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Die Seele der Elben

Titel: Die Seele der Elben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Jetzt war sie es, die den unschuldigen Hocker mit einem Tritt durchs Zimmer beförderte. Glücklicherweise waren es äußerst unpassende derbe Stiefel, die unter ihrem seidenen Rocksaum hervorlugten, und sie prellte sich die Zehen nur ein wenig. »Halt du bloß den Mund«, fauchte sie ihre innere Gouvernante an, die sich in Krämpfen wand.
    Â»Ich habe nichts gesagt, Prinzessin«, erwiderte der Barde.
    Sie wirbelte herum und deutete anklagend auf seine Brust. »Er will mich gegen ein Adlerei tauschen!«, schrie sie.
    Der Barde verschluckte sich und begann zu husten. »Was?«, röchelte er.
    Â»Ein verdammtes Ei von einem dieser verlausten Riesenhühner«, Vanandel war außer sich. »Der Horninger hat einen Hippogryphen, also hat mein Vater es sich in den Kopf gesetzt, ihn mit einem zahmen Riesenadler zu übertrumpfen. Und angeblich hat der Langländer da seine Quellen. « Sie ahmte höhnisch die gedehnt-näselnde Sprechweise des Herren vom Langen Land nach. »Er will mich eintauschen! Als wäre ich ein verdammtes Pferd oder eine Briefmarke!«
    Der Barde blickte äußerst betroffen. »Das kann er nicht ernst gemeint haben.«
    Vanandel warf die Hände hoch. »Ich weiß, was du sagen willst. Seit ich im sogenannten heiratsfähigen Alter bin, hat er dreimal pro Saison einen passenden Gatten für mich im Auge. Aber jetzt ist es ernst, das sage ich dir! Ich bin jetzt schon älter als Edigna und Gismara bei ihrer Hochzeit. Er verkauft mich an diesen widerlichen Langländer!«
    Â»Das kann er nicht ernst gemeint haben«, wiederholte der Barde, der ihren Ausbruch mit glasigem Blick über sich hatte ergehen lassen. »Die Adler beschützen ihre Brut mit allen Kräften. Und auch der Bardenstein würde niemals zulassen, dass ein Gelege angetastet wird.«
    Vanandel schnappte nach Luft. »Sag mal, bist du noch gescheit?«, fuhr sie ihn an. »Was interessieren mich diese fliegenden Flederwische? Es geht hier um mein Leben!«
    Aber sie sah, dass er nicht zuhörte. Selbst dem zweitwüstesten Fluch aus ihrem ständig wachsenden Repertoire gelang es nicht, seine Aufmerksamkeit zu erregen, also sparte Vanandel sich ihren Atem und knallte stattdessen die Tür hinter sich zu, sodass die Dohlen krächzend vom Dach aufflogen.

Groszbarrt saß über einem Stapel Papier, als Vanandel am nächsten Tag die Wachstube betrat. Es amüsierte sie immer, sein ernsthaftes und ein wenig verzweifeltes Hundegesicht zu sehen, wenn er die Feder führte, was ihm sichtlich schwerer fiel als der Umgang mit einem Schwert oder einer Armbrust. Es fehlte nur noch, dass er beim Schreiben die Zunge zwischen die Zähne klemmte, dachte sie.
    Sichtlich erleichtert über die Unterbrechung legte er die Feder beiseite und erhob sich höflich, um ihr einen Stuhl zurechtzurücken. Sie nahm Platz und schmunzelte dabei über seine Bemühung um geschliffene Manieren. Groszbarrt legte außerordentlichen Wert darauf, sich nicht als grober Geselle zu präsentieren, obwohl er durch und durch Soldat war. Seine Abstammung konnte er selbst mit allergrößter Anstrengung nicht verleugnen, auch wenn er immer wieder versuchte, sie seine Umgebung vergessen zu machen.
    Zwecklos, dachte Vanandel mitleidig und musterte seine muskulöse, langarmige Gestalt und das traurige Gesicht.
    Â»Ich kann etwas für Sie tun, Prinzessin«, sagte er, die Hände an der Hosennaht. In seiner Stimme war nichts mehr vom rauen Klang der Sprache seines Volkes.
    Â»Nicht so förmlich, bitte. Sonst nenne ich dich ab jetzt wieder Rudelführer «, erwiderte sie leise tadelnd. Der Kommandeur der Schlosswache neigte den Kopf und stand bequem.
    Â»Groszbarrt, ich würde dich gerne auf einer eurer Patrouillen hinunter in die Stadt begleiten«, sagte sie. » Ganz hinunter«, fügte sie hinzu. Sie lauschte nach innen, aber ihre Gouvernante hatte heute anscheinend ihren freien Tag.
    Seine Augen wurden erst groß und verengten sich dann zu Schlitzen. »Ganz hinunter!«
    Sie nickte ungeduldig. »Ich war noch nie im … wie wird das Viertel genannt? Kuhstall?«
    Â»Schweinekoben«, erwiderte er automatisch. »Das kann ich nicht machen, Prinzessin. Vanandel. Dein Vater würde mich …«
    Â»Warum muss ich das ständig von allen hören? Mein Vater würde dies und würde das?« Vanandel musste sich beherrschen, um nicht

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