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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Fürsten des Westens abwechselnd Gardisten abstellen, um rechtzeitig vor einem solchen Übergriff gewarnt zu werden.«
    »Genau«, flüsterte der Mann heiser. »So ist es. Und jetzt sind sie alle tot. Die Schwarzen Ungeheuer sind zurückgekommen … Wir sind alle verloren …«
    »Erzähle uns, was du gesehen hast«, befahl Fadir. »Alles, was an diesem Tag geschah, von Anfang bis Ende.«
    Dem Mann trat der Schweiß auf die Stirn, und als Siderea ihn mit einem Tuch abtupfen wollte, spürte sie, dass es kalter Schweiß war. Die Angst mochte wie ein Fieber in ihm wüten, aber Fadirs Macht ließ es nicht nach außen dringen.
    »Ich war mit einem Trupp von Berittenen mit Vorräten unterwegs in die Berge.« Die Stimme klang heiser, gepresst und stockend, als müsste er sich jedes Wort einzeln abringen. »Der Gardist, der uns unterwegs erwarten sollte, um uns auf der letzten Meile zu begleiten, war nicht da. Das machte unseren Hauptmann misstrauisch. Er schickte einen Kundschafter voraus in den Wald, um zu sehen, ob es Schwierigkeiten gab.«
    Seine Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Der Kundschafter kam zurück … aber nur sein Körper … ohne Verstand. Der Wahnsinn loderte ihm aus den Augen. Nicht einmal ich konnte zu ihm durchdringen.«
    »Du bist ein Hexer?«, fragte Siderea.
    Er nickte. Er war erschreckend bleich geworden, bleich wie ein Toter, und warf den Kopf hin und her, als die schrecklichen Erinnerungen sich erneut Bahn brachen. »Konnte nicht helfen … hatte nicht genügend Macht … hätte mich bei lebendigem Leibe aufgefressen …« Er schloss die Augen; ein heftiges Zittern durchlief seinen Körper. » Wo waren die Götter? «, stieß er hervor. » Wie konnten sie das zulassen? «
    Sie biss sich auf die Unterlippe, denn sie hatte keine Antwort. Fadirs Magie bemächtigte sich abermals des Mannes. Doch diesmal reichten die Kräfte nicht aus, um ihn zu beruhigen, und endlich legte ihm der Magister die Hand auf die Stirn und befahl: »Schlaf ein.« Wieder erschlaffte der Körper des Mannes, als hätte ihm der Magister alle Kraft entzogen; der Kopf rollte haltlos zur Seite, die Lider waren halb geöffnet, doch die Augen starrten blind ins Leere.
    »Er hat uns alles gesagt, was er uns sagen kann«, bemerkte Colivar leise. »Nun werden wir uns die Vergangenheit mit seinen Augen ansehen.«
    Er trat an das Kopfende des Bettes und strich dem Kranken mit der Hand über das Gesicht. Ein Zittern durchlief den Hexer, aber er erwachte nicht. Dann stieg langsam ein Nebel über seinem Gesicht auf und verdichtete sich; Farben entstanden, und eine Vision nahm Gestalt an.
    Es war eine düstere Vision. Obwohl die Sonne schien, wurde sie von Angst verdeckt wie von schwarzen Gewitterwolken. Nur in der Mitte zeigte sich ein heller Fleck. Das Ektoplasma war ein Nebel in zarten Farben, der in Wirbeln und Strömungen den Erinnerungen des Mannes folgte. An den Rändern war alles unscharf, aber im Zentrum war alsbald ein Trupp von Reitern zu erkennen, dem mehrere schmale Wagen folgten. Ganz vorne führten zwei Männer eine heftige Diskussion. Unweit von ihnen saß eine Gestalt in Uniform auf dem Boden. Der Mann wirkte wie ein Schwachsinniger; der Speichel rann ihm über das Kinn, er zitterte am ganzen Leib und starrte blicklos in die Ferne.
    Und dann löste sich ein anderer Mann – Antuas selbst – aus der Gruppe und ging zu Fuß auf den Wald zu. Dabei machte er ein seltsames Zeichen, mit dem die Hexer manchmal ihre Macht beschworen. Siderea erriet, dass es den Zweck hatte, eventuell aufgestellte Posten in eine andere Richtung schauen zu lassen, wenn er an ihnen vorüberkam.
    Wie mochte es sein, wenn man die Macht so bedenkenlos einsetzte, dachte sie. Wenn man spürte, wie die Kräfte in Strömen durch die Seele wogten, anstatt aus Angst vor einem allzu frühen Tod nur tröpfchenweise abgegeben zu werden?
    Als der Hexer Antuas den Wald durchschritten hatte, verblassten die Bäume zu Schatten. Vor ihm erschien eine Siedlung. Leer. Auch sie blieb hinter ihm zurück. Häuser kamen in Sicht. Leer. An den Ständern fehlten die Waffen. Türen standen offen. Eine dunkle Flüssigkeit war über eine Schwelle gespritzt, hatte sich auf der Erde verteilt und war von Stiefeln in den Schlamm getreten worden. Die Bilder verschwammen immer wieder wie in einem Traum und lösten sich vollends auf, wenn der Betrachter sich einem Detail zuwandte. Man spürte mit schmerzhafter Deutlichkeit, dass der Hexer in der Vision vor Angst außer sich war.

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