. Tee. Sie hatte vermutlich am Tisch gesessen und Tee getrunken, als sie kamen.
    Auf dem Teppich befand sich ein dicker Fußabdruck neben dem zerbrochenen Geschirr, darüber ein zweiter von einem anderen Schuh stammend. Sie waren also mindestens zu zweit gewesen.
    Mitten in den Scherben lag etwas Schwarzes, ein schmaler Streifen, den ich nicht zuordnen konnte. Ich beugte mich hinab und hob ihn auf. Es war Klebeband. Hatten sie ihr damit den Mund verklebt? Vermutlich auch die Hände.
    Clara war also tatsächlich entführt worden. Aber von wem? Und warum?
    Ich sah mich weiter um, ohne zu wissen, wonach ich suchte. Als ich in ihrem Schlafzimmer stand und die Bettwäsche berührte, zog wieder ein Kribbeln durch meinen Körper, dieses Mal ganz sanft. Doch ich ließ mich nicht ablenken. Ich musste weitersuchen. Als ich die Schublade ihres Schreibtischs öffnete, fand ich es schließlich. Es waren zwei Briefe, oder eher Bilder. Das eine stellte ein Kreuz dar. Darunter stand auf Portugiesisch: »Halte dich raus, sonst…«
    Der zweite Brief war noch deutlicher. Auf dem Bild war eine Frau ohne Kopf abgebildet. Der Text lautete: »Das ist die letzte Warnung.«
    Darunter lagen zwei unbeschriftete Umschläge, in denen sich die Bilder befunden haben mussten. Darauf befanden sich sicherlich Fingerabdrücke, aber das half mir nicht weiter, und die Polizei einzuweihen, war zu gewagt. Wenn Clara das gewollt hätte, hätte sie es nach diesen Bildern sicherlich schon getan. Und vielleicht hatte sie es auch getan, aber es war nichts unternommen worden. Leider hatten die Täter keine Adresse auf dem Umschlag hinterlassen, so dass ich nach wie vor im Dunkeln tappte.
    Ich überlegte, noch einmal den Nachbarn zu befragen, und verließ die Wohnung. Als ich im Nachbarhaus ankam und klingelte, hielt er ein Telefon in der Hand. Erschrocken sah er mich an und unterbrach sofort die Verbindung.
    »Hallo!«, rief er ein wenig zu laut. »Was ist los?«
    Ich stutzte. Mit wem hatte er gesprochen? Und wieso war er auf einmal so entsetzt bei meinem Anblick?
    »Ich habe noch eine Frage«, erwiderte ich. »Wissen Sie etwas von diesen Briefen?«
    Ich wollte ihm die Drohbriefe zeigen, doch er wimmelte mich ab.
    »Ich habe jetzt keine Zeit. Kommen Sie später wieder.«
    Er wollte mir die Tür vor der Nase zuknallen, doch geistesgegenwärtig stellte ich einen Fuß dazwischen. »Ich denke, Ihre Nachbarin ist entführt worden. Haben Sie etwas gesehen oder gehört?«
    Er schüttelte vehement den Kopf. »Nein, ich weiß nichts. Lassen Sie mich in Ruhe oder ich rufe die Polizei!«
    »Ja, rufen Sie die Polizei! Ich habe gerade gesagt, dass Ihre Nachbarin entführt worden ist. Rufen Sie sie bitte!«
    Er versuchte, die Tür gegen meinen Fuß zu drücken und mich so zum Rückzug zu zwingen. Es tat höllisch weh, aber ich hielt es aus.
    »Was ist hier los? Was wissen Sie? Mit wem haben Sie da gerade telefoniert?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts. Gehen Sie endlich. Verschwinden Sie!«
    Seine Stimme überschlug sich fast, seine Augen waren panisch geweitet. Er sah aus, als würde er jeden Moment einen Herzinfarkt bekommen.
    Ich nahm den Fuß aus der Tür und wich zurück. Mit einem lauten Krachen fiel die Tür ins Schloss.
    Trotz meines

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