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Die Seele des Ozeans (German Edition)

Die Seele des Ozeans (German Edition)

Titel: Die Seele des Ozeans (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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verdammt, warum stand er wie ein Gespenst mitten im Wohnzimmer und starrte sie an?
    „Tür!“, blaffte sie mit einer eindeutigen Geste. „Verschwinde!“
    „Du willst nicht, dass ich gehe“, sagte er. „Ich spüre es ganz deutlich. Warum sagst du es dann?“
    Fae blinzelte. Er hatte nicht gesagt: Oh Gott, du stirbst? Er hatte nicht sein Mitgefühl geäußert, nicht entsetzt dreingeblickt, nicht unangenehm berührt nach einem Themenwechsel gesucht. Nein, nichts von alledem.
    Ich spüre es ganz deutlich … ja, ja. Alles klar. Sein Gang war sonderbar als er langsam zu ihr kam. Irgendwie steif, als hätte er nach einem Unfall erst vor kurzem wieder laufen gelernt. Jeden Schritt setzte er mit behutsamer Vorsicht, seine Arme waren ein wenig zur Seite ausgestreckt, als vertraue er seinem Gleichgewichtssinn nicht.
    „Woher kommst du?“, brummte Fae. „Wer bist du? Warum bist du hier? Und warum läufst du so komisch? Ich weiß ja nicht mal, ob du echt bist. Und du gehst nicht, wenn ich sage, dass du gehen sollst. Was hast du überhaupt getrieben, während ich geschlafen habe?“
    „Dich angesehen.“
    „Ach?“
    „Und zu deiner anderen Frage: Ich bin echt.“ Der Mann setzte sich neben sie auf das Sofa. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen. Das unwirkliche Schimmern seines Oberkörpers zu sehen, die seidige Haut, die sich darunter spannenden Muskeln, seine feingliedrigen Hände, deren Nägel ungewöhnlich spitz zuliefen und funkelten wie Glas … all das war zu viel. Noch ein wenig mehr, und ihr Gehirn würde durchbrennen. In Rauch aufgehen. Schmelzen wie Schokolade in der Mikrowelle. Er hatte also ein paar Stunden damit verbracht, sie anzusehen. Na wunderbar. Genügte das, um ihn als gestört abzustempeln?
    „Woher stammen deine Wunden?“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und schob den Unterkiefer vor, obwohl sie wusste, dass sie damit aussah wie ein trotziges Kind. „Sag es mir.“
    „Von einem Riesenkalmar.“
    „Ein Riesenkalmar.“ Fae schnaufte. „Ja klar, was auch sonst. Wahrscheinlich hältst du den Rekord im Apnoe-Tauchen und dein Immunsystem ist derart gepimpt, dass sich Wunden innerhalb kurzer Zeit in Narben verwandeln. Aber mach dir nichts draus. Mein Gehirn spielt eben verrückt. Der Tumor hat inzwischen Faustgröße und drückt auf irgendwelche wichtigen Gebiete. Deswegen sehe, rieche und höre ich Dinge, die nicht real sind.“
    „Ich weiß.“
    Er stand lautlos auf, ging zu dem Küchenstuhl, über dem sein Hemd hing, zog es über und knöpfte es mit schlafwandlerischen Bewegungen zu. Als er wieder zu ihr kam und sich setzte, starrte Fae ihn ungläubig an. Mehr hatte er nicht zu sagen? Zu all diesen seltsamen Dingen fiel ihm nicht mehr ein? Sie wusste nicht, was sie entgegnen sollte. Schließlich entschied sie sich für die Frage, die ihr zuerst in den Sinn gekommen war: „Woher kommst du?“
    „Von dem Haus auf den Klippen, das nicht weit von hier steht.“
    Fae kniff argwöhnisch ein Auge zusammen. „Da stehen doch nur noch ein paar Bretter aufrecht. Keiner kann mehr da drin wohnen.“
    „Ich wohne dort auch nicht mehr. Das ist lange her.“
    Wieder neigte er auf diese vogelartige Weise den Kopf, während sein Blick auf und ab wanderte. Wo fingen Illusionen an und hörte die Wahrheit auf, und welchem Eindruck sollte sie trauen? Dem kalten Glanz in seinem Blick, der ihr sagte, dass dieser Mann unberechenbar war? Oder dem zweiten, unschuldigen Eindruck, der gerade dabei war, den ersten Eindruck fortzuwischen? Falls überhaupt irgendetwas von all dem echt war.
    „Du hast da gelebt?“, hakte sie nach. „Früher mal?“
    „Ja.“
    „Wo wohnst du jetzt?“
    „Mal hier, mal dort.“
    „Du reist herum?“
    Er zuckte mit den Schultern und hob die Hand, bewegte sie genau auf ihren Kopf zu. Halt! Moment! Das war eindeutig zu viel. Fae fuhr vom Sofa hoch und wich ein paar Schritte zurück. Schmerz hämmerte in ihrem Schädel. Sie ignorierte ihn, würgte ihren Zorn hinunter und bekämpfte das Ding in ihrem Kopf mit der einzigen Waffe, die ihr noch zur Verfügung stand: Ignoranz.
    „Willst du Tee?“, knurrte sie. „Oder Kaffee? Irgendetwas anderes? Hast du Hunger?“
    „Tee“, murmelte er, während er den Arm reglos ausgestreckt hielt, als müsse er erst realisieren, dass sie vor seiner Berührung Reißaus genommen hatte. „Pfefferminztee.“
    „Okay.“
    Hektisch begann sie, in der Küche herumzuhantieren. Warum tat sie das? Dieser Kerl trug Alexanders und Henrys Kleidung. Was

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