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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Träume waren ein besonders aufschlussreiches Medium, sie spiegelten in Schatten und Andeutungen die Befindlichkeit der Seele wider, in der sie entstanden waren. Wenn diese Zeichen wirklich Ausdruck der Befindlichkeit von Kamalas Seele waren, musste man sich große Sorgen um sie machen.
    Gleich darauf teilten sich die Schatten, und eine Gestalt trat auf ihn zu. Sie trug einen langen schwarzen Umhang; die Kapuze war so weit nach vorne gezogen, dass man das Gesicht nicht sehen konnte. Aethanus fragte sich kurz, ob er sich bei der Identität des Traumbildners nicht geirrt hatte, doch dann wurde die Kapuze zurückgeschoben, und er erkannte Kamala. Sie war bleich und verhärmt, und Erschöpfung oder Trauer hatten ihr dunkle Ringe unter die Augen gemalt. Ihre Kleidung zeigte schwarze Flecken und war zerrissen, ein weiterer Hinweis auf den Sturm, der in ihr tobte. Schlechte Zeichen überall.
    »Kamala?«
    Ihre Stimme war nur ein Flüstern, so heiser, als hätte sie geweint. Worüber sollte seine heißblütige Schülerin geweint haben? »Verzeiht mir, Meister.« Sie schlug die Augen nieder, eine seltene Geste der Unterwürfigkeit, die ganz und gar nicht zu ihr passte. »Ich weiß, es ist nicht der Brauch, dass Schüler Rat bei ihrem Mentor suchen, nachdem sie ihn verlassen haben …«
    »Hätte ich nicht erwartet, dass du diese Regel brichst, dann hätte ich dir meinen Ring nicht gegeben.« Er hätte gern seine magischen Sinne eingesetzt, um tieferen Einblick zu erhalten, aber in ihrem Traum würde er nur sehen, was sie ihm zeigen wollte … und das war vermutlich bereits sichtbar. »Was ist geschehen?«
    Ihr gequälter Blick erschreckte ihn. Die blutunterlaufenen Augen hefteten sich kurz auf ihn, sie schien zu überlegen, wie viel sie preiszugeben wagte, und schließlich flüsterte sie kaum hörbar: »Ich habe das Magistergesetz gebrochen.«
    Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. »Wie ging das zu?«
    »Ich habe einen Magister getötet.«
    Er schloss kurz die Augen und schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel. Als er seiner Stimme wieder sicher sein konnte, sah er sie an und wiederholte ruhig: »Wie ging das zu?«
    »Es war ein Unfall. Er belästigte mich, ich setzte mich zur Wehr, und … und dann stürzte er ab.« Sie schüttelte den Kopf. »Es war ein tiefer Sturz. Er hätte reichlich Zeit gehabt, sich zu retten.« Sie biss sich so fest auf die Unterlippe, dass ein Blutstropfen hervorquoll. »Aber er hat nichts unternommen. Ist einfach nur … gefallen.«
    Aethanus zog scharf den Atem ein. »Translatio?«
    »Ich weiß es nicht. Er sah aus wie … wie ein Moratus. So hilflos.«
    »Wissen die anderen Bescheid?«
    Sie zuckte zurück. »Die anderen Magister?«
    Er nickte.
    »Wahrscheinlich. Es waren mindestens drei in der Nähe.«
    Er musste die Frage stellen. »Wissen sie, wer du wirklich bist?«
    »Ich glaube nicht.«
    Er ließ geräuschvoll den Atem ausströmen, wandte sich ab und überlegte angestrengt. Nach Magisterbrauch müsste er sie eigentlich für alle Zeit verstoßen. Andererseits dürfte er nach Magisterbrauch eigentlich gar nicht mit ihr reden. Sie dürfte seinen Ring nicht haben. Vor allem dürfte sie nicht Magister sein. Er hatte für diese Frau schon so viele Regeln gebrochen, die ihm einst heilig gewesen waren …
    Als er sich ihr wieder zuwandte, sah er bestürzt die Tränen auf ihrem Gesicht. Nie hätte er geglaubt, sie könnte durch irgendetwas so erschüttert werden, dass sie in seiner Gegenwart Tränen vergösse. Etwas schnürte ihm die Kehle zu, er schluckte und bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen. »Du musst deine Sachen zu dir rufen«, sagte er. »Alles, was dazu dienen könnte, dich aufzuspüren. Nicht nur Kleidung und anderes Eigentum – das versteht sich von selbst –, sondern jedes Haar, jeden abgeschnittenen Fingernagel, jede Hautschuppe, die zurückgeblieben sein könnten. Deinen Duft auf den Laken, das Fett deiner Haut auf einem Türknopf, deinen Fingerabdruck auf einem Bettpfosten – alles.«
    Sie nickte.
    »Sie könnten dich dabei ertappen – die Gefahr besteht –, aber wenn niemand weiß, dass du ein Magister bist, wird man kaum nach Magie suchen.« Er rieb sich mit zwei Fingern den Nasenrücken und überlegte weiter. »Sie kennen deinen Namen? Wissen, wie du aussiehst?«
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich glaube nicht.«
    »Du könntest dich noch verwandeln, wenn du dir nicht sicher bist.«
    Sie nickte. »Ich weiß.«
    Er hatte ihr schon oft aus verschiedenen

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