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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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griffen nach ihm.
    Er konnte sich nicht einmal gegen ihre Griffe wehren.
    Bei den Göttern, hör auf!
    Ihm wurde schwarz vor Augen.
    Dann – endlich! – endete es.
    Ein Tentakel glitt an Bord, ließ seine Beute fallen und fiel blutverschmiert ins Wasser zurück. Die Wut des Seelenfressers loderte in Breacs Kopf. Das Monster war kurz davor, unkontrollierbar zu werden. Es tobte unter dem Schiff seine Wut aus, schlug mit seinem Körper gegen den Kiel und brüllte. Er musste es irgendwie bannen, sonst waren sie allesamt verloren.
    Willst du sein Fleisch? Du bekommst es. Ich schwöre es dir. Aber erst schneide ich sein Herz heraus.
    Das Monster drehte ruhelos seine Kreise unter dem Schiff. Hunger zog wie ein fordernder Strudel durch Breacs Geist.
    Gleich, gleich. Ich verspreche es dir. Ich schwöre es dir.
    Um ihn herum raunten und flüsterten die Männer. Ja, sie hatten gewiss nie ein größeres Wunder gesehen. Breac blickte auf seine Beute hinab und verspürte eine überwältigende Trauer, die ihn aus heiterem Himmel traf und für einen winzigen Moment selbst seinen Hunger überstrahlte. Die scharfen Zähne der Tentakel hatten ein schlimmes Werk verrichtet. Klaffende Schnitte bedeckten den hell schimmernden Körper des Wesens. Blut floss auf die Planken.
    Allmächtiger! Was habe ich getan?
    Nein … nein! Es muss sein. Dein Leben für mein Leben.
    Breac zog das Messer aus seinem Gürtel und kniete sich neben das sterbende Geschöpf. Kristallhelle Augen blickten panisch zu ihm auf.
    „Sieh mich nicht so an. Es ist zu spät. Selbst wenn ich nicht dein Herz brauchen würde, könnte ich dich nicht mehr retten.“
    Breac hob das Messer – und zögerte. Der Blick des Wesens drang tief in seine Seele ein. Er spürte so viel Verzweiflung. So viel ohnmächtiges Aufbegehren. Aber zu viel Blut floss aus zu vielen Wunden. Was waren das dort für Schnitte an seiner Seite? Nein, sie stammten nicht von den Zähnen des Monsters. Es waren Kiemen. Echte, wahrhaftige Kiemen.
    „Es tut mir leid. Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg.“
    Nach so langer Jagd war er überrascht, wie ehrlich er diese Worte meinte. In dieser hässlichen Welt starb alles Schöne und Reine. Getötet von seinen Händen oder durch die Grausamkeit anderer Menschen, die ähnlich abscheulich waren wie er.
    Plötzlich umfasste die Hand des Wesens seinen Arm. Der Griff war nur schwach, kaum mehr als ein letzter, verzweifelter Versuch, sich zu wehren. Breac spürte die kalte, glatte Haut, dann das Brennen von Frost, das durch seine Adern kroch, als sickere es aus der Hand des Wesens hinein in seinen Körper.
    Mit einem Gefühl gewaltigen Hasses gegen sich selbst packte er beide Hände seines halb bewusstlosen Opfers, drückte sie unter seine Knie und machte es damit bewegungsunfähig. Die Stimmen seiner Männer wirbelten bedeutungslos um ihn herum.
    „Nein! Töte ihn nicht!“
    „Tu das nicht!“
    „Geh weg von ihm!“
    Jemand wollte ihn von seinem Opfer herunterzerren. Er griff nach der Waffe, die immer in einem Halfter an seiner Seite hing, schoss dem Mann in den Kopf und stieß ihn beiseite.
    „Er ist längst tot. Seht ihr das denn nicht?“
    Breac wandte sich wieder um, sprach ein Gebet, hob das Messer und stieß es dem Wesen unter die Rippen. Es gab keinen Laut von sich. Alles, was er hörte, war ein heiseres Ringen nach Luft.
    In dem Augenblick, da er die Klinge mit einem einzigen Ruck zur Seite ziehen wollte, erschütterte ein ohrenbetäubender Knall das Schiff. Breac fuhr herum. Eine graue Mauer wuchs über die Reling hinaus, immer höher und höher, verdunkelte den Himmel und ließ einen Regen salziger Tropfen auf das Deck regnen.
    Was dann geschah, hüllte sich in einen unwirklichen Nebel. Der Pottwal krachte auf das Schiff, warf es zur Seite und drückte es unter Wasser. Das Geschöpf, dem er gerade noch sein Messer ins Fleisch gerammt hatte, taumelte blutüberströmt auf zwei menschlichen Beinen zur Rampe, kippte zur Seite und rollte ins Wasser. Etwas Großes, Schwarzes schoss heran, zog es unter die Wellen und verschwand.
    Grindwale? Oh ihr Götter, nein!
    Breac wurde gegen die Reling geschleudert, bekam die Eisenstange zu fassen und spürte im nächsten Atemzug, wie das eiskalte Wasser über ihm zusammenschlug. Ein gewaltiges Stöhnen und Kreischen folterte seine Ohren. Das untergehende Schiff, die Schmerzen des Ungeheuers, die Pfiffe und Klicklaute der Angreifer. Schwertwale, Grindwale und der graue Riese. Sie alle rückten seinem Freund zu

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