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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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geht aus Eurer Geschichte hervor. Dass Ihr fähig seid, ihn zu befriedigen, liegt ebenfalls auf der Hand. Nur wenige Männer können beides von sich behaupten.«
    »Nur wenige Magister sprechen eine solche Sprache.«
    »Wie gesagt, ich bin nicht wie die anderen.«
    »Die anderen habe ich fortgeschickt.«
    Die grauen Augen glitzerten. »Vielleicht war das klug.«
    Danton nahm den Mann abermals in Augenschein und studierte jeden Zug seines Gesichts, um so sein Wesen zu ergründen. Er hatte die Gabe, in den Herzen der Menschen zu lesen, auch bei jenen, deren Macht scheinbar grenzenlos war. Der Mann war … hungrig. Ebenso hungrig wie die Könige, von denen er sprach, oder die Bestien, die in den Seelen der Menschen nach Blut winselten. Dieser Hunger war gefährlich, so viel stand fest, und die wahren Beweggründe eines Magisters waren für einen König nur selten verständlich. Bei Ramirus war es Danton dennoch gelungen, ihn so weit zu durchschauen, dass er ihn im Griff hatte, und Ramirus’ Brüder hatte er so geschickt manipuliert, dass er überlebte, obwohl er zwei Dutzend von ihnen beleidigt hatte – was die meisten Monarchen tunlichst vermieden hätten. Nun, so dachte er, musste er eben lernen, diesen Magister im Griff zu halten. Denn was immer dieser Kostas erlebt, was immer die Erfahrung grenzenloser Macht ihm angetan, welche Geheimnisse ihm die Unsterblichkeit ins Ohr geflüstert hatte, im Grunde war und blieb er ein Mensch. Das war das Geheimnis, das alle Magister mit Sagen und Mysterien zu verschleiern suchten, davon war Danton überzeugt. Ein Tiger, wie stark auch immer, würde immer ein Tiger bleiben. Und das galt auch für einen Menschen. Er mochte seinen Körper nach Belieben verändern, er mochte sogar unsterblich sein, aber er blieb ein Mensch.
    Wieder wandte er sich der Karte zu und betrachtete sein Reichsgebiet. Endlich legte er einen Finger auf die Grenze zu Corialanus. Der blutrote Rubin in seinem Ring funkelte unheilvoll, als er den Finger den Kest-Fluss entlang ins Herz dieses aufsässigen Staates bewegte.
    »Gut«, sagte er ruhig. »Dann lasst hören, was mein Königlicher Magister mir rät …«

Kapitel 14
    Schatten, nichts als Schatten, wohin man schaut. Zunächst erkennt Andovan keine Formen, nur bedeutungslose, unscharfe Fleckenmuster, doch dann werden die Umrisse langsam klarer. Er unterscheidet Bäume, die sich schwarz vor dem Nachthimmel abzeichnen. Dazwischen eine Frau. Sie ist in Schwärze gehüllt und in Schwärze gekleidet, sodass weiter nichts von ihr zu sehen ist. Das Mondlicht wirft kühle Reflexe auf die zackigen Äste der Tannen, aber an sie kommt es nicht heran.
    Er weiß, dass sie ihn beobachtet. Sie beobachtet ihn immer. Er spürt ihren Blick, und dieser Blick schmeckt nach Tod. Er schreit aus voller Kehle seinen Protest hinaus. Ein kraftloser Schrei, der wie Rauch von seinem Körper aufsteigt, aber nichts bewirkt … Er schließt den Mund, kann aber den Strom nicht aufhalten. Immer neuer Rauch entweicht, und er wird zusehends schwächer. Verzweifelt will er sich abwenden und weglaufen, aber er kann es nicht.
    Die Frau wartet stumm, ihre Geduld ist unendlich. Er spürt keinerlei Gefühl, doch sie streckt ihre blasse Hand aus, und der Rauch kommt zu ihr wie ein gut erzogener Hund … sie fächelt ihn in ihren Mund, atmet ihn ein, nimmt seine Kraft, sein Leben in sich auf, und die Schattentannen sehen schweigend zu …
    Andovan schreckte aus dem Schlaf hoch. Kalter Schweiß stand ihm auf der Stirn, und einen Moment lang lag er nur da und war froh, dem quälenden Albtraum entronnen und in die Wirklichkeit zurückgekehrt zu sein.
    Es war nicht die erste Nacht, in der er von der Schattenfrau geträumt hatte. Tatsächlich kamen diese Träume jede Nacht, seit ihn Colivar mit dem Zauber belegt hatte, der ihn zum Ursprung seiner Krankheit führen sollte. Zu der Frau, die ihn töten würde.
    Jede Nacht sah er sie, aber er konnte ihr Gesicht nicht erkennen.
    Jede Nacht schrie er sie an, aber er wusste ihren Namen nicht.
    Der Albtraum wurde mit jedem Mal schlimmer, die Todesqualen wurden wirklicher. Hieß das, dass Colivars Magie ihre Wirkung tat und er seiner Mörderin näher kam? Oder war es nur eine Warnung, dass sein Leben verrann wie Sand in einem Uhrglas, und dass ihm nur noch wenig Zeit blieb, bis er seine Suche aufgeben musste?
    Ich werde sie finden , gelobte er sich. Jeden Morgen die gleichen Sätze. Ich werde mir mein Leben zurückholen, koste es, was es wolle, und sie wird

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