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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Weiße, sein Bruder, sollte mein auserwählter Gefährte sein. Aber er hat sich entzogen …« Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. »Was rede ich? Das ist lange her und geht euch auch nichts an. Hör auf, Maulaffen feilzuhalten, Goras. Du wirst hier nicht mehr benötigt. Geh, kümmere dich um die Orks, sieh zu, dass sie ihre neugierigen Rüssel nicht überall hineinstecken!«
    Der Elbe an Lluigolfs Seite gehorchte. Lluis hörte, wie seine Schritte sich entfernten und im Nebenraum eine Tür zuschlug.
    Â»Aber wozu benötigst du überhaupt meine Dienste?«, fragte der Magister. »Du gehörst doch bereits einem Volk an, das den Tod nicht fürchten muss. Versteh mich nicht falsch – ich freue mich über den Auftrag, denn er gibt mir Gelegenheit, meine Kunst in höchster Verfeinerung auszuüben. Es ist so ermüdend, immer nur irgendwelche albernen Tinkturen und Tränke für zänkische alte Weiber und hochnäsige Kaufleute zu mischen.« Er unterbrach sich und hüstelte. »Nun, das tut nichts zur Sache.«
    Chaantreas Ungeduld war mit Händen zu greifen. »Meister Rodemund«, sagte sie mühsam beherrscht. »Die Gründe für mein Tun gehen dich allerdings nicht das Geringste an. Aber ich habe deine Wissbegier inzwischen kennengelernt und weiß, dass du nicht eher Ruhe geben wirst, bis sie befriedigt ist.« Sie holte tief Luft und zwang sich zu einem Lächeln, in dem scharfe Klingen blitzten.
    Â»Nein, nein, bemühe dich nicht«, rief der Magister. »Ich wollte nicht unverschämt sein. Es geht mich nichts an, es geht mich wahrlich nichts an!« Sein Blick flackerte ängstlich.
    Chaantrea nickte. »Dann beginne mit deinen Vorbereitungen, Magister Rodemund. Die Nacht ist schnell vorüber.«
    Sie gab dem zweiten Elben, der immer noch an Lluigolfs Seite stand, einen knappen Wink, und er schob Lluis zu einem Schemel, der neben einer niedrigen Werkbank stand. »Setz dich«, sagte er.
    Lluis ließ sich auf den Schemel sinken und massierte seine schmerzende Hand. Der Ring stach wie ein bösartiges Nadelkissen, aber die Bewegungen fielen ihm leichter, und auch seine Gedanken schienen freier. Wahrscheinlich lag es daran, dass sich Chaantrea dort am anderen Ende des Raumes mit dem Magister unterhielt.
    Lluis drehte vorsichtig den Kopf und betrachtete seine Umgebung. Die Werkbank, neben der er hockte, war voll mit Gerätschaften – Glaskolben, flache Schalen aus Metall, Zangen und kleine Messer, Tiegel, Mörser … Unter der Bank ragte das Ende eines Stockes hervor, und Lluis fragte sich, wozu er wohl dienen mochte. Zum Umrühren von magischen Tränken oder zur Züchtigung nachlässiger Gehilfen?
    Wieder rieb er gedankenverloren über den Ring an seinem Finger und spürte, wie er über sein verletztes Fleisch scheuerte. Der scharfe Schmerz blies wie eine winterfrische Windböe den letzten Rest von Benommenheit aus seinem Kopf.
    Klar und kalt packte ihn die Angst. Was auch immer in dieser Nacht geschehen würde, es war so gut wie sicher, dass er den Morgen nicht mehr erleben würde. Er trug immer noch ihren Ring, aber Chaantreas Bann schien seine Gewalt über ihn zu verlieren. Vielleicht erforderte er ihre Aufmerksamkeit, und die lag nun ganz und gar bei dem Magier.
    Der räumte den Tisch frei und breitete ein weißes Tuch über die Platte. Dann stellte er die Dinge aus seiner Tasche auf das Tuch. Lluigolf sah einen großen dreibeinigen Spiegel, einige verschlossene und versiegelte Gefäße aus Ton, einen geschliffenen Kristall, in dessen Flächen sich das Lampenlicht spiegelte, mehrere kleine Löffel und Zangen, einen großen Stapel von Tüchern, Lappen und aufgewickelten Binden. Und dann, als letztes, hob der Magister einen länglichen, in ein samtenes Tuch eingeschlagenen Gegenstand empor, legte ihn sanft wie ein Kind auf den Tisch und schlug das Tuch auseinander. Das Licht reflektierte matt auf der Schneide eines langen, gebogenen Messers aus rötlichem Metall.
    Lluigolf schluckte.
    Â»Jetzt fehlt noch das Wichtigste«, sagte der Magier. Lluigolf spürte, wie das Blut aus seinen Wangen wich und seine Hände zu kribbeln begannen.
    Â»Ah, natürlich«, sagte Chaantrea und winkte dem Elben, der sich neben der Tür postiert hatte. »Bring den Korb herein, aber vorsichtig!«
    Â»Du hast es gut gekühlt aufbewahrt, oder?«, sagte der

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