Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
Vom Netzwerk:
Bild zuckte der Körper auf dem Bett zusammen wie unter einem Schlag. Inzwischen war keinerlei Zusammenhang mehr zu erkennen, binnen eines Herzschlags gingen Erinnerungen in Albträume über, und Albträume wurden zu Wahnvorstellungen. Von den geisterhaft bleichen Lippen des Mannes löste sich ein erstickter Schrei, und plötzlich erschienen über dem Bett geflügelte Kreaturen mit rot glühenden Sternenaugen. »Sie kommen!«, keuchte er. »Sie kommen hierher!« Ein Krampf erfasste seinen Körper, die Brust wölbte sich nach außen, die blicklosen Augen quollen ihm aus dem Kopf – und dann fiel er mit einem letzten Aufschrei in sich zusammen und blieb mit unnatürlich verrenkten Armen und Beinen reglos liegen.
    Die Vision erlosch. Das Ektoplasma löste sich auf. Neben der Tür flüsterte der Leibarzt ein Gebet an seine Götter.
    Dann war alles still.
    Endlich wagte der junge Sula zu fragen: »War das …?«
    Colivar nickte grimmig. Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen, und in seinen Augen loderte ein schwarzes Feuer. Siderea erzitterte, wenn sie ihn nur ansah.
    »Seelenfresser«, flüsterte er.
    »Ich dachte, die hätte man alle getötet«, bemerkte Siderea. »Schon vor langer Zeit.«
    »Nur vertrieben. Nicht getötet.« Er sah zu ihr auf. Sie konnte seinen Blick nicht ertragen und wandte sich rasch ab. »Ein entscheidender Unterschied, meine Königin.«
    Er wandte sich an die beiden anderen Magister. »Wir müssen an diesen Ort. Gewisse Fragen verlangen nach einer Antwort, und die finden wir nur dort.«
    »Weißt du denn, wo es ist?« Fadir deutete auf den leblosen Mann auf dem Bett. »Er kann uns kaum führen. Er kann nicht einmal mehr so viel Magie aufbringen, um uns den Weg zu zeigen.«
    Colivar überlegte kurz, dann fragte er Siderea: »Hast du noch die Kleider, die er trug, als er hier ankam?«
    Sie nickte.
    »Lass sie holen.«
    Sie gab den Auftrag an eine Dienerin weiter. Die verängstigte Frau eilte davon. Die drei warteten schweigend. Wenig später kehrte die Dienerin mit mehreren Kleidungsstücken zurück, die einen durchdringenden Gestank verbreiteten, obwohl sie in Leinen gewickelt waren. Obenauf lagen die wenigen Habseligkeiten des Hexers: ein Messer, eine kleine Börse, ein abgewetzter Gürtel, eine Ledermütze. Colivar griff nach der Mütze. Das Schweißband war von außen mit kleinen Messingnieten befestigt. Er fuhr mit dem Fingernagel an der Stirnseite darüber. Dann hielt er den Finger ans Licht und zeigte allen die Schmutzkörnchen, die er abgelöst hatte.
    »Das ist Erde, die haften blieb, als er stürzte. Sie wird uns führen«, sagte er.
    »Und was willst du tun, wenn du dort bist?«, fragte Siderea.
    Die schwarzen Augen richteten sich auf sie. Ein Blick von erschreckender Leere. Sie erschauerte innerlich, aber sie wich ihm nicht aus.
    »Hast du noch andere Magister gerufen?«, fragte er.
    Sie nickte.
    »Schicke sie hinterher, sobald sie angekommen sind.« Er hielt die Hand über die Laken und ließ ein wenig von dem Schmutz auf die Decke fallen. »Damit werden sie den Weg leichter finden.«
    »Colivar …«
    Er beugte sich über das Bett und den verrenkten Leichnam und ergriff ihre Hand. »Bitte verlange nicht, dass wir dich mitnehmen, meine Königin. Ich möchte dir keine Bitte abschlagen, aber noch weniger möchte ich dich dem aussetzen, was wir dort finden könnten.«
    Sie schloss kurz die Augen und seufzte. Dann nickte sie langsam. »Aber du wirst mir sagen, was du erfahren hast?«, hauchte sie. »Alles?«
    Er küsste ihr die Hand. »Selbstverständlich, meine Königin.«
    Dann gab er sie frei und trat zurück. Sula und Fadir stellten sich an seine Seite.
    Colivar warf einen Blick auf die Diener. Der Leibarzt lehnte totenbleich am Türrahmen. Die Frau, die die Kleider gebracht hatte, kauerte in einer Ecke. »Ihr werdet vergessen, was hier geschehen ist«, sagte der Magister leise. Siderea sah die beiden leicht zusammenzucken, als die Macht in seinen Worten sich über sie senkte. »Kein Wort über die Reise oder die Botschaft dieses Mannes komme über eure Lippen, bis eure Herrin es euch befiehlt. Er starb eines natürlichen Todes infolge von Erschöpfung. Alles, was er vor seinem Tod erzählte, waren Wahnvorstellungen, ausgelöst durch seinen Zustand. Verstanden?«
    Das Mädchen flüsterte: »Ja, Herr.« Der Arzt nickte nur.
    Colivar schloss kurz die Augen und sammelte seine Macht. Dann flüsterte er eine Beschwörung … und die Luft um die drei Magister begann zu flimmern wie die

Weitere Kostenlose Bücher