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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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richtig«, sagte Colivar leise und sah sich grimmig um. »Wenn es irgendwo zu finden ist, dann an dieser Stelle …«
    Sula hatte in den letzten Stunden immer wieder erfahren müssen, dass Colivar nicht in Stimmung war, um Fragen zu beantworten. So folgte er dem Älteren geduldig, als der den Streifen der Länge nach abging und seine scharfen Augen nach allen Seiten wandern ließ. Plötzlich pfiff er durch die Zähne und blieb stehen. Der Laut kam so plötzlich, dass Sula nach seinem Messer griff … als ob das, was sämtliche Bewohner des Dorfes getötet hatte, mit einfachem Stahl aufzuhalten wäre.
    Ein Steinhaufen auf einer Seite der Lichtung hatte Colivars Aufmerksamkeit erregt. Ringsum war der Boden kahl, hier wuchsen nicht einmal mehr die kümmerlichen Gräser. Als Sula genauer hinsah, entdeckte er tiefe Rillen, als hätte ein riesiges Tier mit seinen Klauen in der Erde gescharrt. Der Haufen wirkte in dieser Umgebung deutlich unnatürlich.
    Colivar fluchte mit Inbrunst in einem so seltenen – oder so uralten – Dialekt, dass Sula nur die Hälfte verstand.
    »Was ist?«, fragte er, bekam aber keine Antwort von Colivar. Dieser schien seinen Schüler und alles um sich herum vergessen zu haben.
    Der Magister trat mit festen Schritten an den Haufen, nahm die Steine einzeln herunter und warf sie achtlos beiseite. Sula wäre fast getroffen worden, als er zu ihm eilte. Nun sah er deutlich, dass der Haufen nicht zufällig entstanden war; die Steine waren versetzt gestapelt und schützten das, was unter ihnen lag, wie mit einer Kuppel. Ein Grabhügel vielleicht? Sula fand dafür die Größe nicht ganz passend, es sei denn, er wäre für ein Kind …
    Und dann hatte Colivar gefunden, was immer er suchte, und diesmal fluchte er in einer Sprache, die Sula verstand. Der Fluch war so derb, dass dem Jüngeren das Blut in den Adern stockte.
    »Sieh her«, befahl sein Lehrer.
    Sula beugte sich vor und schaute in das Loch, das Colivar geöffnet hatte. Unter den Steinen befand sich eine Schicht trockenes Gras, die sein Lehrer durchstoßen hatte, und darunter lagen, kaum noch erkennbar, einige weißliche Scherben. Sula begriff nicht gleich, worum es sich handelte.
    »Eierschalen?«, fragte er dann irgendwann.
    Colivar nickte und entfernte weitere Steine. Diesmal packte Sula mit an. Da er jetzt eine gewisse Vorstellung davon hatte, was sie freilegen wollten, konnte er mithelfen, ohne den Fund zu zerstören. Bald hatten sie eine ganze Sammlung von aufgebrochenen Eiern vor sich. Sie lagen ordentlich in einer schüsselförmigen Vertiefung, die in das flache Erdreich gescharrt worden war.
    Es mussten große Eier gewesen sein, etwa so groß wie eine Faust. Sula hatte solche Eier noch nie gesehen. Außen waren sie mattweiß, aber innen schillerten sie in allen Farben, und als er ein Stück Schale aufhob und in die Sonne hielt, leuchtete es an einer Stelle tiefblau auf. Dort haftete etwas. Er kratzte es mit dem Fingernagel ab und hielt es sich dicht vor die Augen. Es sah aus wie ein Stück Schlangenhaut von ganz ungewöhnlicher Farbe.
    »Kam es von hier?«, fragte er. »Das Wesen, das der Junge gesehen hat?«
    Colivar nickte grimmig.
    Sula legte die Eierschale weg. Das Nest – wenn es denn ein Nest war – war ziemlich groß. Es musste Dutzende von Eiern enthalten haben, aber die meisten waren zerbrochen.
    »Dann gibt es … so viele? Von diesen Wesen?«
    Colivar schüttelte den Kopf. »Wenn sie ausschlüpfen, kämpfen sie miteinander, und nur die stärksten überleben. Das Nest verlassen sie erst viel später. Manchmal übersteht ein volles Dutzend dieses Stadium. Manchmal bleibt nur ein Exemplar übrig.« Er betrachtete den Teil des Nestes, der noch abgedeckt war, als wollte er berechnen, wie viele geschlüpft und wie viele davon am Leben geblieben sein könnten. »Schon eines wäre zu viel«, sagte er endlich.
    Endlich wagte Sula die Frage zu stellen: »Ist das der Grund, warum das Dorf sterben musste?«
    Colivar zögerte. »Diese Wesen bringen den Schwarzen Schlaf«, sagte er endlich. »Wenn so viele gleichzeitig aus dem Ei schlüpfen … und schließlich aufhören, sich gegenseitig aufzufressen, brauchen sie eine neue Nahrungsquelle. Aber dieses eine Nest dürfte kein ganzes Dorf getötet haben …«
    »Ist es das, was die Alten als Seelenfresser bezeichneten?«
    Colivar nickte. »Früher suchten die Menschen nach den Nestern, um die Eier vor dem Ausschlüpfen zu zerstören. Aber das war nicht so einfach. Wenn sie so zahlreich

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