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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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seiner Schulter und tschilpte aufgeregt. Maris lächelte. »Du kommst zur rechten Zeit, Freund Ssrip. Nun beruhige dich. Alles ist gut.«
    Der Sperling warf dem Riesenadler einen misstrauischen Seitenblick zu und flog sicherheitshalber auf Maris’ andere Schulter.
    Â»Ja, so ist es gut«, sagte Maris erleichtert. Der Sperling drehte seinen Kopf und beäugte jeden, der vor dem Elben stand, gründlich. Wohl am längsten ruhte sein Blick auf Vanandel. »Du siehst bemerkenswert aus«, sagte Maris und gluckste.
    Â»Danke«, schnappte Vanandel. »Das gilt hier wohl für alle.«
    Maris wurde ernst. »Hier ist viel Ungutes und Böses geschehen. Ich denke, dass dir« – er nickte Wigand zu – »nicht völlig klar war, worauf du dich eingelassen hast. Viijarna – oder Chaantrea, wie ihr sie nennt – konnte immer schon sehr überzeugend und ganz und gar hinreißend sein, wenn sie etwas erreichen wollte.« Ein dunkler Schatten zog über sein Gesicht.
    Vanandel hielt die Luft an. »Sie und du …?«, begann sie.
    Maris winkte ab. »Das tut hier und jetzt nichts zur Sache. Sie und ich, sie und mein Bruder Uldis, sie und Lluis, sie und viele, die sie verdorben hat. Ja. Zu Wigands Glück ist er ein Mensch, und Menschen taugen nicht zur Seelennahrung.«
    Er lächelte wieder. »Sie hat dir sicherlich etwas sehr Verlockendes versprochen. Was war es? Ewiges Leben? Reichtum? Unendliche Macht?«
    Wigand sah aus, als hätte er etwas sehr Bitteres gekaut. Er schwieg verbissen.
    Â»Gold hat sie ihm versprochen«, sagte Vanandel verächtlich. »Mein edler Bruder. Der Sohn des Markgrafen. Der Kronprinz der Mark. Gold!!« Sie spuckte aus.
    Â»Bitte«, mahnte Maris, aber er lächelte ihr verständnisvoll zu. Dann wandte er sich sehr ernst an den Kronprinzen: »Gurmendor ist fest entschlossen, die Drahtzieher des Eierdiebstahls zur Rechenschaft zu ziehen. Weißt du, was das bedeutet?«
    Der Adler rückte näher und starrte den Kronprinzen bedrohlich an. Wigand schluckte. »Was denn?«, stammelte er.
    Â»Gurmendor ist kein Friedensvogel«, erläuterte Maris fast genüsslich. »Er wird dich zerfleischen und wahrscheinlich das meiste von dir fressen. Die Überreste seiner Opfer pflegt er dann weiträumig zu zerstreuen. Habe ich recht, Gurmendor?«
    Der Adler öffnete weit den Schnabel und grollte tief wie ein ausbrechender Vulkan. Es roch nach Aas. Der Kronprinz machte einen Satz rückwärts. »Bitte«, jammerte er. »Ich wusste nicht … Helft mir doch!«
    Maris lächelte sanft und legte die Fingerspitzen aneinander. »Aber gerne«, sagte er. »Wenn du uns hilfst.«
    Â»Was muss ich tun?«, fragte Wigand eifrig.
    Â»Du wirst ins Schloss zurückkehren«, sagte Maris. »Zusammen mit dem Rudelführer und unseren beiden Freunden.« Vanandel blickte sich um. Trurre hatte sich neben dem Herrn von Wasserberg ausgestreckt und schien zu schlafen.
    Â»Ich kehre ins Schloss zurück«, bestätigte Wigand verständnislos. Vanandel hielt den Atem an. Maris lächelte ihr verschwörerisch zu. Dann fuhr er fort: »Hört mir jetzt sehr gut zu, Rudelführer und Prinz, denn ihr werdet dem Markgrafen einige überaus schlechte Nachrichten zu überbringen haben.«

Lluigolf erwachte, weil eine Hand an seiner Schulter rüttelte. »Hm?«, machte er unwillig.
    Â»Lluis, wach auf«, hörte er Vanandels Stimme. Sie klang irgendwie merkwürdig, und er öffnete die Augen, um sie anzusehen.
    Â»Weinst du? Was ist passiert?«, fragte er und richtete sich hastig auf.
    Vanandel wischte sich über die Augen und prustete unwillig. »Dummes Zeug! Ich weine nie.«
    Sie hockte sich neben ihn. »Kannst du reiten?«
    Â»Ja, warum nicht?« Lluigolf reckte die Arme und gähnte. »Ich bin in Ordnung. Bis auf die Hand, aber die hat Trurre verbunden.«
    Â»Dann kannst du mein Pferd nehmen«, sagte Vanandel. »Du bekommst eine große Eskorte – Groszbarrt und seine Wache begleiten euch.« Sie lächelte schief. »Genauer gesagt, das, was von der Wache übrig ist.«
    Lluigolf nickte abwesend und sah sich um. »He, wo sind alle hin?«
    Â»Der Bruder Scriptor ist mit Ranvidar auf dem Weg zu seinem Orden«, sagte Vanandel. »Das Ei muss so schnell wie möglich zurück.« Sie verschränkte die Hände im Schoß und zählte auf.

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