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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Brackwasser wälzte.
    Sie wählte einen Tisch in der hintersten Ecke, wo es besonders dunkel war, und setzte sich mit dem Rücken zur Wand. Wenige Minuten später brachte man ihr einen Holzteller mit einer fetttriefenden Fleischpastete, die weitaus mehr Zwiebeln und Knoblauch als Fleisch enthielt, und einen Krug mit einem schäumenden braunen Getränk. Sie zog eine Münze aus ihrem Beutel, hielt sie einen Moment in den Fingern und umgab sie mit ihrer Macht, bis sie sich überzeugend anfühlte. Dann reichte sie das Geldstück dem Wirt und beobachtete mit angehaltenem Atem, wie er es prüfend ins matte Licht hielt. Endlich nickte er und gab ihr Kleingeld heraus. Ihre Münze steckte er in seine tiefe Tasche, wo sie andere Geldstücke klirren hörte. Gut so. Wenn der Zauber seine Wirkung verlor und der wahre Wert wieder zum Vorschein kam, hätte sie sich längst unter die anderen gemischt.
    Es war ihr nicht aufgefallen, wie sie den Atem angehalten hatte. Nun ließ sie ihn ausströmen und spürte, wie eine unklare Spannung von ihr wich. Sie hatte die Macht mehrfach eingesetzt, seit sie Aethanus verlassen hatte, aber immer nur, wenn sie allein war. Jetzt hatte sie zum ersten Mal jemanden damit betrogen.
    Stets ist es leichter, ein Bewusstsein zu manipulieren, als Materie zu beschwören , hatte der Magister sie gelehrt. Wenn du die Kunst der Illusion beherrschst, sinkt die Gefahr, in feindlicher Umgebung in eine Translatio zu fallen.
    Sie lehnte sich zurück und trank einen Schluck Bier. Es war nicht ungenießbar. Das galt auch für die Fleischpastete, obwohl sie nicht mehr ganz frisch war. Aus ihrer dunklen Ecke beobachtete sie die Gäste, die dicht gedrängt an den derben Holztischen saßen und erregt diskutierten, und erinnerte sich, wie sehr sie sich einst vor solchen Männern gefürchtet hatte. Damals waren sie durch ihre Größe und ihre Kraft mächtig gewesen. Jetzt lag die wahre Macht in ihren Händen.
    Wer zahlte den Preis dafür? Die Worte schlichen sich in ihr Bewusstsein, während sie das warme Bier trank. Was für ein Mensch liefert die Energie für meine kleinen Diebereien? Wer muss sein Leben opfern, damit ich eine warme Mahlzeit bekomme?
    Sie schüttelte den Kopf, aber die Gedanken ließen sich nicht vertreiben. Aethanus hatte sie immer wieder vor solchen Grübeleien gewarnt. Kein Magister kann es sich leisten, sich um seinen Konjunkten zu sorgen , hatte er ihr eingeschärft. Sobald er das tut – sobald er daran zweifelt, dass er Anspruch auf dessen Leben hat, um seine Bedürfnisse zu erfüllen –, zerreißt das Band, und der Magister wird zu dem, was er eigentlich im Augenblick seiner ersten Translatio hätte werden sollen – einer fleischlichen Hülle ohne den Funken des Lebens. Zu einem Leichnam.
    Ich »sorge« mich nicht , dachte sie störrisch. Ich bin nur … neugierig.
    Sie wurde aufmerksam, als die Stimmen plötzlich lauter wurden. Zwei der Gäste hatten offenbar zu viel getrunken und taten nun, was Männer in diesem Zustand immer taten – sie fingen Streit an. Diesmal ging es darum, wer von ihnen von einer der Kellnerinnen bevorzugt wurde, dabei wäre es dem Mädchen, nach seinem verängstigten Blick und danach zu schließen, wie es eben noch den Kittel über der Brust zusammengezogen hatte, am liebsten gewesen, wenn alle beide vergessen hätten, dass sie auf der Welt war.
    Sollte ich etwas tun, um ihr zu helfen? , fragte sich Kamala. Allein schon die Tatsache, dass sie die Möglichkeit dazu hatte, war neu für sie. Sie war gewöhnt, hilflos zusehen zu müssen, wenn eine Frau misshandelt wurde, und sich nur mit dem Zorn trösten zu können, der heiß durch ihre Adern strömte. Aber selbst wenn sie eingreifen wollte, was würde es nützen? Sie konnte die Männer mit ihrer Macht flach auf den Tisch werfen, aber schon zehn Minuten später würden die nächsten zwei dieselbe Frau begrapschen, weil sie glaubten, sich mit ihrem Bierpfennig das Recht erworben zu haben, alles, was Brüste hatte, wie eine Hure zu behandeln. Die Gründe für dieses Verhalten – Armut, Frustration und der Umstand, dass sich der Kopf eines Mannes leerte, wenn ihm das Blut in die Lenden schoss – ließen sich auch mit Magie nicht in einer Nacht beseitigen.
    So war es schon im Ersten Königtum , dachte sie düster. Und so wird es immer bleiben.
    Wenigstens rangen die beiden jetzt miteinander und hatten darüber die Frau vergessen. Kamala zuckte zusammen, als einer der verschrammten Holztische krachend umstürzte – so wie

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