Die Seele der Elben
unbestimmten Laut von sich. Sie fuhr herum und rief: »Du wolltest mich mitnehmen! Gar, das kannst du nicht vergessen haben! Du hast es mir versprochen!« Während sie das sagte, dachte ein Teil von ihr: Du hörst dich an wie ein greinendes kleines Mädchen. Mach dich vor ihm nicht zur kompletten Närrin!
Er strich sich mit der Hand übers Gesicht, seine Miene war schuldbewusst. »Prinzessin, ich war wohl nicht mehr allzu nüchtern, als ich dieses Versprechen gab. Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht einmal mehr genau daran erinnern.«
Sie verschränkte ihre Hände so fest ineinander, dass ihre Knöchel weià wurden. »Du warst sturzbetrunken«, zischte sie. »Aber normalerweise hindert dich das nicht daran, anderntags noch ausführlich damit prahlen zu können, wie du jemandem beim Würfeln die Hosen ausgezogen hast. Erzähl mir also jetzt nicht, dass du nichts mehr davon weiÃt!«
»Prinzessin«, erwiderte er. »Vanandel. Wir können nicht miteinander durchbrennen wie Siduk und Lukena aus der alten Sage. Ich bin kein Prinz und kein edler Ritter, nur ein einfacher Sänger und PossenreiÃer. Und überdies â¦Â«, er verstummte und senkte den Kopf, sodass das lange, nachtdunkle Haar über sein Gesicht fiel.
»Ja, überdies«, erwiderte sie bitter. » Skrassnarx ! Ich weiÃ, was du alles nicht bist, Barde!«
Er riss den Kopf hoch, schockiert über den Fluch, nach dem sie ihren Mund gefälligst mit Seife auswaschen müsste, wie die Stimme ihrer Gouvernante schrill anmerkte.
Ihre Mundwinkel zitterten sacht. Das Echo ihres alten Quälgeistes und des Barden Miene zeigten ihr, dass die Lektionen, die Groszbarrt ihr widerstrebend und unter groÃer Geheimnistuerei erteilte, sich jetzt schon auszahlten.
»Vanandel«, keuchte der Sänger. »Woher ⦠Hör mal, das solltest du nie, nie vor anderen ⦠Oh, ihr Götter!«
Sie lachte laut auf. »Hast du Sorge, dass das auf dich zurückfallen könnte, mein groÃer, starker Lehrer?«, spottete sie. »Ich frage mich langsam, wovor du dich sonst noch so fürchtest wie ein nacktes Mäuschen!«
Er sprang auf und packte ihre Arme, um sie zu schütteln. »Du kleines Biest!« Sein Gesicht war dicht vor ihrem, er hatte die Zähne gebleckt und seine Augen brannten. Sie wich keine Haaresbreite zurück, sondern lachte ihm furchtlos ins wütende Antlitz.
»Und jetzt?«, reizte sie ihn. »Was hast du jetzt mit mir vor?«
»Was hältst du von einer Tracht Prügel, Prinzessin?«, knurrte der Barde, lieà sie aber los. »Du bist schon viel zu lange nicht mehr übers Knie gelegt worden, fürchte ich.« Er wandte sich ab und trat gegen einen Hocker, der über den Steinboden polterte.
»Das hat bisher noch keiner gewagt. Du wärst der Erste.« Sie stemmte die Hände in die Seiten und begann zu lachen. »Komm schon, Gar. Vertragen wir uns.«
Seine Brauen sträubten sich noch einen Moment lang wie der Schwanz einer erbosten Katze, dann stieà er die angehaltene Luft hörbar aus und griff nach seinem Tabaksbeutel.
Beide saÃen sich gegenüber und schwiegen. Er rauchte gedankenverloren ein Tabakstäbchen, und Vanandel blickte auf ihre Finger herab.
Er reichte ihr das Stäbchen, und sie zögerte nur kurz, ehe sie es nahm. »Ich sollte das nicht im Schloss tun«, murmelte sie.
»Ah, bah«, sagte er.
»Mein Vater will das Stadtschloss für eine Weile verlassen«, sagte Vanandel.
»Mh.«
»Ich bin zuletzt als Kind auf Schloss Raakus gewesen«, fuhr sie fort. »Es ist riesig und ungemütlich und rundum gibt es nur Wald und Wiesen und all so Bauernkram.«
»Deswegen willst du ausreiÃen?«
Sie sprang auf und rollte mit den Augen. »Nein, deswegen will ich natürlich nicht ausreiÃen ! Ãberhaupt, was ist das für ein Wort? Ich bin doch kein Kind mehr, das seine Lieblingspuppe nimmt und ⦠und ⦠ausreiÃt !« Ihr fehlten die Worte, also fuchtelte sie wild mit den Händen und lief erregt auf und ab.
»Ist ja gut«, sagte er leise. »Die leidigen Heiratspläne waren mal wieder Thema, richtig?«
Sie verschränkte die Arme und nickte. »Noch bevor der Hof umzieht, soll ich den«, sie spuckte aus, » Langländer heiraten. Oder einen seiner hässlichen, dummen Söhne oder Neffen oder was weià ich!«
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